Mülheim. Um Infizierte ausfindig zu machen, müssen sich künftig alle Schüler und Lehrer testen. Schulchefs befürworten Präsenzunterricht. Aber sie bangen.

Die Corona-Zahlen wachsen rasant. Die Landesregierung hat sich dennoch entschlossen, die Schülerinnen und Schüler ohne Einschränkungen in den Präsenzunterricht zu schicken. Trotz der sich rasch ausbreitenden Omikron-Variante geht es am Montag also auch in Mülheim weiter wie vor den Weihnachtsferien.

Thomas Ratz, Leiter der Gustav-Heinemann-Schule, blickt „mit gemischten Gefühlen“ auf den Schulstart. Er ist wahrlich kein Freund von Distanzunterricht. „Gerade für unsere Schülerschaft, die vielfach sozial benachteiligt ist, ist das Lernen von Zuhause schwierig.“ So scheitere der Online-Unterricht oft schon an schwachen Leitungen. Falls die Lücken in den Klassenzimmern wegen Infektionen und Quarantänen irgendwann zu groß werden, gehe an der unliebsamen Form des Unterrichts aber wohl kein Weg vorbei, so der Chef der größten Mülheimer Schule. „Ich hoffe, dass die Politik die Reißleine dann rechtzeitig zieht.“

Selbst Kinder und Jugendliche, die genesen oder geimpft sind, müssen sich jetzt testen

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Dass es ab Montag kaum noch Ausnahmen von der Testpflicht gibt, hält Ratz für richtig: „Das erhöht unsere Sicherheit.“ Die Mail, die das NRW-Schulministerium am Donnerstag verschickt hat, legt unmissverständlich fest: Selbst Kinder und Jugendliche, die genesen oder geimpft sind, müssen mitmachen. Das sei ein großer Unterschied zur Zeit vor den Ferien, sagt Ratz. „Bei uns müssen sich jetzt einige hundert Schüler mehr testen als zuvor.“ An den weiterführenden Schulen werden nach wie vor dreimal die Woche Antigen-Selbsttests verwendet, an den Grund- und Förderschulen bleibt es bei wöchentlich zwei PCR-Lolli-Tests. Genesene Grundschüler allerdings sind in den ersten acht Wochen nach ihrer Rückkehr aus der Isolation vom Lolli-Testverfahren befreit, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.

Flächendeckend Luftfilter könnten auch helfen im Kampf gegen Corona. Eigentlich sollten bis zu den Herbstferien alle Mülheimer Grund- und Förderschulen sowie zumindest die fünften und sechsten Klassen der weiterführenden Schulen damit ausgestattet sein. Die Auslieferung aber verzögerte sich massiv. Anfang Dezember hieß es von der Schulverwaltung noch, spätestens Anfang Februar sei das Projekt abgeschlossen. Nun teilte Abteilungsleiter Peter Hofmann abermals einen späteren Zeitpunkt mit: Man schließe die Auslieferung „voraussichtlich im Laufe des Monats Februar“ ab. Für Ratz sind die Filter ohnehin eher ein Tropfen auf den heißen Stein als Allheilmittel: „Bei uns werden nur 400 der 1600 Schüler davon profitieren.“

Auch am Gymnasium Heißen wartet man weiter auf die versprochenen Luftfilter

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Auch in den jüngeren Klassen am Gymnasium Heißen wartet man noch auf die Reiniger. Schulleiterin Dr. Sigrun Leistritz setzt weiter auf den Schutz durch Tests und Masken; „zum Glück ist die Disziplin unserer Schüler da ganz erstaunlich“. Sie hält viel von der Idee, die Quarantänezeit zu verkürzen. „Das ist eine Chance, damit die Schulen aufbleiben können.“ Das wünscht sie sich: „Ich kann nur hoffen und beten, dass alles gut geht.“

Eltern, die besorgt sind über die Öffnung der Schulen, dürfen ihre Kinder übrigens weiterhin nicht einfach zu Hause lassen: „Sie müssten ein eindeutiges ärztliches Attest vorlegen. Ansonsten würde es sich um eine Schulpflichtverletzung handeln“, so Peter Hofmann.