Mülheim. Der Mülheimer Chefarzt Christian Soimaru ist Experte für Erkrankungen der Hand. Er rät, bei Problemen nicht zu lange mit dem Arztbesuch zu warten.

Erkrankungen der Hand haben den Charakter von Volkskrankheiten, ist Dr. Christian Soimaru, Chefarzt am Evangelischen Krankenhaus (EKM), überzeugt. Viele Menschen leiden an den Händen unter Beschwerden, an Schmerzen. Den „Tag der Hand“ will Soimaru für einen Appell nutzen, mit einem Besuch beim Experten nicht zu lange zu warten.

Handchirurgen haben den „Tag der Hand“ auf den Beginn des Monats März gelegt, doch das Thema beschäftigt Soimaru und sein sechsköpfiges Team rund ums Jahr. Der Chefarzt der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie ist, wie seine drei Oberärzte, auch ausgebildeter Handchirurg. Sehnenscheidenentzündungen sind das diesjährige Schwerpunktthema zum Hand-Tag. Am Handgelenk oder Unterarm treten sie oft nach Überlastung auf und werden zunächst konservativ behandelt, erklärt der Chefarzt. Sehnenscheiden umhüllen eine Sehne im Gelenkbereich, erläutert er. Gesunde Sehnen gleiten problemlos durch. Bei einer Überlastung können Sehnen anschwellen, der Platz wird knapp und die Verengung schmerzhaft.

„Schnappfinger“ werden in Mülheim 20 bis 30 Mal in der Woche operiert

Verschleißleiden an anderer Stelle können genauso schmerzhaft sein – und sind häufig nur durch eine entlastende Operation zu lindern. Dr. Soimaru nennt etwa den „Schnappfinger“, wenn sich einer oder mehrere Finger der Beugung oder Streckung verweigern. Auch in diesem Fall kann die die Sehne nicht mehr reibungsfrei gleiten, bleibt quasi in der Bewegung hängen. „Eine sehr häufige Erkrankung“, so Dr. Soimaru, die mit einem kleinen Eingriff behoben werden könne. Dieser werde in seiner Klinik etwa 20 bis 30 Mal in der Woche durchgeführt. Ursache sei meist eine Überlastung – „es gibt aber auch eine gewisse Veranlagung dazu.“

Das Daumensattelgelenk kann auch überlastet werden und sich dann durch ziehende oder stechende Schmerzen bemerkbar machen. Der so genannte „SMS-Daumen“ oder „Handydaumen“ ist eine Sehnenscheidenentzündung, die man auch durch intensive Handynutzung bekommen kann.
Das Daumensattelgelenk kann auch überlastet werden und sich dann durch ziehende oder stechende Schmerzen bemerkbar machen. Der so genannte „SMS-Daumen“ oder „Handydaumen“ ist eine Sehnenscheidenentzündung, die man auch durch intensive Handynutzung bekommen kann. © dpa / Archiv | Fabian Sommer

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Verschleißerkrankungen betreffen naturgemäß Ältere, doch es gibt auch eine Sehnenerkrankung des Daumens, die Jüngere treffen kann: Der so genannte „SMS-Daumen“, auch dies die Folge von Überlastung beim häufigen Abspreizen des Daumens. Bei Händen ist Arthrose auch ein großes Thema, ähnlich wie bei den „großen“ Gelenken Knie und Hüfte. „Das Daumensattelgelenk ist das mobilste Gelenk am ganzen Körper“, sagt Soimaru. Und beim Greifen unersetzlich. Auch für diese Gelenk gibt es inzwischen künstlichen Ersatz, Gelenkendoprothesen. „Das machen wir zunehmend“, sagt der Chefarzt.

Der Handy- oder SMS-Daumen ist eine Überlastung des Daumensattelgelenks

Die Ambulanzen in den Krankenhäusern sehen sehr häufig Handverletzungen, weiß Christian Soimaru. Ob nach Stürzen, Verbrennungen oder Schnitten – es seien nicht immer Bagatellen. Gehe eine Verletzung in die Tiefe, seien Sehnen, Blutgefäße oder Nerven verletzt, sollte ein Experte nachschauen, rät Dr. Soimaru. „Die Hand ist ein kompliziertes Werkzeug und verdient eine kompetente Behandlung.“ Man sollte, empfiehlt er, nicht zu lange mit dem Arztbesuch warten, wenn man täglich Schmerzen hat. „Lieber einmal nachschauen lassen, was da los ist.“