Mülheim. Thomas Ratz leitet nun die Gustav-Heinemann-Gesamtschule. Jeder Schüler soll den bestmöglichen Abschluss erlangen. Wie das funktionieren soll.

Der erste Eindruck, den Thomas Ratz von der Gustav-Heinemann-Gesamtschule gewann, war zukunftsweisend. „Ich hatte einen Termin beim damaligen Schulleiter, war aber etwas desorientiert in der Mensa gelandet. Sofort kam eine Schülerin und fragte mich, ob sie mir helfen könne und brachte mich bis zum Büro. Das fand ich toll“, erinnert er sich. Für den Krefelder, der nach einer Ausbildung zum Versicherungskaufmann und dem Zivildienst an einer inklusiven Gesamtschule doch noch ein Lehramtsstudium (Mathe/Musik) drangehängt hatte, war nach dem Gespräch klar: Hier will ich meine erste Stelle antreten, und das klappte auch.

Der Start in den Beruf liegt jetzt 18 Jahre zurück, Thomas Ratz ist geblieben und hat sich in Etappen weiterentwickelt. Zu Beginn des Schuljahres ist er vom Stellvertreter zum Schulleiter geworden. „Als Stellvertreter musste ich viel organisieren, irgendwann kam das Gefühl auf: Ich will wieder mehr inhaltlich arbeiten, mich mehr mit pädagogischen Konzepten beschäftigen, mehr gestalten“, berichtet er.

Gut funktionierende Schule übernommen

Das Gebäude der Gustav-Heinemann-Gesamtschule.
Das Gebäude der Gustav-Heinemann-Gesamtschule. © Alexandra Roth

Eine gut funktionierende Schule habe er übernommen, sagt der 51-Jährige, der hinter dem Prinzip der Gesamtschule und den Konzepten der Gustav-Heinemann-Schule felsenfest steht. Das Klassenlehrer-Prinzip (derselbe Lehrer von Klasse 5 bis 10), die profunde Beratung von Schülern und Eltern, die Durchlässigkeit des Systems, die individuelle Förderung schwacher wie leistungsstarker Kinder, Integration und Inklusion – das und viel mehr hält er für richtig und wichtig. „Jeder Schüler soll sein volles Potential entfalten können. Seine Schullaufbahn sollte so lange wie möglich offen gehalten werden, damit er den bestmöglichen Abschluss erlangt“, meint Thomas Ratz. Schulen haben neben dem Bildungs- auch einen Erziehungsauftrag, müssen soziales Lernen forcieren, Werte vermitteln.

Zum Schulleben unbedingt dazu gehören für den neuen Schulleiter zum Beispiel auch die umfassende Berufsorientierung, der Kontakt mit Kooperationspartnern wie Hochschulen oder Betrieben, die aktive Beteiligung von Schülern, Lehrern und Eltern auf allen Ebenen. „Wir sind eine große Schule, können daher viel mehr umsetzen als andere – etwa, was Projekte oder den AG-Bereich betrifft. Ideen aus dem Kollegium gibt es genug“, so der Schulleiter. Als Manager eines mittelständischen Unternehmens setzt Ratz auf demokratische Strukturen, Gremienarbeit, kontroversen Gedankenaustausch. Und bleibt Realist: „Um ganz neue Akzente zu setzen, braucht man schon ein, zwei Jahre.“

Im Stadtteil präsenter werden

Ein Ziel: Er möchte die Schule durch Veranstaltungen mehr für die Öffentlichkeit öffnen, im Stadtteil präsenter sein. „Wir sollten besser transportieren, was unsere Schule alles bietet“, sagt er. Zufrieden ist Ratz mit dem Gebäudezustand. Da über Jahre saniert wurde, sei es auf gutem Stand. Bei der Raumsituation stoße man schon wieder an Grenzen. Wünschenswert sei ein Gruppenraum für jede Jahrgangsstufe. Und Wlan. Der Kontakt zu den anderen Gesamtschulen soll besser werden. „Wir sollten zusammenrücken, als Gesamtschulen mit einer Stimme sprechen“. findet er.

Thomas Ratz, verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Söhnen, erholt sich beim Musizieren. Der Gitarrist ist Mitglied in der Lehrer-Big-Band NRW, er spielt auch in einem Jazz-Duo und einer Funk-Band.