Duisburg. Minus 80 Grad in der Kältekammer. In der Duisburger Helios Klinik steigen Patienten in die eiskalte „Bibber“-Dusche. Ein Selbstversuch.
Minus 80 Grad Celsius zeigt der Bildschirm neben der Kältekammer in der Hamborner Helios-Klinik an. Drei Minuten soll die „arktische Sitzung“ in der Bibber-Dusche andauern. Das soll gesund sein und medizinisch oft angeraten – ein Selbstversuch.
Nur mit kurzer Sporthose und Schuhen bekleidet trete ich vor die Glasscheibe. Florian Männel, Leiter der therapeutischen Dienste in der St.- Johannes- Klinik erinnert mich daran, eine Mütze und Handschuhe anzuziehen, „damit die Ohrläppchen und Finger nicht einfrieren“. Ein Mundschutz um Nase und Lippen wird mir angelegt,um die Atemwege zu schützen. Der gelernte Physiotherapeut teilt mir die letzten Tipps mit, bevor es für drei Minuten in die Eiseskälte geht: „Hauptsache in Bewegung bleiben“, rät er. Und das habe ich vor.
Dreiminütige Kältetherapie
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Ich trete in den sehr beengten Raum, die Tür wird hinter mir geschlossen und auf einmal umgibt mich nur noch kalter Dampf. Die Sicht reicht gerade aus, um meinen Handschuh zu sehen, den ich direkt vor meinen Augen halte. Es zieht sich alles zusammen, die Atmung ist hektisch aufgrund des Sauerstoffmangels. Aber der Körper gewöhnt sich überraschend schnell an die Kälte, die Sicht klart nach etwa einer Minute auf. Florian Männel hält ein Schild vor die Scheibe – „Noch zwei Minuten“, lese ich. Während der dreiminütigen Kältetherapie achte ich stets darauf, meine Arme und Beine zu bewegen. Die Gänsehaut ist am ganzen Körper zu spüren, Eisflocken schweben durch die Kammer.
„Normalerweise benutzen rheumaerkrankte Personen die Kältekammer. Die Kälte hilft geschwollene oder entzündete Gelenke wieder beweglich zu machen“, erklärt Florian Männel im Anschluss. Der 35- jährige Duisburger bietet die Kältekammer als Unterstützung zur herkömmlichen Behandlung von Rheuma oder ähnlichen Gelenkschmerzen an. „Durch die Kälte tritt eine entzündungshemmende Wirkung ein, durch die anschließende Durchblutung kann der Patient sich besser und mehr bewegen.“ Es sei zudem üblich, dass nach der erfrischenden Behandlung, Sport getrieben wird. Nach der fröstelnden Therapie besuchen die meisten der Nutzer einen Tai- Chi Kurs in der Helios- Klinik, führt er weiter aus.
Auch Sportler nutzen Kältekammer
Der studierte Gesundheitsökonom berichtet, dass die Kältekammer nicht nur für Rheumaerkrankte genutzt wird, sondern auch für Sportler. „Die Regeneration von Muskelkater und Rückenschmerzen ist deutlich schneller durch die Förderung der Durchblutung.“ Ich erinnere mich an die Fußball- WM 2014 und den Spruch mit der Eistonne von Per Mertesacker. Tatsächlich haben auch schon die Spieler von Rot- Weiß Oberhausen die Kältekammer in Hamborn genutzt, „mit dem MSV stehen wir zur Zeit in Kontakt“, sagt Männel.
„Die meisten sind vor dem ersten Mal in der Kühltruhe eher skeptisch, aber danach wollen sie´s nur noch kälter“, witzelt Männel über die Neulinge – wie ich einer bin.
Nach den drei Minuten bei Minus 80 Grad fühle ich mich doch erleichtert, als ich aus der Kammer steige. Ich spüre, dass meine Wangen und Ohren rot und warm sind. Danach ist es ein erfrischendes Gefühl. An diesem Tag bin ich hellwach, und das ohne den üblichen Morgenkaffee.