Mülheim. Die erste Mülheimer Kaufland-Filiale hat am Heifeskamp eröffnet. Das Urteil der Kunden reicht von „unmöglich“ bis „echt gut“. Ein Besuch vor Ort.

Es war ein Blitz-Umbau, nach dem jetzt allmählich Alltag einkehrt. Am 23. Oktober schloss der Real-Markt am Heifeskamp, bereits am 27. Oktober eröffnete unter demselben Dach die erste Mülheimer Kaufland-Filiale. Die Feinarbeiten dauerten dann aber doch etwas länger.

„Es ist vollbracht“, meldete Kaufland vor einigen Tagen. Das Team um Marktleiter Turhan Alagöz habe jetzt den gesamten Umbau gestemmt. Eine gemischte Mannschaft ist dort tätig, denn die rund 80 Real-Beschäftigten sollten übernommen werden. Für den Übergang würden sie „von erfahrenen Kaufland-Mitarbeitern in Prozesse und Systeme eingearbeitet“, teilt Unternehmenssprecherin Alisa Götzinger mit.

Mülheimer Real-Team wurde von Kaufland übernommen

Sie versichert: „Wir haben alle Real-Mitarbeiter übernommen, die zum Übernahmedatum in einem gültigen Vertragsverhältnis mit Real standen.“ Das Team wechselte den Arbeitgeber zu unveränderten Konditionen. Man zahle nach dem Tarifvertrag des Einzelhandels, teilt Kaufland mit.

Durften tatsächlich alle Beschäftigten bleiben? „Ja“, bestätigt eine Mitarbeiterin, die zwischen den neu sortierten Gängen unterwegs ist. „Obwohl viele Kunden sagen: ,Was ist los? Ich sehe gar keine bekannten Gesichter mehr!’“ Diese Leute müssen sich täuschen...

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Ebenso wie eine Frau, die den Kaufland-Markt gerade mit handlichen Einkäufen verlassen hat. Sie schimpft: „Das Personal ist unmöglich. Niemand spricht mehr Deutsch.“ Wie auch immer sie darauf kommt. Alles habe sich nach dem Umbau verändert, sei „komisch“, die Regale seien verräumt. „Ich war definitiv das letzte Mal hier.“

Kaufland wird den Weggang der zornigen Frau verschmerzen. Dafür kommen andere. Voller sei es nach dem Betreiberwechsel geworden, meint ein älterer Herr, der am Heifeskamp seit Jahren regelmäßig einkauft – bislang bei Real, seit sechs Wochen bei Kaufland. Die neue Ordnung findet er gewöhnungsbedürftig. „Der ganze Aufbau hat sich verändert.“ Fehlt etwas im Sortiment? „Nein, eigentlich nichts.“

Vergrößerter Backshop, ein „Herz“ für regionale Produkte

Veränderung war ja durchaus gewollt. Ein „modernes und hochwertiges Erscheinungsbild“ soll der neue Markt laut Kaufland-Werbung haben – breite Gänge, komfortable Regalhöhen von 1,80 Meter, die Obst- und Gemüseabteilung rückte in den Eingangsbereich, frisch gestaltet und beleuchtet. Bedientheken gibt es für Fleisch, Wurst, Käse und Antipasti, der Backshop wurde erweitert, ein „Regionalherz“ für Produkte aus dem Umkreis haftet an den entsprechenden Regalen.

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Rund 4500 Quadratmeter Verkaufsfläche bietet der neue Markt, das Gesamtsortiment umfasst nach Angaben des Unternehmens mehr als 35.000 Artikel. Marktleiter Turhan Alagöz hatte vor der Umgestaltung versprochen, die Kunden würden den Großteil der Produkte, die sie bei Real gekauft haben, bei Kaufland wiederfinden. Tatsächlich gibt es hier Essbares und/oder Brauchbares aller Art, von Hausschlappen über Scheibenwischer bis zur Espressomaschine.

Kundin findet neue Sortierung teilweise nicht sinnvoll

Einmal quer durch die Lebensmittelabteilung geshoppt hat eine jüngere Frau, die gerade den Kofferraum ihres Wagens mit prallvollen Leinenbeuteln dicht bestückt. „Mein Weihnachtseinkauf.“ Der Laden mache einen ordentlichen Eindruck, meint die Kundin, unter der Heckklappe stehend, „ich tue mich noch etwas schwer mit der Sortierung, die ich teilweise nicht sinnvoll finde“.

Eine bestimmte Sorte Leberwurst etwa, Küchenrollen und einige rezeptfreie Medikamente habe sie nicht gefunden „und dann irgendwann aufgegeben“. Man hat ja nicht ewig Zeit. „Aber ich bin nicht unzufrieden.“

Ausgedehnte Öffnungszeiten

Kaufland hat nach eigenen Angaben deutschlandweit rund 700 Filialen. Der Markt am Heifeskamp ist bislang der einzige in Mülheim.

In den Nachbarstädten Oberhausen (zwei Filialen), Essen (drei Filialen) oder Duisburg (drei Filialen) ist Kaufland schon länger vertreten.

Der Mülheimer Markt ist montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr geöffnet.

Ausgesprochen angetan von der Veränderung im Dümptener Fachmarktcenter ist ein Rentner-Ehepaar, beide deutlich über 80, hinter gefülltem Einkaufswagen. Sie seien überzeugte Kaufland-Kunden, mussten bislang aber für den Großeinkauf nach Oberhausen fahren. „Wir waren immer zufrieden, der Service war gut, es gab nie Probleme mit dem Umtauschen.“

Tatsächlich wirbt Kaufland mit einem „Umtausch ohne viele Worte“, gewährt auf Elektrogeräte eine dreijährige Garantie und nimmt sie drei Monate lang gegen Vorlage des Kassenbons zurück. „Kaufland ist echt gut“, meint das Mülheimer Rentnerpaar und shoppt jetzt zweimal wöchentlich am Heifeskamp.

Junge Familie freut sich über Sonderangebote

Eine junge Familie – Mutter, Vater, Kleinkind – bewertet den neuen Markt durchweg positiv und findet vor allem auch die Preise bei Kaufland günstiger: „Sie haben mehr Sonderangebote als früher Real.“

Die größte Veränderung fällt auf, bevor man das lange Laufband, das in den Markt führt, überhaupt betritt: Der Getränkeverkauf, früher in einem separaten Ladenlokal im Erdgeschoss zu finden, wurde in die Filiale integriert. Der entstandene Leerstand im Parterre soll sich bald füllen. „Zur Weitervermietung des Getränkemarkts sind wir derzeit in Gesprächen“, teilt Kaufland mit. Mehr noch nicht.

Turhan Alagöz leitet den neuen Kaufland-Markt am Heifeskamp in Mülheim. Vorher, seit Januar, war er an selber Stelle bei Real tätig – genau wie der Großteil seines Teams.
Turhan Alagöz leitet den neuen Kaufland-Markt am Heifeskamp in Mülheim. Vorher, seit Januar, war er an selber Stelle bei Real tätig – genau wie der Großteil seines Teams. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka