Mülheim. Viele junge Familien träumen vom eigenen Haus, wollen aber auch die Umwelt schonen. Holzbau liegt im Trend - ein gutes Beispiel aus Mülheim.
Viele Mülheimerinnen und Mülheimer träumen von einem Eigenheim. Immer mehr von ihnen legen dabei Wert auf Nachhaltigkeit. „Früher haben sich die Menschen vor allem für ein Haus aus Holz entschieden, weil es günstiger war“, sagt Uwe Siepmann. „Heute geht es jungen Baufamilien in erster Linie um Nachhaltigkeit.“
Die Bauwirtschaft zählt zu den größten Umweltverschmutzern. Denn Materialien wie Beton, Zement oder Stahl verursachen in der Herstellung hohe CO2-Emissionen.
Mehr Nachhaltigkeit: Holzhäuser liegen im Trend
Daher hat sich Siepmann vor fast 30 Jahren auf den ökologischen Holzbau spezialisiert. „Da war das Thema noch sehr experimentell“, sagt der 55-Jährige im Rückblick. Mittlerweile baut seine Zimmerei mit Sitz in Dümpten im Schnitt zehn Holzhäuser pro Jahr, hinzu kommen An- und Umbauten sowie Dachstuhlaufstockungen.
Deutschlandweit entstehen neue Häuser zunehmend in Holzbauweise. So wurden laut der Deutschen Bundesstiftung Umweltschutz im Jahr 2018 knapp 20 Prozent der Gebäude aus Holz errichtet. Tendenz steigend. „Holz wächst nach, ist also per se nachhaltig“, so Siepmann.
Mülheimer Zimmerei setzt auf Holz und Stroh
Außerdem speichert das Holz CO2. Beim Wandaufbau verzichte der gelernte Zimmerer und Energieberater auf Folien oder künstliche Dämmstoffe. Stattdessen sorgt eine Zellulose-Naturfaserdämmung dafür, dass Feuchtigkeit absorbiert und bei Bedarf wieder abgegeben wird. „Alle Materialien können wiederverwendet oder recycelt werden, wenn das Haus irgendwann demontiert wird.“
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Noch einen Schritt weiter geht der sogenannte Strohballenbau. Die Wände werden hierbei mit gepressten Strohballen und Lehm gefüllt. Keine neue Idee: Schon alte Fachwerkhäuser wurden nach dieser Technik gebaut.
Mülheimer Zimmerer: „Wir bleiben möglichst in der Region.“
„Von der Wiege zur Wiege. Das ist der Gedanke, der dahintersteckt“, sagt Siepmann. Denn der Großteil des Wandaufbaus – Holz, Lehm und Stroh – könne man theoretisch „einfach auf den Acker schmeißen und alles würde dahin gehen, woher es kommt.“
In der 600 Quadratmeter großen Fertigungshalle in Dümpten stapeln sich Holzbretter bis an die Decke, in den Gängen stehen große Holzrahmen. Siepmann und seine Mitarbeitenden bauen die wesentlichen Elemente bereits zusammen, damit sie auf dem Baugrund in wenigen Wochen zusammengesteckt werden können – vorzugsweise auf Grundstücken im Ruhrgebiet und der Umgebung. „Wir bleiben möglichst in der Region, weil das ökologischer ist.“
Fichtensterben und Ukraine-Krieg: Holzpreise steigen
Daher arbeitet Siepmann auch ausschließlich mit Holzhändlern aus der Region zusammen. Doch diese müssten ihre Stämme mittlerweile von sehr weit aufkaufen. „Grundsätzlich gibt es genug Holz“, so Siepmann. „Aber es wird in andere Kanäle geliefert, zum Beispiel in den Export.“
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Außerdem führe das Fichtensterben dazu, dass in der Region weniger Holz produziert wird. „Der Mensch hat Bäume gepflanzt, die hier gar nicht hingehören. Wir brauchen Mischwälder, die zu unserem Klima passen. Aber die Aufforstung braucht Zeit.“
Mülheimer Holzhäuser im Vergleich mit Fertighäusern
Während der Holzpreis lange Zeit „sehr, sehr niedrig“ war, wird Holz zunehmend zu einem teuren Rohstoff. Siepmann befürchtet, dass die Preise aufgrund des Krieges in der Ukraine weiter steigen werden – schließlich sei Russland ein wichtiger Holzlieferant.
Holzhäuser aus Mülheim
Uwe Siepmann und sein Team planen den kompletten Hausbau, von der Idee bis zur Fertigstellung des Holzhauses. Dabei kann das Haus je nach individuellen Wünschen gestaltet werden.
Dafür arbeitet die Mülheimer Zimmerei mit Architekten, Planern und Bauingenieuren zusammen. Weitere Informationen finden Interessierte unter fair-trade-haus.de und www.siepmann-holzbau.de.
Preislich können die Holzhäuser daher nicht mit konventionellen Fertighäusern mithalten, so Siepmann. „Das Produkt, das wir verkaufen, ist verhältnismäßig hochpreisig.“ Sein Ziel sei es dennoch, möglichst vielen Familien einen ökologischen Hausbau zu ermöglichen – um die Umwelt angesichts der Klimakrise nicht noch mehr zu belasten.