Mülheim. Mülheimer Gastronomen leiden unter schrumpfender Kundschaft: Die Absagen verunsicherter Kunden häufen sich. Bedeutet das ein Weihnachtsfeier-Aus?
Restaurant- und Café-Liebhaber sind abgeschreckt, trotz 2G-Regel. Was mehr Sicherheit in den Alltag bringen soll, sorge vor allem für Vorsicht, beobachten Gastronomiebetreiber. „Es ist wie eine neue Warnstufe: Achtung, hier passiert was!“, beschreibt Jerome Krüger, Inhaber des Cafés „Das Kaff“ am Fuße der Altstadt, die Reaktion vieler Kunden auf die neuen Corona-Verschärfungen. Mit den steigenden Zahlen häufen sich auch die Stornierungen in den städtischen Gastronomien.
Nicht nur die Reservierungen sinken in der Zahl – auch kommen weniger Kunden. Teilweise hat Krüger im September acht- bis zehnköpfige Gruppen im „Kaff“ willkommen geheißen. Jetzt tauchen die meisten Besucher nur noch paarweise auf. „Das, was im letzten Jahr staatlich verordnet war, machen die Leute jetzt von selbst“, schildert er seine Beobachtung. Das Phänomen eines „persönlichen Lockdowns“ breite sich aus.
Mülheimer Gastronomien kämpfen mit weniger Umsatz
Ohne „finanzielle Puffer“ in eine erneute Flaute: Seit in der Gastronomie wieder alle Türen offen standen, ist der Anspruch auf staatliche Hilfen erloschen. Auch der Sommer sei mehr ein „Vor-Herbst“ gewesen, so Krüger: „Da fragt man sich schon, wie man den Winter überlebt.“
Auch in der Pizzeria Rosario an der Kaiserstraße ist es gerade eben passiert: Nach dem „Hallo“ erzählt Betreiber Conte Rosario sofort, dass mehrere Kunden das Abendessen heute lieber ausfallen lassen. Sein Geschäft kämpfe im Moment mit doppeltem Aufwand und 30 bis 40 Prozent Umsatz weniger. Er habe vollstes Verständnis für die unsicheren Kunden, die lieber zu Hause bleiben: „Ich selber habe Angst um mich und meine Mitarbeiter.“
Jeder zweite Deutsche lehnt eine Weihnachtsfeier ab – auch in Mülheim?
„Wir versuchen, es so sicher zu machen wie möglich“, beteuert Jürgen Thon, Inhaber des Ratskellers und der Dehoga-Vorsitzende (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) in Mülheim. Er lege auch anderen Mitgliedsbetrieben ans Herz, die 2G-Regel sorgfältig zu kontrollieren. Die Leute, die im Ratskeller speisen, begrüßen die Prüfung laut Thon sogar. Trotzdem klingele im Ratskeller jetzt schon das Telefon mit Absagen für große Weihnachtsfeiern.
Es ist kein Einzelfall. Rund ein Drittel der Feiern in Restaurants, Lokalen und Gasthäusern sei in diesem Bundesland schon storniert worden, berichtete der Dehoga NRW. Immer mehr Deutsche entschieden sich gegen ein besinnliches Beisammensein: Mittlerweile lehnt jeder Zweite laut einer Umfrage des Marktforschungsinstitutes Appinio private oder berufliche Feste in der Weihnachtszeit ab. Auch Mülheim scheint dem Trend zu folgen.
Weihnachtsfeiern in Mülheims Gastronomien werden „massiv“ storniert
Aktuelle Corona-Regeln in der Gastronomie
Alle Gastro-Betriebe in NRW sind geöffnet, die Hygienevorgaben bestehen. Seit dem 24. November gilt drinnen die 2G-Regelung. Besucher müssen folglich vollständig geimpft oder genesen sein.
Kinder und Jugendliche bis zum Alter von einschließlich 15 Jahren sind von den 2G-Regeln ausgeschlossen.
Kunden müssen keinen Nachweis hervorkramen, wenn sie lediglich Speisen und Getränke abholen. Die Maske darf man an Steh- oder Sitzplätzen abnehmen. Die Abstandsregel von 1,50 Metern ist aufgehoben.
Die Mausefalle in der Altstadt ist ein Klassiker für Weihnachtsfest und -schmaus. Inhaber Hendrik Peek merkt aber jetzt schon, dass Kunden große Firmenfeiern und Geschäftsessen im kleinen Kreise lieber streichen. Peek erzählt: „An manchen Tagen, an denen wir eigentlich sonst auf die Überbelegung zugingen, kann es jetzt sein, dass es von 80 (Besuchern) auf 30 runtergeht.“ Bald macht die Mausefalle wieder für verunsicherte Kunden Essen zum Mitnehmen möglich.
Auch große Weihnachtsfeiern ab 30 Personen im Gesellenhaus seien alle geplatzt, so Service-Mitarbeiter Willi Gruner. Unter anderem wollten zwei Altenheime ihre Feten verschieben. „Viele Ältere trauen sich nicht wegen der Enge und der vielen Menschen“, begründet das Gruner und zeigt Verständnis.
Restaurants und Cafés bieten Alternativen für die Mülheimer
Aktuelle Corona-Regeln in der Gastronomie
Alle Gastro-Betriebe in NRW sind geöffnet, die Hygienevorgaben bestehen. Seit dem 24. November gilt drinnen die 2G-Regelung. Besucher müssen folglich vollständig geimpft oder genesen sein.
Kinder und Jugendliche bis zum Alter von einschließlich 15 Jahren sind von den 2G-Regeln ausgeschlossen.
Kunden müssen keinen Nachweis hervorkramen, wenn sie lediglich Speisen und Getränke abholen. Die Maske darf man an Steh- oder Sitzplätzen abnehmen. Die Abstandsregel von 1,50 Metern ist aufgehoben.
Was für 20 Hungrige nur ein kurzer Restaurant-Besuch ist, sei für ihn ein Einschnitt, sagt Peter Höppeler vom Landhaus Höppeler in Mintard. „Jede Feier zählt“, betont er, besonders zur Zeit des Hauptgeschäfts zu Weihnachten. Die Weihnachtskarte liegt im Landhaus bereit, gefüllt mit Angeboten von Ente bis Gans. Kunden können nach Lust und Laune Menüs wählen – an Heiligabend gibt es dann auch einen Lieferdienst für die, die ihn beanspruchen.
Auch „Das Kaff“ reagiert. Es will Kunden, die lieber draußen bleiben, an frischer Luft Programm bieten. Wenn der Adventsmarkt in der Altstadt am Freitag startet, sollen Glühbier, Waffeln und Musik Besucher anlocken. Alles soll sich rund um und auf einer aufgebauten Bühne abspielen.