Mülheim. Nach dem Verschönerungsklub steigt nun die Politik mit konkreten Ideen zur Belebung des Mülheimer Rathausmarktes ein. SPD setzt auf Biergarten.

Die Idee eines lebendigen Rathausmarkts treibt offenbar nicht nur den Verschönerungsklub um: Jetzt kommen die Mülheimer Genossen mit einem weiteren Baustein, um den in den Dornröschenschlaf politisierten Platz wach zu küssen. Die SPD bringt einen Pop-up-Biergarten ins Spiel. Ein solcher provisorisch-temporärer Biergarten soll den Markt zum Treffpunkt während der Sommersaison wandeln.

„Dann können auch Abstandsregeln problemlos eingehalten werden“, hat Oskar Obarowski, SPD-Fraktionsvorsitzender in der BV 1, die dann voraussichtlich immer noch herrschenden Pandemie-Bedingungen im Blick.

Gelsenkirchen dient als erfolgreiches Vorbild

Auch interessant

Ansätze dazu gibt es bereits in Köln und verschiedenen Ruhrgebietsstädten wie Bochum und Bottrop. Vorbild aber soll Gelsenkirchen werden, wo Citymanagerin Angela Bartelt im August 2020 einen temporären Biergarten in nur zwei Wochen ins Leben rief. „Unser Ziel war es, in der Corona-Zeit etwas für die Gastronomie und die Innenstadt zu tun“, erläutert sie. Und das lief derart gut, dass Gelsenkirchen sogar in Buer den zweiten eröffnete.

Organisiert wurde er von einem Verein aus Immobilieneigentümern, die im Auftrag der Stadt gut 80 Prozent der Innenstadtveranstaltungen gestalten. Sie holten 2020 drei Gastronomen an Bord und die Wirtschaftsförderung, um am Heinrich-König-Platz täglich ab 16 Uhr 240 Plätze mit Biertischgarnituren zu bespielen.

Je nach Rahmenprogramm war der Pop-up Biergarten auf dem Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen unterschiedlich stark besucht. Insgesamt aber werteten die Gastronomen das Konzept als Erfolg.
Je nach Rahmenprogramm war der Pop-up Biergarten auf dem Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen unterschiedlich stark besucht. Insgesamt aber werteten die Gastronomen das Konzept als Erfolg. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Tipp vom Nachbarn: Das Rahmenprogramm muss stimmen

,Bespielen’ ist auch das Stichwort für die Gelsenkirchenerin Bartelt: „Es ist wichtig, dass es ein Rahmenprogramm gibt und die Gastronomen unterschiedliche Speisen anbieten“, rät sie. Das zeige sich an den Besucherzahlen, die zum Feierabendmarkt mittwochs und zum Open-Air-Kino und Konzerten an den Wochenenden in die Höhe schossen. Auch der Ort müsse bedacht werden – ohne natürliche Laufkundschaft werde es eine Herausforderung.

Und wie steht es um die Konkurrenz zu den Gastronomen in der Innenstadt? „Wettbewerb belebt das Geschäft“, habe es unter ihnen geheißen. Bedeutet: Wenn eine Veranstaltung Leute in die City zieht, profitieren auch sie davon. Ob es sich für die Gastronomen am Ende gelohnt hat? Das haben Systemgastronomen weniger positiv beurteilt als etwa die ansässigen, „weil sie unterschiedlich kalkulieren“, sagt Bartelt.

SPD schlägt Anschubfinanzierung durch die Bezirksvertretung vor

Auch die Mülheimer SPD sieht großes Potenzial in dem ,provisorischen’ Außenausschank, der keine Konkurrenz zur den just um die Existenz kämpfenden Gastronomien werden soll. Der Pop-up-Biergarten soll von Wirten aus Mülheim gestaltet werden. Und die Finanzierung? Obarowski will etwa für die Mietkosten einer Toilettenanlage auf die Verfügungsmittel der Bezirksvertretung zurückgreifen.

Für den Genossen schlägt dies zwei Fliegen mit einer Klappe: „Wir wollen sowohl den Gastronomen unter die Arme greifen als auch die Debatte um den Rathausmarkt weiter führen und zeigen, dass hier viel mehr möglich ist als nur Parken. Es soll der Beginn einer Debatte werden um ein kompetentes Konzept zum Rathausmarkt – und kein Wischiwaschi mehr, wie im Augenblick.“