Mülheim. In vielen Städten warnt die Polizei vor gefälschten Impfausweisen, in Mülheim hat das Problem bisher offenbar eher geringe Ausmaße angenommen.

Nicht erst seit Fußballtrainer Markus Anfang wegen eines womöglich gefälschten Impfzertifikats seinen Job verlor, sind solche Fälschungen in aller Munde. In machen Städten warnt die Polizei. In Mülheim ist das Problem bisher ein eher kleines – noch?

„Die Polizei bittet Apotheken-Angestellte, auch in Zukunft bei der Prüfung solcher Dokumente größte Sensibilität walten zu lassen. Sollten Sie einen Grund haben, die Echtheit eines Impfausweises anzuzweifeln, wenden Sie sich möglichst unbemerkt an den Notruf der Polizei. Prüfen Sie im Einzelfall auch, ob es Sinn macht, die Impfausweise direkt einzubehalten. Bringen Sie sich dabei allerdings nicht selbst in Gefahr.“ Diesen Appell veröffentliche beispielsweise die Dortmunder Polizei am vergangenen Dienstag.

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Von diesen polizeilichen Warnungen hat auch Mülheims Kreisvertrauensapotheker Hannu Uwe Kratz gelesen, der in Dümpten die Kronen-Apotheke leitet. „Ich kann dies jedoch aus der Praxis nicht bestätigen. Wir haben weit mehr als 1000 Impfzertifikate erstellt und dabei noch keinen einzigen verdächtigen Impfausweis finden können“, schildert er.

Die große Mehrheit der Kunden sei allerdings entweder persönlich bekannt oder im Stadtteil wohnhaft. „Die relativ wenigen Auswärtigen haben wir besonders genau geprüft, konnten aber keine nachweisliche Fälschung entdecken. Insofern musste die Polizei auch nicht eingeschaltet werden“, so Kratz.

Mülheims Apothekensprecher berichtet von Verdachtsfällen

Diesen Schritt musste auch Mülheims Apothekensprecher Peter Lamberti bislang noch nicht gehen. Der Inhaber der Styrumer Phönix-Apotheke sagt aber: „Wir hatten schon Verdachtsfälle, bei denen wir in der Arztpraxis nachgefragt haben.“ Personen mit unvollständiger Dokumentation seien weggeschickt worden, weil sie die Plausibilität nicht nachweisen konnten.

Eine offizielle Datenbank zur Überprüfung, wer wann und wo geimpft worden ist, existiert bislang nicht. Außerdem enthielten die Impfdokumente keine Sicherheitsmerkmale wie Personalausweise oder Führerscheine, „weil sie ursprünglich für andere Zwecke gedacht waren“, so Lamberti.

Tipp: Impfausweise nicht in den sozialen Medien posten

Woran man ein gefälschtes Zertifikat erkennt, möchte Lamberti öffentlich am liebsten gar nicht erklären. „Das fällt wieder nur denen in die Hände, die so etwas fälschen wollen“, findet er. Er rät auch, seine Impfnachweise nicht in den sozialen Medien zu verbreiten. „Dort lassen sich dann echte Chargennummern rausziehen“, warnt der Apotheker.

Ohnehin geht er davon aus, dass sich die Fälle in der nächsten Zeit eher häufen werden. „Dadurch, dass die Nachfrage jetzt noch einmal steigt, wird es mit Sicherheit zunehmen“, glaubt Lamberti. Umso besser, dass ein solches Vergehen mittlerweile kein Kavaliersdelikt mehr sei. Seit Mittwoch wird bei einer Fälschung bis zu 5000 Euro Bußgeld fällig.

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