Mülheim. Im Supermarkt sind Speiseöl und Mehl so gut wie leer. Das sagen Supermärkte, Imbisse und Bäckereien in Mülheim zu den Kriegsfolgen.

Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auch auf den deutschen Einzelhandel aus. Wer zurzeit in einen Supermarkt oder einen Discounter geht, wird zwei Produkte beinahe vergeblich suchen: Speiseöl und Mehl. Viele Regale in Mülheim sind wieder leer und erinnern an die Anfangszeit der Corona-Pandemie, als Hamsterkäufe quasi großgeschrieben wurden. Nun scheint es wieder so weit zu sein.

Wer noch eine Flasche Öl oder eine Packung Mehl findet, hat zwar erst einmal Glück - doch spätestens an der Kasse ist es damit wieder vorbei. Denn für Lebensmittel muss inzwischen tiefer in die Tasche gegriffen werden. Wie das Verbrauchermagazin „Chip“ berichtet, lag zum Beispiel der Preis für Speiseöl im vergangenen Jahr noch unter einem Euro. Mittlerweile sei das preiswerteste Öl für 1,80 Euro zu kaufen.

Supermärkte in Mülheim haben Schwierigkeiten für Nachschub zu sorgen

Für Supermärkte ist es in diesen Tagen schwer, für Nachschub bei Speiseöl und Mehl zu sorgen. Viele reagieren mit rationierten Abgabemengen. Bei Lidl in Saarn kleben zum Beispiel schon Zettel an den Regalen: „Pro Haushalt nur drei Liter Speiseöl.“ Auch bei Aldi in Saarn hängen rote Hinweisschilder mit einer maximalen Einkaufsmenge.

Die Gründe für den Engpass sind vielfältig. Die Ukraine gilt als größter Getreideexporteur weltweit und auch Sonnenblumenöl wird weltweit hauptsächlich aus der Ukraine und aus Russland importiert. Dazu kommen aber auch noch andere Faktoren, wie Ernteausfälle in Nordamerika und Probleme mit den Lieferketten wegen Corona.

„Wir kriegen nicht mehr die Mengen, die wir bestellen“, sagt der stellvertretende Marktleiter Roy Breer vom Edeka Center Paschmann in Dümpten. Die geringere Bestellmenge müsse Edeka auf die einzelnen Filialen verteilen. „Jeder Markt bekommt immer nur tröpfchenweise Nachschub. Aber das ist so schnell vergriffen, dass wir gar keinen Bestand mehr aufbauen können.“ Die Preise wolle Edeka vorerst nicht erhöhen.

Aldi Süd sagt nichts zu Lieferengpässen, sondern spricht von Hamsterkäufen

Auch zwei Mitarbeiter von unterschiedlichen Rewe-Filialen in Mülheim bestätigen die Lieferengpässe und erzählen, dass die Lager für Speiseöl und Mehl leer seien. Auch die Preise seien dadurch gestiegen. Sie wollen allerdings lieber anonym bleiben. Offen spricht dahingegen die Filialleiterin vom Rewe Herzberg in Winkhausen, die momentan noch keine Engpässe im Laden feststellt. „Wir können uns noch nicht beklagen, weil wir uns sehr früh mit den Produkten eingedeckt haben. Mittlerweile müssen wir Öl und Mehl aber auch fremdbeziehen“, sagt Simone Mysliwietz.

Neben den Bestellproblemen bei bisherigen Lieferanten würden aber auch übermäßige Vorratskäufe für leere Regale sorgen. „Manche haben kartonweise Rapsöl gekauft. Das ist einfach nur Wahnsinn“, sagt die Filialleiterin. Auch Aldi Süd redet von Hamsterkäufen. Auf Anfrage der Redaktion schreibt die Mülheimer Unternehmensgruppe: „Wir sehen momentan eine stärkere Nachfrage bei einigen Warengruppen und so kann es sein, dass einzelne Artikel kurzzeitig vergriffen sind.“

Auf Lieferprobleme oder Preisstrategie reagiert Aldi Süd jedoch nicht. Dazu heißt es nur: „Selbstverständlich stehen wir in engem Kontakt mit unseren Lieferanten und reagieren auf diese Entwicklungen. Wir bitten Sie um Verständnis dafür, dass wir uns grundsätzlich aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht zu unserer Preisstrategie äußern.“

Imbissbuden in Mülheim ziehen Preise an, weil Speiseöl knapp und teuer ist

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Auch selbstständige Betriebe, die mit Lebensmitteln arbeiten, sind von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine betroffen und reagieren mit höheren Preisen. So erzählt der Inhaber von Erikas Braterei, dass er seine Pommes von 1,80 auf 2,00 Euro erhöht hat, wobei die Steigerung sich für ihn nicht wirklich rentiere. „Ich will meine Preise eigentlich nicht anheben, weil ich Angst habe, Kunden zu verlieren. Aber ich muss“, gesteht Frank Betke.

„Viele Lebensmittel sind nicht nur teurer geworden. Die Preise gehen an den Wucher.“ Früher habe der Imbissbuden-Betreiber zum Beispiel für zehn Liter Rapsöl 8,90 Euro netto bezahlt. Jetzt liege der Preis bei 28 Euro. „Es wird immer von zehn Prozent Steigerung geredet. Aber das sind mehr als hundert Prozent.“ Der Inhaber vermutet, dass viele Preise künstlich gemacht seien und die Börse daran Schuld sei.

Ihm mache jedoch nicht nur die Preissteigerung zu schaffen. Auch er habe Probleme, an Speiseöl zu kommen. Momentan lebe er noch von Vorräten, für die er frühzeitig gesorgt hatte. „Aber wenn die leer sind, weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.“ Denn die Abgabe von Frittieröl sei rationiert. Er bekäme derzeit nur noch ein bis zwei Kanister.

Bäckereien in Mülheim reagieren auch auf Preissteigerungen

Probleme mit Lieferengpässen hat die Bäckerei Hemmerle derzeit noch nicht. „Wir bekommen noch alle Produkte, auch Weizen. Aber nur zu weit überhöhten Preisen“, sagt Geschäftsführer Frank Hemmerle. „Wegen der Knappheit gibt es teilweise bis zu 100 Prozent Aufschlag und weitere Hiobsbotschaften von den Lieferanten kommen stündlich.“

Auch er habe die Preise für viele Backwaren anheben müssen. Hat ein Brötchen zum Beispiel vor ein paar Tagen noch 35 Cent gekostet, liegt es jetzt bei 40 Cent. Hemmerle vermutet ebenfalls, dass die Preise von der Börse in die Höhe getrieben werden würden und hoffe, dass sich die Lage bald wieder stabilisiere.