Mülheim. Der Mülheimer Verschönerungsklub stellt seine Vision für Rathausmarkt und Bahnbögen vor: Mehr Kultur, Läden und Grün – Autos blieben außen vor.

Wohin geht die Reise am Rathausmarkt? Antworten, gar eine erste Visualisierung, wie es dort in der Zukunft aussehen könnte, legt nun der Verschönerungsklub vor. Die „Achse Rathausplatz - Wallviertel - Leineweberstraße und Altstadt könnte zum neuen Herzen der Innenstadt werden“, wirbt Klub-Initiator Andreas Preker-Frank. Zentral dafür ist, dass es eine neue Verbindung vom Radschnellweg hinunter zum Markt gibt. Das ist allerdings auch ein Knackpunkt.

Doch ist das nur der erste Entwurf, betont Preker-Frank, die Feinheiten, etwa wie genau die Rampe für Fußgänger und Fahrradfahrer verlaufen muss, müsse von Architekten und Ingenieuren ausgearbeitet werden. Nach Vorstellung des Klubs, dessen inzwischen 448 Mitglieder die Skizze weiterhin lebendig debattieren, soll diese etwa von Höhe des Stadtbalkons am RS1 in einem Bogen hinunter auf den Platz führen.

Begrünung, Bühne, Brunnen – was den Mülheimer Rathausplatz beleben soll

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Denn gerade die Radler, die schon jetzt den RS1 mitten durch Mülheims Innenstadt stark nutzen, versprechen eine lohnende Zielgruppe zu werden, die man vom ausgebauten Viadukt ,nach unten’ locken will. Nach der Fertigstellung eines bis Duisburg und sogar Moers durchgehenden Radwegs (bis voraussichtlich 2027) rechnet man dann mit jährlich gut einer Millionen Rad-Pendler.

Der Rathausmarkt kann also als Rastpunkt und Entrée zur Innenstadt dienen. Das Lockmittel für den Entwurf ist daher zum einen mehr Begrünung, zum anderen eine Bühne, „damit immer etwas los sein kann“, erläutert Preker-Frank. Einen Brunnen haben verschiedene Klub-Mitglieder ins Spiel gebracht mit Blick auf den in den Katakomben der Stadt verschwundenen Nele-Brunnen. Er solle endlich wieder aufgestellt werden, fordern sie.

Der Kiosk, der von den Fliedner-Werkstätten als Café mit Radstation betrieben werden könnte, ist im Entwurf weiterhin berücksichtigt. Und nicht zuletzt soll der Wochenmarkt ein Kernelement der Rathausmarkt-Belebung werden.

Auch die Viaduktbögen sind Teil des Entwurfs. Hier sollen Cafés und Läden rein. Dafür müsste allerdings die Bahnstraße autofrei und der Busverkehr umgeleitet werden.
Auch die Viaduktbögen sind Teil des Entwurfs. Hier sollen Cafés und Läden rein. Dafür müsste allerdings die Bahnstraße autofrei und der Busverkehr umgeleitet werden. © Verschönerungsklub

Die Knackpunkte: Rampe und Nahverkehr

Es gibt aber auch noch heiß diskutierte Knackpunkte dieses Entwurfs. So ist der gezeichnete Verlauf der Rampe aufgrund der vorgeschriebenen maximalen Steigerung in dieser Form wohl nicht umsetzbar – eine Art Spirale scheint dagegen wahrscheinlicher. Diskutiert wird ebenso die Frage einer feststehenden oder besser mobilen Bühne. Mancher sieht durch eine feste Installation an der aktuell gedachten Stelle das schöne Rathaus „verschandelt“.

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Apropos: Platz für Autos sieht der Entwurf nicht mehr vor. Sie sollen allesamt in der Tiefgarage verschwinden, die ohnehin nicht ausgelastet sei – so Preker-Frank. Aber auch der Auto-Durchgangsverkehr entlang der Bahnstraße soll am Ende umgeleitet und auf den Zugang zur Tiefgarage beschränkt werden, damit die Mülheimerinnen und Mülheimer dort mehr Platz zum Flanieren und Spielen haben.

Wichtig ist dies laut Konzept nicht zuletzt, weil ebenso die Bahnbögen in den Entwurf einbezogen sind. Hier sollen sich neben einer Radstation auch Cafés mit Außengastronomie und Läden ansiedeln. Allerdings eröffnet das die Frage, wo in diesem Entwurf der Bus-Nahverkehr eingeplant ist? Entweder über den Tourainer Ring umleiten oder einspurig doch über die Bahnstraße führen – das zumindest sind die ersten Überlegungen.

Ein Problem könnten dabei allerdings die Fördermittel werden, die für die eigene Busspur einst geflossen sind. Schon während der Bürgerbeteiligung 2013 zum Rathausmarkt hatte das Planungsamt dies als mögliche Hürde eingewendet. Es ist aber unklar, in welcher Höhe heute – also knapp zehn Jahre später – noch Forderungen bestehen könnten.

Visionen des Verschönerungsklubs sind bereits viral gegangen bis ins Rathaus

„Ob etwas so oder anders umgesetzt werden soll, ist erst einmal nicht wichtig. Die Visualisierung soll Appetit machen, sich mit dem Rathausmarkt auseinanderzusetzen“, betont Initiator Preker-Frank. Und ist dennoch überrascht, wie grundsätzlich positiv bereits die Reaktionen ausgefallen sind – „es gab fast durchweg Lob. Dabei hätte ich zum Beispiel gegen den Wegfall der Parkplätze mit mehr Gegenwind gerechnet“, zeigt sich der „Verschönerer“ überrascht.

Viral sind seine Entwürfe in kürzester Zeit gegangen, auch bis zum OB und Stadtplaner Felix Blasch vorgedrungen. OB Marc Buchholz soll den Weg grundsätzlich für gut und richtig befunden haben, was aber noch nicht heißt, dass alles wie skizziert umgesetzt wird. Schon gar nicht 2022, sagt Preker-Frank, der sich in den kommenden Tagen mit Blasch und dem Citymanagement treffen will, um die Vision des Verschönerungsklubs vorzustellen.