Mülheim. Familie K. will ihr Zuhause wieder aufbauen. Dem Besitzer der Brandruine am Mülheimer Nachbarsweg droht derweil Ärger: Bauaufsicht rückt an.

Knapp einen Monat nach dem folgenschweren Feuer, das ihr Zuhause an der Velauer Straße zerstörte, erlebt Familie K. reichlich Lichtblicke. Jetzt hat sie auch begründete Hoffnung, an die alte Adresse zurückzukehren.

Zunächst waren es die schweren Verletzungen von Markus K. (47) und seinem 77-jährigen Vater, die die größten Sorgen bereiteten. Wie Michaela K., Tochter der Familie, jetzt berichtet, wurde zumindest ihr Bruder bereits vor einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen.

Mülheimer wurde auf Brandintensivstation in Duisburg erfolgreich behandelt

Er war mit schweren Verbrennungen im BG Klinikum Duisburg behandelt worden, wo es eine spezielle Brandintensivstation gibt. Offensichtlich war Markus K. dort in den richtigen Händen: „So weit ist er wieder fit“, sagt seine Schwester nun, wenige Wochen später. Nur noch leichte Spuren der Verletzungen im Gesicht und an den Ohren seien sichtbar. „Alles wird komplett ausheilen, haben die Ärzte gesagt, es werden auch keine Narben zurückbleiben.“

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Markus K. erlitt Verbrennungen zweiten Grades. So schlimm, dass Haut transplantiert werden musste, war es glücklicherweise nicht. Härter erwischte es seinen Vater, der im Schlafzimmer des brennenden Hauses lag und eine massive Rauchgasvergiftung erlitt. Er sei auch weiterhin auf der Intensivstation, sagt die Tochter, wurde ins Bergmannsheil nach Gelsenkirchen verlegt. Dort steht eine spezielle Druckkammer zur Verfügung, in der Patienten mit Kohlenmonoxid-Vergiftungen behandelt werden.

77-Jähriger Mülheimer kämpfte anfangs ums Überleben

Bei dem 77-jährigen Mülheimer ging es anfangs ums Überleben. Ein Luftröhrenschnitt musste vorgenommen werden, der Schwerverletzte wurde an ein Beatmungsgerät angeschlossen. „Davon ist er jetzt wieder weg“, berichtet Michael K., „und generell auf einem gutem Weg. Gestern konnte er schon wieder mit mir sprechen.“ Die Geschwister wohnen seit Anfang Februar gemeinsam in Winkhausen - eine Kollegin aus Michaelas Reitverein stellt ihnen die neue Wohnung zur Verfügung. Es soll aber keine Dauerlösung sein. Sie wollen zurück.

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Helfer auf der Heimaterde hatten in verschiedenen Geschäften Spendendosen aufgestellt. Am Wochenende wurden die Büchsen eingesammelt. Die Bilanz ist überwältigend: „Allein an Bargeld sind so mehr als 7000 Euro zusammengekommen“, sagt Sebastian Schreiber, der die Hilfsaktion maßgeblich mit organisiert.

Auch Vereine aus Essen-Haarzopf unterstützen die Familie, das Spendenkonto füllt sich: „Nach letztem Stand, den ich kenne, sind es etwa 8000 Euro“, sagt Michaela K. Der geplante Benefizspieltag der Vereine SuS Haarzopf und TSV Heimaterde am 20. Februar wird weitere Spenden einbringen.

„Giftiger Rauch weckt Sie nicht auf!“

Angesichts gehäufter Haus- und Wohnungsbrände in Mülheim rät die Feuerwehr noch einmal dringend zum Einbau von Rauchwarnmeldern.

Obwohl es in NRW seit 2017 eine flächendeckende Rauchmelderpflicht für alle Gebäude gibt, finde die Feuerwehr Mülheim immer wieder Einsatzstellen vor, wo es keine oder nur mangelhafte Rauchmelder gibt, heißt es in einer aktuellen Mitteilung.

Besonders nachts sei die Gefahr sehr groß, von einem Brand überrascht zu werden, so die Feuerwehr: „Giftiger Brandrauch weckt Sie nicht auf!“

Rauchmelder alarmieren Bewohner oder Nachbarn sehr schnell und geben den Betroffenen Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.

Weitere Informationen gibt es in einem Flyer der Feuerwehr Mülheim oder auf www.rauchmelder-lebensretter.de.

Mehr als 7000 Euro steckten allein in den Spendendosen

Und wo ihr alter Fachwerk-Kotten in Schutt und Asche gelegt wurde, will die Familie wieder sesshaft werden: „Die Versicherung hat zugesichert, dass wir unser Haus wieder aufbauen können“, sagt Michaela K. „Wie lange es dauert, weiß ich nicht, aber wir werden zur Velauer Straße zurückkommen.“

Nicht benötigte Sachspenden für die Heimaterdler, dies hatten Helfer von Anfang an betont, sollten dem 55-jährigen Mann zu Gute kommen, dessen Häuschen am Nachbarsweg nur einen Tag später abgebrannt war. Glücklicherweise war das Feuer dort nicht in der Nacht ausgebrochen, sondern am Morgen. Der Hausbesitzer war nicht da, blieb völlig unverletzt.

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Gleichwohl hat ihn die Zerstörung seines Hauses, das nicht versichert war, hart getroffen und schwer schockiert. Am Donnerstag soll auf dem Gelände, wo der 55-Jährige auch zahlreiche Hühner und Gänse hält, ein offizieller, ausgedehnter Begehungstermin stattfinden.

Nach Brand am Nachbarsweg rückt jetzt die Bauaufsicht an

Nach Auskunft von Stadtsprecher Volker Wiebels wird es eine umfassende behördliche Kontrolle geben. „Die Bauaufsicht wird das, was vor Ort vorhanden ist, mit der Aktenlage vergleichen. Wir überprüfen, ob dort Sachen stehen, die nicht genehmigt sind.“ Außerdem müsse festgestellt werden, ob möglicherweise baurechtliche Verstöße den Brand mit verursacht haben.

Das Haus am Nachbarsweg in Saarn kurz nach dem Brand: Die Mülheimer Bauaufsicht will sich das Gelände jetzt genauer ansehen. Der Eigentümer ist nicht versichert.
Das Haus am Nachbarsweg in Saarn kurz nach dem Brand: Die Mülheimer Bauaufsicht will sich das Gelände jetzt genauer ansehen. Der Eigentümer ist nicht versichert. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Vom „Tag der Entscheidung“ spricht eine Bekannte des Betroffenen - er könnte Klarheit bringen, wie es an dieser Brandstelle weitergeht. Erste Hilfe kam derweil vom Verein „4330#hilft“, der ein Spendenkonto aktiviert hat. Laut Vereinsmitglied Daniel Zschocke kamen etwas über 1000 Euro für den Brandgeschädigten in Saarn zusammen. Das Geld wurde schon übergeben.

Am Nachbarsweg sowie an der Velauer Straße laufen weiterhin Ermittlungen der Polizei beziehungsweise der Staatsanwaltschaft, um die Brandursachen zu ergründen.

Das dritte schwere Brandunglück der jüngsten Zeit in Mülheim geschah erst vor wenigen Tagen, wiederum auf der Heimaterde: In der Nacht zu Montag brach Feuer aus in einem Einfamilienhaus auf der Kolumbusstraße. Beide Bewohner wurden schwer verletzt, der Zustand einer älteren Frau galt zunächst als kritisch. In diesem Fall steht die Polizei noch ganz am Anfang ihrer Ermittlungen. „Es stehen weitere Untersuchungen des Brandorts an“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch.