Mülheim. Bernhard Handick mag es kalt – eiskalt. Warum der Mülheimer, der die Wim-Hof-Methode lehrt, regelmäßig ein Bad in der Eiswanne nimmt.
Er kann sich beinahe nichts Schöneres vorstellen, als in der Badewanne zu sitzen – soweit, so nachvollziehbar. Bei Bernhard Handick ist die Wanne allerdings nicht gefüllt mit warmem Wasser und duftendem Badezusatz – sondern mit Eis. Der Mülheimer betreibt die Wim-Hof-Methode und bietet jetzt Workshops dazu in Mülheim an. Der 41-Jährige fühlt sich großartig mit den frostigen Erfahrungen.
Dass Kälte-Anwendungen gesund sind, wusste schon Pfarrer Kneipp – komplett bis zum Hals im Eis zu sitzen, ist aber noch mal eine andere Hausnummer als nur kalte Wadengüsse. Bei denen geriete Handick vermutlich ins Schwitzen. Der Mülheimer strahlt übers ganze Gesicht, wenn er von der Erfahrung spricht, die er macht, wenn sein Körper – und vor allem sein Geist – sich bereiterklären, ins Eisbad zu steigen. Und das nicht für einen kurzen Dipp, sondern für ewige zwei Minuten. Dabei gibt der 41-Jährige unumwunden zu: „Mit Kälte hatte ich vorher ein echtes Problem. Im Urlaub am Atlantik war ich immer derjenige, der lange nur mit den Füßen im Wasser war. Wenn ich dann aber endlich ganz drin war, dann war’s super. Aber der Schritt dahin hat immer irre lange gedauert.“
Wenn der Eismann auf den inneren Schweinehund trifft
Workshops zur Wim-Hof-Methode
Insgesamt vier Einsteiger-Workshops bietet Bernhard Handick im Januar in Mülheim-Speldorf an: Am kommenden Wochenende, 8. und 9. Januar, sowie am 29. und 30. Januar. Die Workshops dauern jeweils vier Stunden – das Eisbad am Ende sei freiwillig, betont der Anleiter.
Die Einsteigerveranstaltungen finden in der Frauenklinik Speldorf an der Hansastraße 1 statt. Anmeldung über wimhofmethod.com/activities/whm-workshop-grundlagen-north-rhine-westphalia-bernhard-handick/36083 oder über die Social-Media-Profile von Bernhard Handick auf Facebook oder Instagram. Die Teilnahme am Vier-Stunden-Workshop kostet 100 Euro.
Diese Diskrepanz zwischen der riesigen Überwindung, ins Wasser zu gehen und dem schieren Genuss, der sich beim Baden im kühlen Nass einstellt, hat den Mülheimer dazu gebracht, weiter nachzuforschen. Ganz klassisch hat Bernhard Handick angefangen mit den Büchern, die „Iceman“ Wim Hof, der niederländische Extremsportler, über seine Methode aus Atemübungen, Eisbad und Veränderung des Mindsets – also der inneren Einstellung – geschrieben hat. Bei Handick war die Neugier geweckt – doch nur darüber zu lesen, reichte dem 41-Jährigen, der als Fotograf arbeitet, irgendwann nicht mehr. Heute – mehr als fünf Jahre später – sagt er: „Es ist ein Riesenunterschied, über Themen zu lesen oder es selbst auszuprobieren und zu fühlen. Das Fühlen ist der Schlüsselmoment.“
Fühlen in einem Bottich voller Eis – was soll denn da noch sein außer bloßer Kälte? Handick lächelt. Auch er kennt diesen inneren Schweinehund, der sich meldet, wenn’s ungemütlich wird. Der fragt: Ist es auf der Couch nicht entspannter als im Fitnessstudio? Ist es nicht angenehmer im Sand zu liegen, als in den kalten Atlantik zu gehen? „Heute freue ich mich immer, wenn der Schweinehund vorbeikommt. Dann sage ich: Hallo, schön, dass du da bist, danke für die Erinnerung – aber ich geh trotzdem rein. Weil ich weiß, dass es gut für mich ist.“
Als Kälteanwendung kann auch die kalte Dusche zu Hause dienen
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Denn davon ist der Mülheimer überzeugt: Atemtechnik, das Aufbrechen alter Verhaltensmuster und letztlich das Eisbad hält er für ausgesprochen gesund für Körper und Geist. Zahlreiche Studien belegten das. Er sagt: „Durch die Atemmethode wird man generell stressresistenter – nicht nur gegen Kälte.“ Nehme man morgens ein Eisbad, profitiere man den ganzen Tag davon, positive Effekte seien etwa in der Herzschlagrate messbar, man fühle sich fokussierter, sei leistungsfähiger. Inzwischen, erzählt Bernhard Handick, steigt er so gut wie jeden Morgen in seine Eistonne. Aber er räumt auch ein: „Es fällt mir nicht jeden Morgen leicht – wie jeder Mensch habe auch ich unterschiedliche Stimmungen. Es gibt auch Tage, an denen es mir schwerfällt und das ist super, denn dann weiß ich: Es ist alles in Bewegung.“
Bei der Kälteanwendung müsse es aber nicht zwingend gleich die Eistonne sein. „Nimm ruhig am Anfang die warme Dusche, aber beende sie kalt“, lautet der Ratschlag von Handick. Doch alles beginne eigentlich mit dem Atem, den viele Menschen gar nicht bewusst wahrnehmen würden, sagt der Wim-Hof-Instructor. Auch in den Workshops, die der Mülheimer ab kommendem Wochenende in Speldorf anbietet, gehe es zunächst um die Atmung. „Die Teilnehmer werden dran erinnert, dass sie schon alles dabei haben, unter anderem den Atem, um viel zu bewirken.“ Während sie sich auf die Atmung konzentrieren, beobachten die Workshop-Teilnehmer ganz genau ihre Gedanken: Was spukt gerade im Kopf herum? Handick ist sicher: „Oftmals denken wir viel zu viel nach, bevor wir etwas machen. Manchmal hilft genau das Gegenteil.“ Und eben fühlen – vielleicht sogar die Eiseskälte.
Wim-Hof-Instructor will als Ruhrpott-Kind dazu beitragen, dass die Menschen gesund bleiben
Das Bad im Bottich voller gefrorenem Wasser sei in jedem Workshop optional, betont Handick und erzählt: „Am Ende steigen aber eigentlich doch alle nacheinander in die Eistonne, weil doch jeder die Erfahrung machen möchte.“ Wer langfristig von der Wim-Hof-Methode profitieren wolle, müsse allerdings auf Wiederholung setzen, erklärt Handick: „Nach so einem Workshop ist es an jedem Teilnehmer selbst zu überlegen, wie er das, was er gelernt oder wieder entdeckt hat, in den Alltag integrieren kann.“ Aber, meint Handick: „Die beste Investition ist es, Zeit mit etwas zu verbringen, um gesund zu bleiben.“
Um Menschen dabei zu helfen, gesund zu leben, hat sich der Mülheimer zum Instructor, zu einer Art Trainer für die Wim-Hof-Methode ausbilden lassen – nach eigenen Angaben ist er damit einer der ersten im Ruhrgebiet. „Ich bin ein Ruhrpott-Kind, in Bochum aufgewachsen, hab an der Folkwang-Uni studiert – ich möchte, dass es den Menschen gut geht, nicht nur hier in Mülheim.“