Mülheim. Beim neuen Konzept zum Mülheimer Wochenmarkt bleibt die Marktgilde außen vor. Stadt will den Alleingang wagen, auch zur Belebung am Rathausmarkt.
Unstimmigkeiten, gar Reibereien hat es in der Vergangenheit zwischen Stadt und der Deutschen Marktgilde immer wieder gegeben. Doch nun scheint der Zwist um einen möglichen Umzug zum Rathausmarkt das dünne Band endgültig zerschnitten zu haben. Die Verwaltung schlägt nun vor, den Wochenmarkt grundsätzlich nicht mehr durch die Marktgilde betreiben zu lassen, „da sich die Erwartungen in die Durchführung und Weiterentwicklung des Marktes nicht voll erfüllt haben“.
Bereits Anfang des Jahres stand die Vertragsverlängerung auf der Kippe. Nur notgedrungen verlängerte man bis März 2022. Nun wurde deutlich: Dann soll wirklich Schluss sein. In der Bezirksvertretung 1 wurde der jahrelange Unmut auch politisch noch einmal laut: „Die Kritikpunkte sind geblieben“, bekräftigte der CDU-Fraktionsvorsitzende in der BV1, Hansgeorg Schiemer. Widerspruch war im Gremium nicht zu vernehmen.
Händler klammern sich an die Mülheimer Einkaufsmeile Schloßstraße
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Zwar sollen der Verwaltung zufolge auch die Händler mit der Führung der Marktgilde hadern. Doch allein an der Organisation der Händlerschaft hängt die Misere nicht: Händler selbst wehren sich seit Jahren, den mutigen Schritt zum Rathausmarkt zu wagen. Womöglich aus gutem Grund: Denn dort – sagen sie – sei keinerlei Laufkundschaft, auf die sie aber angewiesen sind. Und selbst am aktuellen Standort Schloßstraße klammern sich nur noch wenige von ihnen an das Treibholz „Einkaufsmeile“.
Dass sich die Händler – um im Bild zu bleiben – auf bewegter See allein fühlen, hat viele Gründe. Und einige haben Stadt und Politik, die nun den Mut zur Weiterentwicklung von der Händlerschaft einfordern, gar mitverursacht. Da wäre der Zwist um mehr Standflächen auf der Schloßstraße, da wäre die strenge Handhabung von Lagerflächen für Markthändler, da wären die langen Laufwege für Händler zu besagten Lagerflächen, die dazu führten, dass manche sich aus Mülheim verabschieden wollten. Oder gar nicht erst kamen.
Und da wäre der Entwicklungswirrwarr am Rathausmarkt selbst: Neukonzeption mit Bürgerbeteiligung, anschließend eine Schmalspurumsetzung. Parkplätze weg, dann wieder nicht, Kiosk halten und ausbauen - nun Kiosk abreißen. Acht Jahre später steht alles wieder auf Null: Nun hat der OB die Verwaltung damit beauftragt, bis Februar 2022 ein neues Konzept zu präsentieren, das den Rathausmarkt als „Entrée“ zur Mülheimer Innenstadt entwickelt.
Das Dilemma: Keine Belebung ohne Händler, keine Händler ohne Belebung
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In der Bezirksvertretung wurde das Dilemma um den Rathausmarkt noch einmal deutlich: „Die Haltung der Deutschen Marktgilde zu dieser Frage ist der Verwaltung bekannt. Eine Verlegung des Wochenmarktes ohne gravierende Änderung der Rahmenbedingungen kommt hiernach nicht in Frage“, teilte die Stadt der Politik mit.
Also müsse es ohne Gilde gehen, folgert die Verwaltung. Und will über das Amt 61 den Markt selbst organisieren, bis eine Alternative gefunden ist. Nur: Gespräche mit einer „alternativen Konzessionärin“ sollen bislang ähnlich ausgefallen sein wie mit der Gilde.
Die Strategie soll daher sein, gemeinsam mit den Händlern zu erarbeiten, wie die Belebung der Innenstadt und des Rathausmarktes mit Märkten und Veranstaltungen gelingen kann. Dafür aber müsste die Stadt das Vertrauen wieder aufbauen.