Mülheim. Die Autorin Helgard Haug hat den Mülheimer Dramatikerpreis schon ein Mal gewonnen. Jetzt ist sie erneut für die Theatertage nominiert.
Mit Helgard Haug kommt eine arrivierte Autorin zu den Theatertagen, die schon zwei Mal sehr erfolgreich am Wettbewerb teilgenommen hat. 2007 gestanden Jury und Publikum ihr den Dramatikerpreis zu, 2014 wählte zumindest das Publikum sie zur Siegerin. „All right. Good night.“ heißt das Stück, mit dem Helgard Haug am Donnerstag, 19. Mai, um 19.30 Uhr in der Stadthalle ins Rennen geht.
Persönlicher und zugleich weltumspannender geht es kaum: Die Autorin und Regisseurin Helgard Haug verbindet in ihrem Werk das Erleben der zunehmenden Demenz ihres Vaters mit dem Verschwinden der Passagiermaschine MH370 im März 2014. Beide Ereignisse, jenes in ihrer Familie und jenes, das Familien weltweit bewegte, verwebt sie zu einer Reflexion über das Verschwinden.
„Musik kann Verschwundenes begreifbar machen“
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Was erst mal nicht zusammenzupassen scheint, wächst in der Produktion von Rimini Protokoll und vielen renommierten Kooperationspartnern zu einem Theatererlebnis von ungewöhnlicher Intensität zusammen. Zu erleben ist dabei nicht nur ein dichter, unaufdringlich verweisungsreicher Text, sondern auch eine ganz eigene Klangebene. „Denn Musik ist das künstlerische Medium, das die größte Tradition darin hat, Verschwundenes begreifbar zu machen“, heißt es in der Ankündigung.
Für „All right. Good night.“ komponierte die Elektropop-Musikerin Barbara Morgenstern eigens Klänge und Melodien, mit denen die zwölf Musikerinnen und Musiker des Zafraan Ensembles einen ganz eigenen Umgang mit Lücken und Leere finden.
Rimini Protokoll in Mülheim schon mit mehreren Projekten schon zu Gast
Das nächste Stück
Als nächster Festival-Beitrag ist am Samstag, 22. Mai, um 18 Uhr „Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!“ von Elfriede Jelinek zu sehen.Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg ist in der Stadthalle zu Gast. Jelinek ist zum wiederholten Mal zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen.
Die Autorin Helgard Haug, geboren 1969, hat Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen studiert. 2002 gründete sie gemeinsam mit Stefan Kaegi und Daniel Wetzel das Label „Rimini Protokoll“. Seither entwickeln die drei Kulturschaffenden in unterschiedlichen Konstellationen sehr erfolgreich Arbeiten im Bereich Theater, Hörspiel, Film und Installation. Die Liste ihrer Projekte ist lang, auch im Mülheimer Ringlokschuppen waren sie mehrfach zu Gast, unvergessen die „Truck Tracks Ruhr“ - ein Ruhrgebietsprojekt mit einem fahrenden Zuschauerraum.
Für „Karl Marx: Das Kapital, Erster Band“ wurden Helgard Haug und Daniel Wetzel 2007 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis sowie dem Publikumspreis ‘07 ausgezeichnet. 2014 gewann ihr Stück „Qualitätskontrolle“ den Publikumspreis der „Stücke 2014“. Vier ihrer Inszenierungen wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Auch für ihre Hörspielarbeiten wurde Haug mehrfach ausgezeichnet. 2011 erhielten Rimini Protokoll für ihr Gesamtwerk den Silbernen Löwen der 41. Theaterbiennale Venedig.
Aufführung in Mülheim: Überdurchschnittlich intensives Texterlebnis
Die Mülheimer Auswahl-Jury erklärte zur Nominierung von Helgard Haug für die Stücke 2022: „’All right. Good night.‘ ist nicht nur ein gegenwartsdramatischer Abend mit einem überdurchschnittlich intensiven Texterlebnis, sondern auch einer, der inszenatorisch und ästhetisch neue Wege beschreitet.“ (Christine Wahl) Der Text wird übrigens nicht gesprochen, sondern auf einen Gazevorhang projiziert.
Karten und weitere Informationen gibt es unter www.stuecke.de