Essen-Bergerhausen. Lange Corona-Pause und die Flut im Sommer: Familie Begic gibt das Drago an der Zornigen Ameise in Essen auf, das Inventar wird jetzt verkauft.

  • Die Besitzer des Traditionsrestaurants Drago an der Zornigen Ameise geben auf.
  • Nach langer Corona-Pause und Flutschäden sind die Reserven aufgebraucht.
  • Am 18. und 19. Dezember wird das Inventar verkauft.

Acht Monate Corona-Zwangspause, dann kam die Flut: Das Restaurant Drago an der Zornigen Ameise, seit 37 Jahren in Essen-Bergerhausen ansässig, bleibt für immer geschlossen. Das steht jetzt fest. Was die Entscheidung für die Betreiber, Angestellten und Gäste bedeutet.

„Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen und hat uns viele Tränen gekostet. Aber es geht nicht mehr, weil man in Corona-Zeiten auch nicht genau weiß, wie es weitergeht. Das Vorweihnachtsgeschäft ist ja in unserem Mülheimer Lokal fast komplett weggebrochen“, sagt Sabina Begic, Tochter des Gründers und Inhabers Drago Begic (86). Als das Restaurant im Juli nach der achtmonatigen Corona-Pause wieder öffnete, sei das Team glücklich und hochmotiviert gewesen, das Lokal voll. „Die Leute haben uns die Bude eingerannt und waren so froh, dass wir wieder da waren“, erinnert sich die 52-Jährige.

Die Ruhr hatte im Juli den Keller des Restaurants Drago in Essen komplett geflutet

Nach nur zwei Wochen dann der Schock: Als die Reinigungskraft morgens saubermachen wollte, habe das Wasser der Ruhr schon im Keller gestanden. „Der Gastraum ist verschont geblieben, aber bis zur dritten Stufe ist das Wasser nach oben gestiegen“, erzählt Sabina Begic, die angesichts der Regenfälle am Vortrag mit solchen Auswirkungen nicht gerechnet hatte.

Alles muss raus: Ein Teil des Inventars des Restaurants Drago wird am 18. und 19. Dezember verkauft, der Rest wird vom Betreiber des Vintage-Möbelladens Platzhirsch in Kommission genommen oder wandert in den Container.
Alles muss raus: Ein Teil des Inventars des Restaurants Drago wird am 18. und 19. Dezember verkauft, der Rest wird vom Betreiber des Vintage-Möbelladens Platzhirsch in Kommission genommen oder wandert in den Container. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die im Keller gelagerten Lebensmittel habe man komplett wegwerfen, die in der Küche abgestellten schnell in das zweite Restaurant der Familie in Mülheim-Saarn schaffen müssen. „Unsere Lage direkt an der Ruhr, die den Charme des Hauses und des großen Außenbereichs ausgemacht hat, ist uns jetzt zum Verhängnis geworden. Und bei den dicken Wänden des historischen Hauses von 1778 ist es auch nur ganz langsam getrocknet“, erklärt Sabina Begic, die ab Januar dann im Mülheimer Restaurant gemeinsam mit ihrer Schwester arbeiten wird.

Am kommenden Wochenende, 18. und 19. Dezember, jeweils von 10 bis 17 Uhr, wird Familie Begic die gesamte Einrichtung bis auf die Küche an alle, die Interesse haben, verkaufen. „Der Betreiber des Vintage-Möbelladens Platzhirsch an der Alfredstraße hilft uns beim Verkauf der Sachen. Er hat Ahnung vom Wert der Gegenstände, wir wären damit überfordert“, sagt Sabina Begic.

Beim Verkauf des Inventars gilt die 2G-Regel

Das Inventar des Restaurants wird am Samstag und Sonntag, 18. und 19. Dezember, 10 bis 17 Uhr, im Lokal, Zornige Ameise 3, verkauft. Es gilt die 2G-Regel (Nachweise und Ausweis sind mitzubringen), die Besucherinnen und Besucher werden mit einer Einbahn-Regelung an den Sachen vorbeigeführt.

Das letzte verbliebene Restaurant der Familie Begic befindet sich in Mülheim-Saarn am Uhlenhorstweg 2.

130 Stühle habe sie schon verkauft, doch noch gibt es Dutzende Spiegel, 85 Leuchter und Stehlampen, an die 500 Bilder, Uhren, Tannenbäume, Deko für alle Jahreszeiten, Puppen, Porzellan, Bronzestatuen und vieles mehr – alles alt oder auf alt gestylt. Als die Familie das Restaurant in Bergerhausen 1984 eröffnet habe, hätten Architekten zu dem antiken Stil geraten. „Mein Mutter hat das alles hier auf Trödelmärkten zusammengekauft oder anfertigen lassen.“

Die Betreiber-Familie wird ihre Gäste und Mitarbeiter vermissen

Sabina Begic hofft, dass möglichst viel davon noch neue Besitzer findet und ein bisschen Geld einbringt. „Es ist schon traurig“, sagt die 52-Jährige inmitten der Berge von Inventar. „Aber ich hänge nicht an Sachen, sondern an Menschen. An unseren tollen Gästen und den 15 Mitarbeitern, die teils viele Jahrzehnte dabei waren und sich jetzt etwas anderes suchen müssen. Einige werden Bus- oder Straßenbahnfahrer.“ Ende des Monats laufe der Mietvertrag aus, bis dahin müsse alles raus sein.

Die Familie – alle drei Töchter von Inhaber Drago Begic haben andere Berufe erlernt, aber die Hotelfachschule besucht und sind ins Geschäft der Eltern eingestiegen – hatte in Essen früher auch noch ein Restaurant in der Nähe der Gruga und einen Imbiss auf der Rüttenscheider Straße.