Mülheim. Die Hilfsbereitschaft für die Ukraine ist in Mülheim riesengroß. Welche Stellen in der Stadt Sachspenden annehmen.

Während russische Truppen in die Ukraine einmarschieren, genießt Mike Scheffler seinen Urlaub in Schweden – mitten im Wald, in einem Dorf mit nur 60 Einwohnerinnen und Einwohnern. „Als ich auf der Fähre zurück nach Deutschland zum ersten Mal wieder die Nachrichten gelesen habe, war ich wie erschlagen“, sagt der Mülheimer rückblickend.

Scheffler leitet die Wohngemeinschaft für Demenzerkrankte „Haus Noah“ in Dümpten. Bei seiner Rückkehr war die Stimmung „sehr bedrückt“. Viele der älteren Bewohnerinnen und Bewohner seien sehr verängstigt, sie fühlten sich in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurückversetzt. „Die Situation belastet uns alle. Also war klar, dass wir helfen wollen“, so Scheffler.

Mülheimer Altenpfleger sammelt Spenden für Ukraine

Über Facebook startet er einen Spendenaufruf – und wird von der Hilfsbereitschaft der Mülheimerinnen und Mülheimer überwältigt. Der Container, in dem Kleidung, Hygieneartikel und Verbandsprodukte gesammelt werden, war schon nach wenigen Tagen voll. Längst stapeln sich die Spenden auch im Carport und in der Garage. „Das ist Wahnsinn“, sagt der gelernte Altenpfleger.

Zusammen mit einigen Angestellten wird er die erste Lieferung nun in ein kleines Dorf in Polen bringen, in dem eine seiner Mitarbeiterinnen geboren wurde und in dem zurzeit viele ukrainische Geflüchtete ankommen. „Es gibt wohl Schwierigkeiten an der polnischen Grenze. Nicht alle Hilfstransporte werden durchgelassen. Das wollen wir verhindern und haben ein Schreiben vom Bürgermeister organisiert.“

Sachspenden für Ukraine: Lebensmittel, Hygieneartikel und Verbandsprodukte gefragt

Einen halben Tag lang wollen er und sein Team vor Ort bleiben und die Hilfsgüter verteilen. Für die kommenden Wochen rechnet Scheffler mit weiteren Fahrten. „Aber wahrscheinlich werden wir schon bald nicht mehr die langen Wege haben, sondern den Menschen aus der Ukraine hier in Mülheim helfen können.“

Gebraucht werden laut Scheffler vor allem Lebensmittel, Hygieneartikel und Verbandsprodukte, von Kleidungsspenden bittet er abzusehen. Wer die Aktion unterstützen möchte, kann täglich bis 18 Uhr seine Spenden am „Haus Noah“, Helenenstraße 35, abgeben. https://www.waz.de/politik/ukraine-konflikt-russland-putin-spenden-hilfe-not-id234670331.html

Mülheimerin hilft Ukraine: „Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal konnte ich nicht helfen.“

Eine weitere Anlaufstelle in der Stadt ist die Autoglaswerkstatt „Nero“, Heerstrasse 15. Inhaberin Nadine Fenten verteilt die Sachspenden an verschiedene Aktionen in der Region. „Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal konnte ich nicht helfen, weil ich es zeitlich nicht geschafft habe. Aber jetzt helfe ich, wo ich kann“, sagt die 50-Jährige.

Die Spenden, die Thoren Benk von der Baumkletterschule Benk gesammelt hat, sind bereits an der ukrainischen Grenze angekommen. „Einer meiner Freunde wurde in Rumänien geboren und hat gefragt, ob ich ihn bei der Aktion unterstützen will“, sagt Benk.

Janka Wessler bietet in ihrem Mülheimer Studio eine Yogastunde auf Spendenbasis an.
Janka Wessler bietet in ihrem Mülheimer Studio eine Yogastunde auf Spendenbasis an. © Hanna Witte

Yoga-Lehrerin aus Mülheim bietet Kurs auf Spendenbasis

Kurz nach seinem Facebook-Aufruf wurde Benk mit „Kleidung überschüttet“, eine Firma aus der Region spendete zwei Paletten mit Verband- und Desinfektionsmitteln. „Die Hilfsbereitschaft ist so, so groß, dass wir für unsere kleinen Lieferungen wahrscheinlich schon genug haben.“ Sollten weitere Spenden benötigt werden, wird er bei Facebook darüber informieren.

Geldspenden für die Ukraine

Geldspenden sind laut Experten oft effizienter als Sachspenden. Organisationen, die in der Ukraine aktiv sind und um finanzielle Unterstützung bitten, sind zum Beispiel die Katastrophenhilfe der Diakonie, die Caritas oder Unicef.

Auch das SOS Kinderdorf, die Malteser und das Deutsche Rote Kreuz sammeln Spenden für die Ukraine.

Eine besondere Aktion, um Geld für die Ukraine zu sammeln, hat sich Janka Wessler überlegt. In ihrem Yogastudio „Yin und Janka“ bietet sie am Sonntag, 6. März, eine Yogastunde auf Spendenbasis an. Wer teilnehmen möchte, solle sich vorab per Telefon oder online anmelden. Zusätzlich spendet die Yoga-Lehrerin einen Euro für jede Person, die an einem Kurs teilnimmt.

„Der Krieg ist direkt vor unserer Haustür. Die Bilder aus der Ukraine berühren mich sehr. Ich bin selbst vor kurzem zum zweiten Mal Mutter geworden“, sagt Wessler. „Man fragt sich natürlich, was man tun kann. Und ich denke, jeder Euro zählt.“