Mülheim. Nach einem bitteren Jahr und dem Ausverkauf in Essen bleibt nur ein einziges Drago-Restaurant - in Mülheim. Familie Begič blickt mutig nach vorn.
„Frohe Weihnachten“ wünschen sich die Menschen in diesen Tagen, und Familie Begič vielleicht besonders - für sich selber und für ihre Gäste. Gerade mussten die allseits bekannten Gastronomen ihr Drago-Restaurant an der Zornigen Ameise in Essen schließen. Das ist bitter, doch es geht weiter. Das Lokal im Mülheimer Uhlenhorst bleibt.
Am vergangenen Wochenende hat im Essener Lokal der große Ausverkauf stattgefunden, organisiert von den Schwestern Sabina (52) und Susanne Begič (59), Töchtern des Seniorchefs Drago. Das komplette Inventar war zu vergeben, Stühle, Lampen, rund 500 Bilder, Deko für alle Jahreszeiten. Kundinnen und Kunden standen Schlange für Erinnerungsstücke. Es kullerten auch Tränen.
Mülheimer Drago-Restaurant besteht seit 2005
Seit 1984 hatte die Familie das Drago-Restaurant an der Zornigen Ameise geführt. Das Lokal am Mülheimer Uhlenhorstweg wurde erst 2005 eröffnet. Dass sie in Essen schließen mussten, hatte nicht nur mit der Pandemie zu tun, erläutert Susanne Begič. „Das Hochwasser war ausschlaggebend, sonst hätten wir dort nicht aufgegeben.“
Auch interessant
Nach achtmonatiger Corona-Zwangspause erfolgte zunächst die Wiedereröffnung Anfang Juli, „und es lief super gut“. Die Gäste seien freudig zurückgekehrt, Familienfeiern nachgeholt worden. Zwei Wochen lang. Dann kam die Flut. Der Gastraum blieb zwar verschont, doch die dicken Mauern des historischen Gebäudes sogen sich voll, das Wasser füllte den Keller und richtete Schäden an, die die Gastronomenfamilie nicht mehr bewältigen konnte.
Hochwasserschäden führten zur Schließung in Essen
„Wenn wir die Hauseigentümer wären, hätten wir es vielleicht anders gemacht“, meint Susanne Begič, aber sie besaßen an der Zornigen Ameise nur einen Pachtvertrag und konnten auf dieser Basis nicht die nötige Kraft investieren. „Man gibt nicht freiwillig ein erfolgreiches Lokal auf“ - sie taten es notgedrungen.
Mit einem Imbisswagen fing es an
Die Gastronomie-Geschichte der Familie Begič begann 1962 mit einem Imbisswagen, den Seniorchef Drago Begič - gebürtiger Jugoslawe - in Gelsenkirchen in Betrieb nahm.
In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Drago-Imbisse, -Restaurants und -Steakhäuser eröffnet, außer in Gelsenkirchen auch in Oberhausen, Lippstadt, Iserlohn, Duisburg, Mülheim, Bottrop, Bochum und Essen.
Zuletzt, seit 2015, führte die Familie nur noch die Restaurants an der Zornigen Ameise in Essen und am Uhlenhorstweg in Mülheim.
Inhaber Drago Begič feiert an Silvester seinen 87. Geburtstag und lässt sich immer noch häufig im Lokal sehen.
Jetzt will sich Familie Begič auf das letzte verbliebene Restaurant konzentrieren und aus dem Drago im Uhlenhorst eine Art behagliches Wohnzimmer machen, in dem Gäste alles Vertraute finden, was sie mit Drago verbinden. Viele Einrichtungsgegenstände und Dekostücke, die nach dem Ausverkauf in Essen übrig geblieben sind, haben die Adresse gewechselt.
Familie will Flair der Zornigen Ameise ins Mülheimer Lokal bringen
„Wir versuchen, das Flair der Zornigen Ameise in Mülheim zu kreieren“, erklärt Susanne Begič. Beispielsweise wurden etliche gerahmte Fotografien legendärer Stars aufgehängt. Gäste hätten auch schon anerkennend wahrgenommen, dass sich ihr Lieblingstisch jetzt in prominenter Gesellschaft befindet, berichtet die Wirtin.
Auch interessant
Andere hätten den Wunsch geäußert, auch einen Kamin in Mülheim zu haben. „Also haben wir unseren von zu Hause genommen und ein Kaminzimmer eingerichtet.“ Die Speisekarte in Mülheim soll unangetastet bleiben, weiterhin kann man am Uhlenhorstweg auch die beliebte Drago-Kräuterbutter kaufen oder die speziell für das Haus hergestellte Pfeffermischung.
Über Weihnachten gut gebucht - „Gott sei Dank“
Am Heiligen Abend bleibt das Drago geschlossen, die Familie feiert im privaten Kreis. Für die Weihnachtsfeiertage hätten sie „gute Buchungen“, sagt Susanne Begič, „Gott sei Dank“. Ihre Schwester Sabina wird ab Januar in Mülheim mitarbeiten, ob weitere Kräfte aus dem Essener Team folgen, sei noch nicht klar. „Einige gehen in Rente oder orientieren sich beruflich in eine andere Richtung.“ Suchen Jobs, die ihnen sicherer erscheinen.
[+++ Gastronomie in Mülheim - Hier finden Sie unsere Extra-Seite dazu +++]