Mülheim. Seit vergangener Woche gilt die Frühwarnstufe im Notfallplan Gas. Die Medl erklärt, was das im Ernstfall für die Mülheimer bedeuten würde.

In der vergangenen Woche hat Bundeswirtschaftsminister Habeck die erste von drei Warnstufen im „Notfallplan Gas“ ausgerufen. Die lokalen Versorger bereiten sich zumindest auf Lieferengpässe vor.

So wirklich wissen sie beim Mülheimer Energiedienstleister Medl noch nicht, was auf sie zukommt. „Was wir wissen, entnehmen wir genauso der Presse“, sagt Peter Lambers, technische Führungskraft im Bereich Gasbetrieb. „Wir sitzen hier und fragen uns: Was passiert jetzt?“

Öl kann nur kurzfristige Engpässe in Mülheim beheben

Kurzfristige Engpässe könnten dadurch überbrückt werden, dass die mit Wärme versorgten Kunden vorübergehend mit Öl beheizt werden. „Aktuell sind unsere Lager voll. Aber dauerhaft haben wir sicher auch ein Problem, wenn das Öl aufgebraucht ist. Dann müssten wir wieder zum Gas zurückkehren“, weiß Lambers.

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Wie heiß das Thema ist, habe sich aber erst am Montag gezeigt, als die Medl eine Videokonferenz mit einem Vorlieferanten abhielt. „Da waren 340 Zuhörer dabei“, berichtet Lambers. Alle erhoffen sich Antworten, denn noch ist völlig unklar, nach welchen Kriterien die Bundesnetzagentur entscheidet, wer noch wie viel bekommt, sollte das Gas tatsächlich nicht mehr für alle ausreichen.

Großverbraucher müssen als Erste auf Gas verzichten

„Man wird sich darauf verständigen, dass die Großverbraucher dann rausgehen“, vermutet Peter Lambers. Daher hat auch die Medl bereits alle ihre Großkunden angeschrieben, sich aktuelle Kontaktdaten gesichert und um eine 24-Stunden-Erreichbarkeit gebeten.

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Anders als etwa in Bochum, wo die dortigen Stadtwerke 65 Unternehmen identifiziert haben, will man sich in Mülheim so konkret nicht festlegen. Eine Liste „nicht schützenswerter Kunden“ gebe es aber auch. „Es werden erst mal die großen Chemieunternehmen sein, die rausgehen“, sagt Lambers.

Besonders geschützt hingegen sind Krankenhäuser, Heime, Polizei und Feuerwehr – und am meisten der gemeine Verbraucher. „Die werden als Letzte kein Gas mehr bekommen“, verspricht die Medl, die in Mülheim 70.700 Wohneinheiten mit Gas und Wärme versorgt. Im Jahr 2020 wurden dabei 1,409 Milliarden Kilowattstunden abgesetzt.

Mülheims Medl sieht sich als Boote in der Energiekrise

So sieht der Notfallplan Gas aus

Drei Stufen gibt es im Notfallplan Gas. Die Alarmstufe und die Notfallstufe werden allerdings erst dann ausgerufen, wenn weniger Gas nach Deutschland geliefert wird, als benötigt wird. Das könnte beispielsweise dann der Fall sein, wenn einzelne Pipelines dicht gemacht werden.Privatpersonen gehören zu den geschützten Gruppen, dies gilt allerdings nur bis zu einem jährlichen Verbrauch von 10.000 Kilowattstunden. Laut Experten könnte schon ein Grad weniger an der Heizung sechs Prozent an Energiekosten einsparen.

Der Energieversorger sieht sich allerdings eher als Bote in der Krise. „Wir werden die Informationen verbreiten und die Kunden auffordern, auf die Zufuhr zu verzichten“, erklärt Lambers, dass sein Unternehmen niemanden aktiv von der Gaslieferung ausschließen könne. „Jeder Marktteilnehmer ist für sein Handeln selbst verantwortlich“, sagt er.

Eine Mülheim-spezifische Knappheit kann der Experte aber quasi ausschließen. „Im Ruhrgebiet sitzen wir wie die Spinne im Netz, was die europäische Gasversorgung angeht. Wenn es in Mülheim kein Gas mehr gibt, dann gibt es in ganz Deutschland keins mehr“, glaubt Lambers.

Mitarbeiter des Mülheimer Versorgers sind ständig in Bereitschaft

Ein Krisenmanagement bestehe bei der Medl freilich immer. „Wir haben über Jahre Kommunikationstests gemacht, das ist alles durchgetaktet“, so der Gas-Fachmann. Mittlerweile würden auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Tablets mit nach Hause nehmen, um auch nachts erreichbar zu sein. „Wir stehen sozusagen Gewehr bei Fuß, hoffen aber, dass wir nicht eingesetzt werden.“