Essen-Rüttenscheid. . Nach 20 Jahren an der Gruga gibt Gastronom Drago Begic das Restaurant in jüngere Hände. Seine Geschichte begann unter Tage und führte steil hinauf.

Es sind große und ziemlich bunte Fußstapfen, in die Igor Petric und Zoran Randlovic getreten sind. Anfang des Jahres übernahmen sie das Restaurant Drago an der Alfred­straße vom gleichnamigen Inhaber Drago Begic.

An Silvester hatte der Vollblut-Gastronom mit dem stadtbekannten Schuh-Tick seinen 80. Geburtstag gefeiert und schon vorher entschieden, künftig etwas kürzer zur treten. Was natürlich nicht den Ruhestand bedeutet, seine beiden Läden an der Zornigen Ameise und in Mülheim behält Begic: „Täglich nur noch acht statt zwölf Stunden arbeiten, das ist mein Ziel. Ich möchte mehr Zeit für meine Frau und meine drei Töchter haben“, sagt Begic und lacht zufrieden.

Vom Bergbau zum Imbisswagen in Gelsenkirchen

Seine Erfolgsgeschichte beginnt wie unzählige andere Zuwanderer-Biografien im Ruhrgebiet: 1957 flüchtet er aus dem kriegsgeschüttelten Jugoslawien zunächst nach Österreich. „Ich dachte, dass ich dort einige Wochen bleibe, mir ein Moped kaufe und wieder zurück fahre – bis heute habe ich nie ein Moped besessen“, erinnert sich Begic. Denn es kommt anders. Er wird als Bergmann für die Zeche Haniel in Bottrop angeworben, schuftet dort viereinhalb Jahre lang unter Tage. Und erkennt, dass sich im damals wirtschaftlich starken Ruhrgebiet auch auf anderem Wege Geld verdienen lässt.

In Gelsenkirchen macht er sich 1962 mit einem Imbisswagen selbstständig und bringt als einer der ersten die Balkan-Küche ins Revier. Viele weitere Läden folgen im Laufe der Jahre, darunter 1984 das Drago an der Zornigen Ameise und 1994 das Steakhaus nahe Messe- und Gruga-Hallen. „Heute ist das Geschäft schwieriger geworden, weil die Menschen nahezu alles überall und zu jeder Zeit bekommen. Damals war diese Art von Küche für viele Menschen neu“, sagt Begic. Dennoch schaffte er es, sich über all die Jahre auf dem hart umkämpften Markt zu halten, eröffnete insgesamt 26 verschiedene Gastronomien im Ruhrgebiet. Dort bewirtete er Fußballlegenden wie Stan Libuda und Charly Neumann ebenso wie später Dieter Bohlen oder Udo Jürgens.

Am Namen „Drago“ wird nicht gedreht

Entsprechend bekannt ist „Onkel Drago“ vor allem bei seinen Landsleuten. „Wer aus Kroatien ins Ruhrgebiet kommt, dem ist Drago meist ein Begriff. Erst recht, wenn er wie viele von uns in einem der Läden gearbeitet hat“, erzählt Igor Petric, der den Einsatz von Drago Begic lobt. Neben guten Ratschlägen habe der viele Zuwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien nicht selten auch finanziell und bei der Suche nach Job und Wohnung unterstützt.

„Als ich selbst nach Deutschland kam zum Kellnern, kannte ich den Laden und natürlich auch Drago bereits. Und 20 Jahre später übernehme ich das Restaurant, das ist schon verrückt“, sagt Petric, der noch bis zum Sommer parallel das Restaurant Westfälischer Bauer in Marl weiter betreibt. Das Drago an der Gruga hat er gemeinsam mit Geschäftspartner Randlovic – der dort seit Jahren als Kellner bekannt ist – bereits ein Stück weit modernisiert. Vom Konzept und auch von der Küche her aber soll alles weitgehend beim Alten bleiben. Neben dem Stammkoch wurde auch das gesamte Personal übernommen. Auch am Namen „Drago“ wird nicht gedreht – schließlich schaut der „Patron“ mit den verschieden farbigen Schuhen bis heute fast täglich vorbei.

Am Montagabend allerdings mussten seine Gäste ohne Begic auskommen – da feierte er den 52. Hochzeitstag mit Ehefrau Christa. „Sie war über all die Jahre immer an meiner Seite. Jetzt möchte ich davon etwas zurück geben und gemeinsam mit ihr reisen.“