Mülheim. Zur Freude vieler Menschen in Mülheim ist der Adventsmarkt eröffnet – es gilt 2G, es wird kontrolliert. Wie das in der Altstadt funktioniert.

„Alle Jahre wieder“… kommt der Weihnachtsmarkt. So war das jedenfalls noch bis vor zwei Jahren, im Vorjahr mussten aufgrund der Pandemie jedoch alle Weihnachtsmärkte in NRW ausfallen. Umso mehr freuen sich viele, dass jetzt endlich wieder Engel und Pyramiden gekauft, Glühweine getrunken werden können.

So auch auf dem Adventsmarkt in der Mülheimer Altstadt: 50 Stände sind seit Freitag geöffnet. Tannenbäume stehen in den Straßen, Lichterketten säumen die Häuser, Weihnachtsmusik liegt in der Luft. Alles scheinbar genauso wie immer. Doch im Advent 2021 gilt: Kein Weihnachtsmarkt ohne Hygienekonzept.

Buden auf dem Mülheimer Adventsmarkt sind mit Trennscheiben ausgestattet

Der Markt in der Altstadt setzt auf Abstand, sämtliche Buden sind mit einer Trennscheibe zwischen Kunden und Verkäufern ausgestattet. Die Anzahl der Stände ist nicht weniger geworden, allerdings stehen sie entzerrt voneinander. Die kuschelig gemütlichen Holzunterstände zum Glühweintrinken wurden weggelassen, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Stattdessen gibt es Schirme und Stehtische.

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Rolf Schulze, Cheforganisator des Adventsmarkts, freut sich sehr, wieder Besucher begrüßen zu dürfen. Dass dies angesichts steigender Infektionszahlen nicht selbstverständlich ist, ist ihm bewusst. „Wir haben eine hohe Verantwortung. Unser größtes Anliegen ist es, den Markt sicher zu machen.“

Zehn Ordner kontrollieren stichprobenartig die Impfpässe

Damit dies funktioniert, sind zehn Ordner eingesetzt, die stichprobenartig die Einhaltung der 2G-Regel kontrollieren. Dabei ist es Rolf Schulze besonders wichtig, nicht die weihnachtliche Stimmung zu verderben: „Schön, dass ihr hier seid. Impfpass und Personalausweis einmal bitte, die Hochzeitsurkunde interessiert mich nicht“, scherzt er bei der Kontrolle. Wer kontrolliert wurde, bekommt einen Weihnachtswichtel-Stempel auf den Handrücken, um den Überblick nicht zu verlieren.

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Dass durch den Einsatz der Ordner auch etwas höhere Kosten für den Adventsmarkt entstehen, sei klar, aber notwendig, findet Schulze: „Außerdem haben wir viele ehrenamtliche Helfer.“

Der Eröffnungstag war verregnet, dennoch sind einige Besucher gekommen. „Es ist schön, endlich mal wieder ein bisschen weihnachtliche Stimmung einzufangen“, sagt Viktoria Amrhein, die schon als kleines Kind gerne auf dem Adventsmarkt war. Ihr Impfpass wurde bereits kontrolliert, dennoch findet sie: „Ein seltsamer Beigeschmack ist da, man ist trotzdem vorsichtig.“

Besucher genießen die weihnachtliche Atmosphäre

Noch nicht überprüft wurde Sabine Kossack, die mit ihrem Mann über den Adventsmarkt schlendert. „Wir sind aber auch gerade erst gekommen“, erzählt sie. „Es ist total schön, wieder diese Weihnachtsatmosphäre mitzubekommen – trotz Regenschirm.“

Die kleine Kadisha freut sich über ein Stofftier von Nikolaus Pablo und Christkind Medina auf dem Mülheimer Adventsmarkt. Der Nikolaus sitzt diesmal nicht in seiner Hütte, sondern ist mit einem Bollerwagen unterwegs.
Die kleine Kadisha freut sich über ein Stofftier von Nikolaus Pablo und Christkind Medina auf dem Mülheimer Adventsmarkt. Der Nikolaus sitzt diesmal nicht in seiner Hütte, sondern ist mit einem Bollerwagen unterwegs. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

So geht es auch Kathrin, die mit ihrem fünfjährigen Söhnchen Paul einen Kakao trinkt. Sie sagt: „Wir haben den Adventsmarkt letztes Jahr sehr vermisst. Durch Menschenmassen geschoben hätte ich mich momentan aber nicht.“ Paul durfte sich sogar schon über ein Stofftier vom Nikolaus freuen, der seit jeher zum Altstadt-Adventsmarkt gehört. Doch anstatt Kinder auf den Schoß zu nehmen, wandert er diesmal – um Abstand zu wahren – mit einem Bollerwagen voller Geschenke umher.

Jasmin Romberg ist mit Familie und Nachbarn gekommen. Sie schwärmt: „Ich liebe diesen Weihnachtsmarkt, er ist anders als die großen, kommerziellen. Hier ist es liebevoller.“ Ihren Impfpass hat sie auch schon vorgezeigt, sie fühlt sich sicher hier.

Ein offenbar gefälschter Corona-Test ist aufgefallen – Platzverweis

Die Impfausweis-Kontrolle läuft stichprobenartig ab, Besucher werden aktiv angesprochen. „Eine Person musste ich heute leider schon vom Platz verweisen“, berichtet Reiner Rommerswinkel, einer der Kontrolleure. Es lag kein Personalausweis und ein augenscheinlich gefälschter Corona-Test vor. Dies sei aber die absolute Ausnahme: „Die Besucher zeigen bereitwillig ihre Impfpässe, viele kommen sogar von sich aus auf uns zu.“

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Frauke Brügemann verkauft Glühwein am Stand von Pro-Altstadt, sie hat bisher nur gut gelaunte Besucher empfangen. „Man merkt, dass die Menschen hungrig sind nach Besonderheiten.“ Auch Annika Lante, Sprecherin des Evangelischen Kirchenkreises, freut sich, wieder einen Stand auf dem Adventsmarkt geöffnet zu haben: „Die Atmosphäre ist familiär.“

Vereinzelte Kritik wegen fehlender Eingangskontrolle

Doch nicht alle Gäste sind zufrieden mit der Situation. „Ich fühle mich gar nicht sicher, mein Impfpass wurde noch nicht kontrolliert“, beschwert sich eine Frau. Sie kritisiert, dass nicht direkt am Eingang eine Kontrolle stattfindet. „Das hätte man besser organisieren müssen.“

Maskenempfehlung auf dem Markt

Geöffnet ist der Adventsmarkt dienstags bis freitags von 16 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 20 Uhr.

Hinweisschilder weisen auf die 2G-Regel hin: Nur für Geimpfte und Genesene ist der Zutritt erlaubt. Außerdem werden Masken und die Einhaltung eines Sicherheitsabstands empfohlen.

Der Adventsmarkt in der Mülheimer Altstadt findet dieses Jahr zum 21. Mal statt.

Eine Eingangskontrolle sei jedoch in der Altstadt gar nicht möglich, erklärt ein Ordner, schließlich könne man den Markt von sämtlichen Seiten aus erreichen. Rolf Schulze ergänzt: „Natürlich haben manche Organisationen ihren Marktstand aufgrund der steigenden Inzidenz abgesagt.“ Die überwiegenden Reaktionen auf die Öffnung des Adventsmarktes seien aber voller Freude gewesen, so Schulze: „Ich wurde teilweise in der Stadt von Leuten angesprochen: ‚Bitte tun Sie uns das nicht an, den Markt abzusagen!’“ Leicht besorgt klingt Isabelle Wojcicki vom Jugendzentrum Stadtmitte: „Schön, dass das wieder geht. Aber mal gucken, wie lange noch...“