Mülheim. . Die Kultpommesbude an der Aktienstraße in Mülheim hat einen neuen Besitzer und das sorgt an starken Tagen für Kunden-Schlangen bis draußen.

Journalisten als Propheten, naja. Ich erinnere mich an einen Spätsommersonntag 2008, als ein Politikredakteur über die SPD-Klausur am Schwielowsee selbstbewusst sagte: „Heute passiert da gar nix mehr!“ Abends war Kurt Beck dann nicht mehr Parteivorsitzender. Ab und zu trifft man aber doch. Vor einiger Zeit schaute ich in einer Mülheimer Kultpommesbude vorbei. Die wunderbare titelgebende Eignerin hatte „Erikas Braterei“ an die nächste Generation weitergegeben. Aber mir fehlte nicht nur Erika, die noch im größten Fritteusengetümmel ein Lächeln für jeden Gast hatte. Als einer Mitarbeiterin nicht eben wenig Cola auf die Platte mit den ungebratenen Frikandeln lief, nahm sie ein Zewa, tupfte ein bisschen drauf rum und ließ die Würstel liegen: zum Verzehr! Ich dachte: „Wenn das mal gut geht.“ Ich beschloss eine Erika-Pause zu machen. Und plötzlich war der Laden diesen Sommer dicht. Ein gelernter Koch (nicht unbedingt üblich im Genre) versucht den Neustart unter gleichem Namen. Da ich die alte Deko (großes Baßgeigen-Imitat an der Wand, dazu van Gogh-Drucke) zur Currywurst nie sonderlich passend fand, wundern mich die stattdessen aufgehängten Filmstars aus Hollywoods bester Zeit kaum. Etwas wagt Frank Betke auch noch: Er kocht! Übersetzt heißt das: Neu ist in der Braterei, die ihren Magnetstatus wiederzugewinnen scheint, ein täglich wechselnder Mittagstisch. Es geht richtig wie bei Oma zu: Hühnerfrikassee mit Reis (5,50€), Kotelette mit Salzkartoffeln und Kohlrabi (5,90€), Erbsensuppe mit Bockwurst und Brötchen (4,50€). Ob das angenommen wird? Also ich geh’ wegen der Pommes. Die Portionen (bei Erika nachgerade gefürchtet) sind ein bisschen kleiner geworden, aber immer noch sehr ordentlich. Die Currywurst ist zart, nicht zu dunkel gebraten – ihre Sauce ideal sämig, leicht scharf und eine Spur tomatig. Pommes knusprig, Öl frisch, Majo wie wir sie mögen! Eine „Mahlzeit“ über ‘ne Pommesbude? Ja, sicher! Hier geht das Revier (neben der Pizzeria) nachweislich immer noch am liebsten auf die Schnelle essen. Und wenn Sie es sich doch anders überlegen: Ein paar Häuser bergab ist ein ganz wunderbares thailändisches Familienrestaurant: das Arun Thai Aroy Dee.

Küche:
Eine Pommesbude eben.
Aber die machen es lecker, die gute Kunden Frequenz sorgt für nichts Abgestandenes an Erikas Braterei-Herd.

Ambiente:
Ganze Abende im Imbiss verbringt doch kein Mensch (außer den drei Damen vom Grill). Also Kunstleder, Fliesen, bissken Schmiedeeisen.
Ruhr eben.

Service:
Nettes Personal.
Natürlich sehen sich Nostalgiker nach der Seele des Geschäfts, aber irgendwann war da einfach verdient Schicht an der Wurst.

Preise:
Kann jeder bezahlen.
Currywurst 2,80 €, große Pommes ebenfalls. Mittagstisch (wöchentlich neu, Zettel zum Mitnehmen) siehe Haupttext.