Mülheim. Hygienemaßnahmen wirken sich offenbar auf viele Infektionskrankheiten aus: In 2021 wurden Mülheims Gesundheitsamt nur zwei Grippefälle gemeldet.

Im zweiten Corona-Jahr zeigt sich erneut der Effekt, dass die Hygienemaßnahmen in der Pandemie auch vor Ansteckungen mit anderen Infektionskrankheiten schützen. So wurden dem Mülheimer Gesundheitsamt im vergangenen Jahr genau zwei Influenza-Fälle gemeldet. Die Infektionszahlen für die echte Grippe sind üblicherweise dreistellig.

Auffällig wurde das schon in 2020, im ersten Corona-Jahr. Das Gesundheitsamt führt über die meldepflichtigen Erkrankungen Buch, etwa über die Influenza. 250 Grippe-Fälle wurden dem Mülheimer Gesundheitsamt 2020 noch gemeldet, aber nur von Januar bis April. Dann griffen ganz offensichtlich die Hygienemaßnahmen. Im vergangenen Jahr gab es nur noch zwei Fälle (2019: 258).

Mülheim: Auch die Fälle von Windpocken nehmen zur Corona-Zeit ab

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Maske tragen, Hände waschen, Abstand halten, weniger Kontakte: „Das trägt alles dazu bei, dass die Infektionen zurückgegangen sind“, bilanziert Stadtsprecher Volker Wiebels für das Gesundheitsamt. Das ist wohl auch bei anderen Infektionskrankheiten so. Wiebels nennt hier das Beispiel Windpocken: 37 Fälle gab es 2019, 2020 schon nur noch 27. Und im vergangenen Jahr waren es genau fünf Fälle. Auch Windpocken (Varizellen) werden durch eine Tröpfcheninfektion übertragen.

Zurückgegangen ist auch die Zahl der Infektionen mit dem sehr ansteckenden Norovirus im Vergleich zur Vor-Coronazeit: Während sich 2019 insgesamt noch 208 Menschen in Mülheim ansteckten, waren es 2020 nur noch 55. In 2021 gab es aber mit 81 Fällen von durch Noroviren verursachten Magen-Darm-Erkrankungen wieder einen Anstieg.

Mülheimer Hausärztin berichtet von deutlich weniger Krankschreibungen

Die Hausärzte haben derzeit alle Hände voll zu tun, um die Corona-Infizierten zu versorgen. „Man muss sich schon fast fragen: Wer hat es eigentlich nicht“, sagt etwa die Mülheimer Ärztin Dr. Hannelore Turek. Andere Infektionskrankheiten hat auch sie im vergangenen Jahr nur wenig gesehen: Grippale Infekte, auch mit Fieber, habe es wohl gegeben, aber mit deutlich weniger Erkrankten als sonst, so ihre Erfahrung. „Es gab auch viel weniger Krankschreibungen.“

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Auch Patienten mit Durchfallerkrankungen habe sie seltener behandelt, auch in den Alteneinrichtungen. Das liege wohl an den Hygienemaßnahmen insgesamt. „Es stehen heute überall Spender mit Desinfektionsmitteln zur Verfügung, das hatte man ja früher gar nicht“, sagt Dr. Turek. „Hygienemaßnahmen waren vor Corona doch überhaupt kein Thema.“

Meldepflichtig sind dem Gesundheitsamt gegenüber etwa auch Infektionen mit Salmonellen oder Hepatitis. Diese Infektionen haben in Mülheim keine hohen Fallzahlen. Der Einfluss der Hygieneregeln lässt sich möglicherweise aber auch hier erkennen, zumindest bei den Salmonellen-Infektionen: 2020 gab es 25 Fälle, 2021 nur noch 17. Bei Hepatitis gab es mit 16 Fällen in 2021 nur einen weniger als im Vorjahr.