Mülheim. . Michaela Rosenbaum ist neue Geschäftsführerin der Awo Mülheim. Mit ihr soll der Wohlfahrtsverband nach den Krisenjahren wieder Stärke gewinnen.
Die Awo Mülheim hat eine schwierige Zeit hinter sich: Erst Finanzprobleme, dann Insolvenz, Personalquerelen und schließlich die Trennung vom bisherigen Chef Lothar Fink, der nicht mehr das Vertrauen genoss. Die Sorgen der Mitarbeiter an der Bahnstraße waren groß. Nun sollen die Zeiten sich ändern. Mit Michaela Rosenbaum hat der Wohlfahrtsverband eine neue Geschäftsführerin an die Spitze geholt, die über sich sagt: „Ich habe Freude daran, etwas Neues aufzubauen.“
Drei Dinge hebt sie im Gespräch mit der Redaktion hervor: „Ich will, dass die Awo Mülheim nach innen und nach außen wieder Vertrauen gewinnt, dass sie sich neue Geschäftsfelder erschließt und dass sie eine kontinuierliche, verlässliche Arbeit leistet.“ Neue Geschäftsfelder? Pflege, Erziehung, Beratung in Armuts-, Sucht- und Konfliktfragen, soziale und psychische Hilfen – das alles, so Michaela Rosenbaum, könne ein Verband alleine gar nicht leisten. Es gebe auf diesen Feldern künftig eher mehr als weniger zu tun, und das seien alles Bereiche, in denen die Awo gut sei und viele Kompetenzen habe.
Eine Allrounderin mit viel Erfahrung
Mit Michaela Rosenbaum (55) kommt eine erfahrene Sozial-Expertin an die Spitze in Mülheim. „Sie war unsere Wunschkandidatin“, sagt die Awo-Vorsitzende Elke Domann-Jurkiewicz. Gegen mehrere Kandidaten habe sie sich durchgesetzt. In Mülheim ist die 55-Jährige keine Unbekannte. Von 2001 bis 2007 hat sie das Familienbildungswerk der Awo am Ort geleitet, bevor sie beim Awo-Kreisverband in Wesel die Leitung für die Bereiche Bildung, Inklusion und Beratung übernahm.
Michaela Rosenbaum stammt aus Neukirchen Vluyn, lebte eine Zeit lang in Düsseldorf, machte später an der Luisenschule in Essen ihr Abitur und leistete danach ein Freiwilliges soziales Jahr in einem Altenheim. Für sie sei es ein entscheidendes Jahr gewesen, wie sie heute sagt. „Ich habe damals gespürt, dass das Soziale, der Kontakt mit Menschen für mich etwas ist.“ Sie studierte Sozialpädagogik, arbeitete später für die Lebenshilfe, in der heilpädagogischen Frühförderung, dann auch mal im Jugendreferat, in der Erwachsenenbildung in Düsseldorf, sie wurde Referentin für Migration und Integration, kurzum: Sie ist eine Allrounderin und weiß, wovon man bei der Awo spricht.
Awo will wieder soziale Stimme erheben
Das Insolvenzverfahren in Eigenregie hat die Awo in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich gemeistert, wie Elke Domann-Jurkiewicz sagt. 158 Mitarbeiter verdienen derzeit noch ihr Geld bei der Awo. Ziel sei es, so die Vorsitzende, dass die Awo Mülheim an Stärke gewinnt und auch wieder dem gemeinsamen Tarifvertrag beitritt. Das hieße bessere Gehälter für die Beschäftigten, die derzeit nicht von der jüngsten Tariferhöhung profitieren.
Für Michaela Rosenbaum ist es wichtig, dass die Awo nicht nur als Wohlfahrtsverband eine gute Arbeit in der Stadt leistet, sondern auch wieder ihre soziale Stimme erhebt. So manche Entwicklung in der Gesellschaft bereitet ihr Sorgen: die Schere zwischen Arm und Reich, die rechten Strömungen, ein zunehmender respektloser Umgang miteinander. „Ich will, dass die Awo auch wieder deutlicher ihre soziale Stimme in der Stadt erhebt", sagt die neue Chefin. „Farbe bekennen“ sei ihr wichtig.
Entwicklerin von Konzepten
Michaela Rosenbaum ist seit 2001 Mitglied der Awo. Die Awo stehe für Solidarität, Toleranz und soziale Gerechtigkeit, die sie auf für ihre Arbeit zugrunde lege. Sie sieht sich auf dem Chefsessel der Awo weniger als Verwalterin, sondern vielmehr als Entwicklerin von Konzepten.
In ihrer Freizeit liest die Mutter zweiter Töchter (19,26 Jahre) gerne, hört Musik, mag Kleinkunsttheater und liebt Poetry Slam.