Mülheim. Millionen-Brandschaden bei Auto Obermann in Mülheim. Entstand das Feuer durch einen Fehler? Die Chefin verspricht: „Niemand verliert seinen Job.“
Am dritten Tag nach dem Großbrand läuft bei Auto Obermann in Heißen fast wieder normaler Alltagsbetrieb. Mechaniker schrauben in den Werkstätten, der Hof ist zugeparkt, die Büros sind besetzt. Nur die Kraftfahrzeughalle in einer hinteren Ecke ist mit Bauzaun abgesperrt, das Dach angeschmort, das Innere völlig verwüstet.
Rußgeschwärzte Metalltrümmer, Fahrzeugteile, Maschinen sieht man dort, alles mit Löschschaum befleckt. Mittendrin aufgebockt: der Sattelauflieger mit einem zerlegten Kinder-Kirmeskarussell. Es sollte bei Obermann umgebaut werden, doch es fing Feuer. Durch die zerstörte Hallenwand, auf der Böschung zum Radschnellweg, sind angekokelte Bäume zu sehen.
Bis Dienstagmorgen noch Brandwachen im Mülheimer Kfz-Betrieb
Am Montag war hier Großalarm, nachdem Firmenchefin Kerstin Obermann um 9.55 Uhr die Feuerwehr gerufen hatte. Stundenlang schufteten die Einsatzkräfte, kämpften gegen Flammen, Rauch und Hitze, alles in allem mehr als 160 Leute.
Am frühen Montagnachmittag war das Feuer in Halle 2 dann gelöscht, der große Tross wieder abgerückt. Bis Dienstagmorgen habe es noch Brandwachen gegeben, berichtet Kerstin Obermann, und zur Sicherheit waren noch nicht alle Schläuche eingerollt. Von weit her anrücken mussten die Feuerwehrleute nicht – die Heißener Wache liegt nur ein paar Hundert Meter vom Gewerbegebiet an der Hänflingstraße entfernt.
Selbstlöschversuche waren schnell gescheitert
Der Chef des Familienunternehmens, Dirk Obermann, hatte gemeinsam mit zwei Mitarbeitern erst versucht, das Feuer selber zu löschen – doch schnell die Vergeblichkeit erkannt, eilig die Halle verlassen, das Tor hinter sich geschlossen. Zeitweise stand eine gigantische schwarz-graue Rauchwolke über dem Gelände – bis nach Essen hin sichtbar und so undefinierbar, dass mehrere Wohnhäuser in der nahe gelegenen Gutenbergstraße vorsorglich evakuiert wurden. Auch dort gab es aber am Nachmittag Entwarnung.
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Und das ist das Wichtigste: Niemand wurde verletzt. „Alle sind am nächsten Tag wieder zur Arbeit erschienen“ – das kann die Firmenchefin mit Sicherheit sagen, obwohl es erst anders aussah und die Feuerwehr auch drei leicht verletzte Personen gemeldet hatte.
Drei Verdachtsfälle auf Rauchgasvergiftung, niemand verletzt
Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes stellte am Mittwoch klar: Drei betroffene Personen seien vom Rettungsdienst und Notarzt wegen des Verdachtes einer Rauchgasvergiftung untersucht worden. Die Feuerwehr zähle solche Fälle als „leicht verletzt“, weil der Rettungsdienst tätig wurde. Entgegen erster Berichte musste aber niemand ins Krankenhaus gebracht werden.
Für das Team des alteingesessenen Kfz-Betriebs war dieser Montag ein Horrortag, vor allem Dirk und Kerstin Obermann hatten zeitweise schlimmste Befürchtungen: „Wir hatten Angst, unser Lebenswerk zu verlieren, und Sorge um unsere Mitarbeiter, dass ihre Existenz in Gefahr gerät und wir vielleicht keine Löhne mehr zahlen können.“ Die Leute seien teilweise seit Jahrzehnten bei ihnen beschäftigt.
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Tatsächlich konnte die Feuerwehr letztlich fast den gesamten Betrieb retten. „Halle 2, die Fahrzeugbauhalle, ist komplett weg“, berichtet Kerstin Obermann. „Und ein Meisterbüro.“ Eine Glaswand zur angrenzenden Werkstatthalle schmolz weg. Doch der Brand griff nicht über. Der Großteil der Gebäude blieb unbeschädigt, hier wurde schon am nächsten Tag wieder gearbeitet.
Unternehmerin schätzt den Sachschaden auf bis zu vier Millionen Euro
Dennoch schätzt Kerstin Obermann den Sachschaden auf dreieinhalb bis vier Millionen Euro. Natürlich sei die Firma versichert – „doch wie gut wir versichert sind, das wird man sehen“. Auto Obermann habe Maschinen verloren, die ersetzt werden müssen, und neben dem Kinderkarussell standen noch weitere Fahrzeuge zum Umbau in Halle 2. „Die können jetzt nur noch auf den Schrott.“
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Die Geschäftsführerin hofft, dass wenigstens die Kraftfahrzeughalle gerettet und wieder aufgebaut werden kann. Die statische Prüfung steht noch aus. Doch die Handwerker stünden schon bereit, neue Tore seien bestellt. „Wir hoffen, dass wir spätestens zum Jahresende in der Halle wieder arbeiten können, vielleicht schon früher.“ Bis dahin muss improvisiert und umorganisiert werden.
Kerstin Obermann nennt den Großbrand „ein Unglück, eine Katastrophe“, zugleich ist sie dankbar, dass alle gesund geblieben sind, dass viele Helfer sofort zur Stelle waren, beim Aufräumen mit anpackten: „Wir haben unheimlich viel Hilfe bekommen, von unseren Lieferanten, anderen Firmen, befreundeten Schaustellern. 15 Frauen waren hier und haben die ganze Firma geputzt. Das ist Wahnsinn. Unfassbar.“
Brandursache ist noch nicht ermittelt
Was genau den folgenschweren Brand ausgelöst hat, ist noch unklar. Die polizeilichen Ermittlungen laufen. Dass der Brand tatsächlich von dem Kinderkarussell ausging, wie erste Berichte nahelegen, kann die Polizei bislang noch nicht bestätigen. Ein Polizeisprecher teilte mit: „Ende dieser Woche steht noch ein Termin mit einem Gutachter an.“
Familienbetrieb seit 1978
Der Heißener Familienbetrieb wurde 1978 von Heinz Obermann gegründet - der Seniorchef verstarb 2019. Aktuell führen Dirk und Kerstin Obermann die Firma in zweiter Generation, ihr Sohn ist schon mit im Geschäft.
Auto Obermann hat nach eigenen Angaben rund 70 Beschäftigte auf dem ca. 50.000 qm großen Firmengelände an der Hänflingstraße.
Zum Unternehmen gehören unter anderem eine Spedition (Baumaschinentransport), die Bereiche Fahrzeugbau, Reparatur von Pkw, Nutzfahrzeugen, Wohnmobilen, Gebrauchtwagenverkauf und Abschleppservice.
Kerstin Obermann ist froh, dass es in ihrem Betrieb regelmäßige Brandschutzübungen gibt. Im Ernstfall am Montag hätte das sehr geholfen: „Wir sind sehr stolz, dass unsere Mitarbeiter sich so hervorragend verhalten haben“, sagt die Chefin.
Kerstin Obermann sagt, die Klärung müsse man den Sachverständigen überlassen. Für sie ist das Ergebnis aber offenbar zweitrangig. „Möglicherweise ist ein Fehler passiert, aber ich werde niemandem die Schuld dafür geben. Und niemand verliert hier seinen Job.“