Mülheim. Rund 300 Menschen haben am Montagabend an einer Demo von Impfkritikern in der Mülheimer Innenstadt teilgenommen. Vorne weg: Der Coronasaurus.

Rund 300 Menschen haben am Montagabend an einem Spaziergang teilgenommen, der von den Veranstaltern mit dem Titel „Für ein liebevolles Miteinander, für eine freie Impfentscheidung und gegen Diskriminierung“ versehen war. Laut Polizei war die Veranstaltung angemeldet und von der Ordnungsbehörde genehmigt. Ganz vorne dabei bei dem Umzug durch die Mülheimer Innenstadt: der Coronasaurus, der bereits zuvor in Mülheim für Aufsehen gesorgt hatte.

„Alles ruhig“, meldet die Polizei, während sich die rund 300 Teilnehmer des sogenannten Montagsspaziergangs durch die Innenstadt bewegen. Einige von ihnen halten selbstgemalte Plakate hoch – darauf zu lesen etwa „7G – Gesund, Glücklich, Geduldig, Geliebt, Gerecht, Gehorsam, Gut drauf“ oder „Die Würde, der Körper – Unantastbar“, aus Boxen erklingt Musik, über den Menschen schwebten Luftballons in Herzchenform. Es gehe um „ein liebevolles Miteinander, gegen Ausgrenzung durch 2G“ – diese Aufschrift trägt das Plakat, das die Begleitperson des Coronasaurus hoch hält.

Organisator hat schon mehrere Aktionen als Kritik an Corona-Maßnahmen gestartet

Im Dino-Kostüm war der Mülheimer Christian Garcia Diaz zu Popularität gelangt, als er im April – zu Zeiten der Ausgangssperre – über die menschenleere Eppinghofer Straße spazierte unter dem Motto „Die Ausgangssperre gilt nur für Menschen“. Ein Polizist hatte die Szene gefilmt, der Clip wurde im Netz massenhaft geteilt.

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Die nächste Aktion folgte Anfang Juni vor dem damaligen Real-Markt am Heifeskamp. Dort rief der Mann, diesmal mit Nikolausmütze und einem T-Shirt mit dem Logo der Querdenker-Initiative „Freedom Parade“, zum provokativen „Einkaufen ohne Maske“ auf und gab sich als Mitglied des Vereins „Maskenbefreite“ aus, der Menschen vertrete, die von der Maskenpflicht befreit seien, aber sich aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen nicht trauten, ohne Maske einkaufen zu gehen. Eine Handvoll Gleichgesinnter begleitete den Aktivisten an diesem Abend. Die von ihnen vorgezeigte vorgebliche Atteste zur Maskenbefreiung stellte die Polizei sicher, um sie auf Echtheit zu prüfen.

Der selbst ernannte Coronasaurus hat in Mülheim schon mehrere Aktionen angezettelt, mit denen der Mann in dem Kostüm und seine Gleichgesinnten nach eigenen Angaben „auf die Unverhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen“ hinweisen wollen und sich „gegen Diskriminierung und Gesellschaftliche Ausgrenzung sowie für eine echte freie Impfentscheidung“ einsetzen.
Der selbst ernannte Coronasaurus hat in Mülheim schon mehrere Aktionen angezettelt, mit denen der Mann in dem Kostüm und seine Gleichgesinnten nach eigenen Angaben „auf die Unverhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen“ hinweisen wollen und sich „gegen Diskriminierung und Gesellschaftliche Ausgrenzung sowie für eine echte freie Impfentscheidung“ einsetzen. © Redaktion

Kommunale Ordnungsdienst kontrolliert, ob Corona-Schutzmaßnahmen eingehalten werden

Im Oktober dann rief der Mann, der den Dino mimt, zu Autokorsos auf als „Gegendemonstrationen zur unverhältnismäßigerweise durch den deutschen Bundestag festgelegten Notlage von nationaler Tragweite“, wie der Organisator auf seiner Internetseite erklärte. Er hat die Aktion gefilmt und feierte sie auf seiner Website „als Kundgebung für Grundrechte und Basisdemokratie“. Auch in Oberhausen hatte der Dinosaurier zu Demonstrationen gegen gesellschaftliche Ausgrenzung aufgerufen.

Jetzt also zog der Coronasaurus zusammen mit in der Spitze 300 Menschen durch die Mülheimer Innenstadt, begleitet von Liedern wie „Ein bisschen Frieden“. Friedlich sei es durchaus zugegangen, berichtet die Polizei, als der Spaziergang sich gegen halb neun zerstreut hat. Der Kommunale Ordnungsdienst habe kontrolliert, ob die Corona-Schutzmaßnahmen eingehalten wurden. In Teilen der Mülheimer Innenstadt gilt schließlich wieder die Maskenpflicht.

Polizeisprecher: Sachverhalte, die nicht angemeldet waren

Nicht zum ersten Mal waren die Impf-Kritiker durch die Ruhrstadt spaziert – diesmal sei die Demo ordnungsgemäß angemeldet gewesen, im Vorfeld seien Kooperationsgespräche mit dem Veranstalter geführt worden, sagte ein Polizeisprecher und fügte hinzu: „Wir hatten zuvor aber auch Sachverhalte, die nicht angemeldet waren.“

Beim vorangegangenen Spaziergang der Dino-Anhänger und Corona-Maßnahmen-Kritiker am Nikolaustag hatte die Route noch mitten durch die Innenstadt geführt – unter anderem über den Vorplatz des Forums, wo wegen des Weihnachtsmarktes Maskenpflicht und an den Ständen 2G gilt.

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Wohl bewusst Strecke gewählt, wo keine Maskenpflicht gilt

Dieses Mal, so sagt der Polizeisprecher, sei die Strecke wohl bewusst so gewählt worden, dass sie vom Südbad über den Berliner Platz, den Rathausmarkt und schließlich zurück durch den Eppinghofer Tunnel um die Mülheimer Innenstadt herum führte. So konnten die Teilnehmer die Bereiche mit Maskenpflicht meiden. „Das Ordnungsamt war vor Ort, hatte aber nichts zu beanstanden“, so der Polizist.

Einen nächsten Spaziergang habe der Coronasaurus noch nicht bei der Polizei angemeldet, heißt es bei der Ordnungsbehörde. Wohl aber habe der Mann im Dino-Kostüm angekündigt, seine Anhängerschaft wieder zu einem motorisiertem Protestzug in Form eines Autokorsos mobilisieren zu wollen. Ganz öffentlich scheint der Aktivist nicht mehr für seine Kritik-Veranstaltungen werben zu wollen, er verweist auf eine Gruppe im Nachrichten-Dienst Telegram.