Mülheim. Zwei Monate sind nach dem runden Tisch zum Verkauf des Mülheimer Vallourec-Standorts vergangen. Die IG Metall sieht nun ein falsches Spiel.

Mit schweren Vorwürfen gegen die Vallourec-Geschäftsführung facht die Gewerkschaft IG Metall die Debatte um den Verkauf des Mülheimer Standorts erneut an. Die Geschäftsführung halte nicht nur wichtige Informationen über Hintergründe, Verträge und Kaufinteressen gegenüber der Gewerkschaft zurück. Sondern betreibe ein „falsches Spiel“, sagt auch der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Holger Lorek. Die Vallourec-Geschäftsführung verfolge möglicherweise gar nicht das Ziel zu verkaufen und wolle stattdessen schließen.

Die Verunsicherung unter den rund 750 Arbeitnehmern am Standort Mülheim könnte damit wohl nicht größer werden. Denn erst im Januar hatte Oberbürgermeister Marc Buchholz die Sorgen zu beruhigen versucht und einen runden Tisch mit seinem Düsseldorfer Kollegen, Vallourec-Arbeitsdirektor Herbert Schaaff und Gewerkschaften einberufen. An diesem sollte über die Zukunft der zum Verkauf anstehenden Stätten in Mülheim und Düsseldorf gemeinsam beraten werden.

Vallourec-Betriebsrat: Von Beteiligung ist nichts zu spüren

Doch diese Vereinbarung sieht die IG Metall in einer aktuellen Pressemitteilung nun infrage gestellt: „Mehr Informationen als ein potenzieller Käufer erhalten auch wir nicht. Das war anders abgesprochen“, sagt Jörg Schlüter, Geschäftsführer der IG Metall Mülheim, Essen und Oberhausen. Von Beteiligung sei nichts zu spüren, bestätigt auch Wolfgang Freitag, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Vallourec Deutschland.

Einen Schritt weiter geht der Aufsichtsratsvorsitzende Lorek, der hier ein geheimes „Drehbuch“ vermutet, die Standorte zu schließen und nur nach außen hin so tue, als wolle man die Stahlrohr-Werke weiterführen. Gut informierte Kreise hingegen sprechen davon, dass es durchaus einige Interessenten gebe, die für eine Übernahme bereits stünden.

Mülheims OB Buchholz will sich als Vermittler einschalten

Die schweren Vorwürfe knapp zwei Monate nach dem runden Tisch treffen auch Mülheims OB Marc Buchholz, der gerade in Quarantäne verweilt und nur virtuell weiterarbeiten kann, durchaus überraschend. Es sei zwischen allen Teilnehmern vereinbart worden, dass man sich im Mai zu einer zweiten Runde träfe. Bis dahin wolle man nur wieder in Kontakt treten, wenn es neue Erkenntnisse oder Notwendigkeiten gebe, teilt Buchholz mit. Die aber gebe es – nach Wissenstand des OB – nicht.

Dass sich die IG Metall und der Betriebsrat nicht eingebunden fühlen, wundert den OB: „Warum haben sie sich nicht an mich gewandt?“ Buchholz will als Vermittler zwischen beiden Seiten zur Verfügung stehen. Ein Verlust des Standorts wäre für Mülheim ein schwerer Schlag.

Indes kündigt die IG Metall an, nicht mit der Geschäftsführung, sondern mit den Mehrheitseignern Apollo und SVG Global direkt reden zu wollen. Und gibt sich kämpferisch: Wenn Vallourec tatsächlich die Werke schließen will, „dann wird das nicht leise ablaufen“.