Mülheim. Mal kein Rückschlag fürs Baden in Mülheims Ruhr: Eine Analyse der Umgebung zeigt zwar Sicherheitsmaßnahmen auf, die sollen aber zu stemmen sein.

Seit Jahren ringt die Stadt Mülheim um eine Badestelle am Saarner Ruhrstrand. Ob und wann das Realität wird, steht noch immer in den Sternen. Im Sportausschuss gab es dazu aber immerhin mal keine schlechten Nachrichten.

Ende 2019 verweigerte die Bezirksregierung Düsseldorf der Stadt die Genehmigung für den Ruhrstrand samt Badestelle aufgrund der Nähe zum besonders geschützten FFH-Gebiet (FFH = Flora, Fauna, Habitat). Wie sich die Freizeitanlage mit dem Naturschutz verträgt, sollte die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR) feststellen.

Kein klares Nein zum Baden an der Ruhr von den Analysten der Biologischen Station

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Die Untersuchungen zeigen, dass von dem Betrieb der Freizeitanlage beziehungsweise der Inbetriebnahme der Badestelle potenzielle Beeinträchtigungen ausgehen“, heißt es im Fazit der Analyse, die BSWR-Leiter Dr. Peter Keil am Montag im Ausschuss vortrug. Keil sagte aber auch: „Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen können diese Beeinträchtigungen verhindert beziehungsweise minimiert werden.“ Ein striktes Nein klingt anders.

„Es ist kein Verhinderungskonzept“, atmete Oliver Willems, sportpolitischer Sprecher der SPD, stellvertretend für viele im Ausschuss auf. Er sprach gar von einer „Win-win-Situation“, weil die von Keil und seinem Team vorgeschlagenen Maßnahmen dem Habitat zu Gute kämen – „unabhängig davon, ob dort eine Freizeitanlage ist oder nicht.“

Hunde, Müll und Trampelpfade gefährden das Mülheimer FFH-Gebiet

Die Analyse hatte vor allem den Schutz des FFH-Gebiets im Blick. Das Areal rund um den Ruhrstrand besteht aus Auenwäldern mit Erle, Esche und Weide, die europaweit prioritär geschützt sind. „Es gibt ein Verschlechterungsverbot für solche Schutzgebiete“, betont Keil.

Für eine Verschlechterung könnten aber freilaufende Hunde, Vermüllung und illegales Betreten des FFH- und Naturschutzgebietes in Form von Trampelpfaden sorgen. Faktoren, die auch die beheimateten Tierarten gefährden könnten. Hier stellte Keil insbesondere den Eisvogel und den seit 2019 wieder vermehrt anzutreffenden Biber heraus.

Holzzaun soll den Mülheimer Ruhrstrand vom Naturschutzgebiet trennen

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Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservice, glaubt allerdings nicht, dass sich die Situation durch einen wesentlich größeren Zulauf verändern wird. „Wir kriegen aus meiner Sicht nicht mehr Gäste durch die Badestelle, die Anlage wird ja jetzt schon gut genutzt. Und ich wage es zu bezweifeln, dass wir eine deutlich höhere Frequentierung haben werden“, so Ellerwald.

Durch einen Holzzaun mit Handlauf rät die BSWR den Zugang zum FFH-Gebiet zu blockieren. Durch die Anbringung eines Schafsdrahtes im unteren Bereich soll verhindert werden, dass Hunde eindringen. Andere Zugänge zu bisherigen Trampelpfaden könnten durch das Pflanzen von Gehölzen geschlossen werden.

Eisvogel und Biber sollen an der Ruhr geschützt werden

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Die Lösung stieß bei Politik und Verwaltung auf deutlich mehr Gegenliebe als der Stabgitterzaun, den die Bezirksregierung angeregt hatte. Da der Zaun in Fließrichtung aufgestellt würde, entsteht keine Beeinträchtigung bei Hochwasserereignissen.

Keil & Co. raten zudem, die Wurzelteller umgestürzter Bäume wieder freizustellen, um das Angebot an Brutplätzen für den Eisvogel zu erhöhen.

Experten raten, gebietsfremde Pflanzen einzudämmen

Baden an der Ruhr - ein Rückblick

Schon seit 2017 arbeitet die Stadt an der Badestelle unweit der Mendener Brücke. Im Januar 2018 hatte der Sportausschuss den Mülheimer Sportservice damit beauftragt, den Standort am Ruhrstrand für den Sommer als EG-Badegewässer anzumelden.

Da die wasserrechtliche Genehmigung der Bezirksregierung erst Mitte Februar gestellt wurde, konnte die Anmeldung nicht bis zum Stichtag 1. April vorliegen. Daher wurde die Premiere der Badestelle zunächst auf 2019 verschoben.

Damals hakte es aber auch an den freiwilligen Leistungen in sechsstelliger Euro-Höhe, die die Stadt hätte aufbringen müssen, so dass auf 2020 vertagt werden musste, ehe die Bezirksregierung auch für diesen Sommer keine Zusage geben konnte. Fortsetzung folgt.

Sorge bereiten den Experten zudem die Bestände von gebietsfremden Pflanzen wie der Armenischen Brombeere, dem Riesen-Bärenklau oder dem Drüsigen Springkraut. Sie verdrängen nicht nur einheimische Pflanzen und wuchern ganze Bereiche zu. Der Pflanzensaft des Riesen-Bärenklaus könnte auch für Verletzungsgefahr sorgen, hieß es.

Die Biologische Station rät daher, den Bärenklau im Bereich der geplanten Badestelle vollständig zu entfernen, auch die Armenische Brombeere solle tiefgründig gerodet werden. Im Sinne der Verkehrssicherheit sieht das Konzept auch eine Entfernung der Berliner Pappeln vor, um Unfälle in Folge von abgeworfenen Ästen zu vermeiden.

Badestelle an Mülheims Ruhr: Gespräch mit der Bezirksregierung im Januar

„Die Maßnahmen können zeitnah realisiert werden und sind auch nicht sonderlich kostenintensiv“, fasste Keil zusammen. Dem Experten ist offenbar nicht daran gelegen, die oft jungen Nutzer des Ruhrstrands komplett aus dem Grünen zu verbannen. „Wir können keinen effektiven Naturschutz machen, wenn wir die jungen Menschen nicht mitnehmen“, so Keil.

Ein Gespräch im Januar mit der Bezirksregierung soll der Verwaltung Aufschluss über die weiteren Schritte geben.