Mülheim. Die Mülheimer Künstlergruppe „AnDer“ präsentiert in Saarn die Weihnachtsgeschichte auf ihre ganz eigene Weise – mit teils provokanten Bildern.
Pünktlich zur besinnlichen Adventszeit hängen elf Tafeln mit sehr eigenwilligen Interpretationen der christlichen Weihnachtsgeschichte im Saarner Dorfkern. Bereits zum zweiten Mal in Folge findet diese Winter-Aktion der Mülheimer Künstlergruppe „AnDer“ ausgehend von der Saarner Dorfkirche statt. Verteilt auf elf großen Tafeln präsentieren die drei Künstlerinnen und fünf Künstler ihre ganz eigene Sicht auf die Geschichte von Christi Geburt.
„Überall stolpert man darüber“, sagt Pfarrer Christoph Pfeiffer und meint speziell das Schaf von Vanessa Hötger-Nogala. Das sehr intensive Bild mit dem einen voll sichtbaren Schafsauge erinnert ein wenig an die Mona Lisa, deren Blick sich niemand entziehen kann. Es zieht einen förmlich näher und immer näher, dieses herzige Schaf.
Ziel: Die Menschen sollen sich wieder mit der Geburt Christi auseinandersetzen
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Genau das war und ist der Gedanke bei diesem Weihnachtsgeschichten-Rundgang: die Menschen wieder dazu zu bringen, sich mit der Geburt Christi auseinanderzusetzen. Im vergangenen Jahr fand diese Aktion zum ersten Mal statt, und Pfarrer Pfeiffer erinnert sich gerne, welch unglaubliche Besuchermassen – auch von außerhalb – damals ins Dorf strömten.
Die Ausstellung wartet dieses Jahr mit einigen Neuerungen auf: Zunächst werden Alt-Besucher schnell merken, dass keine der Tafeln an derselben Stelle steht. Der Rundgang durch die Weihnachtsgeschichte ist quasi auf den Kopf gestellt. Des Weiteren findet sich auf jeder Tafel nun zusätzlich ein QR-Code, der zu dem zugrundeliegenden Bibelzitat führt, aber auch noch Kontaktdaten über die Künstlerin oder den Künstler liefert. Denn die kleinformatigen Originale sind käuflich zu erwerben.
Drei Tafeln sind komplett neu entstanden
Kunstkenner Gerhard Ribbrock moderiert zwei Rundgänge
Neu ist, dass Dr. Gerhard Ribbrock, ehemaliger stellvertretender Leiter des Kunstmuseums, zwei Rundgänge moderieren wird, im Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern sowie den teilweise anwesenden Künstlerinnen und Künstlern. Treffpunkt ist am Samstag, 27. November, sowie am Samstag, 11. Dezember, jeweils um 15 Uhr am Gemeindehaus gegenüber der Saarner Dorfkirche.
Der Ausstellungskatalog ist für 5 Euro bei der Greens GmbH, Düsseldorfer Straße 14, erhältlich. Außerdem gibt es noch Restposten der letztjährigen Weihnachtskarten mit den damaligen Motiven für 20 Euro.
Beim Gottesdienst am Sonntag, 12. Dezember, 10 Uhr, in der Saarner Dorfkirche werden die Tafeln der Kirchengemeinde gezeigt.
Drei Tafeln sind komplett neu entstanden. So legt beispielsweise Joachim Poths mit seinem diesjährigen Herodes, einer eindringlichen fotografischen Skulptur, eine andere Interpretation auf den römischen Statthalter vor. Im Jahr 2020 waren noch zwei Büsten zu sehen, die den zweifelnden, mit sich selbst ringenden Herodes darstellten. Jetzt aber „ist er mit sich stimmig“, mit sich „im Reinen“, wie der Künstler erläutert.
Neu ist auch ein Tafel-Standort im Innenhof von Kloster Saarn. Dort steht das im letzten Jahr beliebteste Bild: Jesus als ganz normales, menschliches Baby, das Manneken Pis von Uwe Dieter Bleil.
Bilder sollen irritieren, zur Diskussion anregen
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Der Bezug zur Gegenwart wird überhaupt beeindruckend leichtfüßig hergestellt, wenn zum Beispiel Heiner Schmitz die drei Weisen aus dem Morgenland mit aktuellen Firmenlogos auftreten lässt, während das Jesuskind durch ein glühendes, an Superman erinnerndes Dollarzeichen ersetzt wurde. Kritische Auseinandersetzung zum Greifen nah.
Die Bevölkerung ist eingeladen, sich selbst auf den Rundgang zu begeben, im ganz eigenen Tempo, in beliebiger Reihenfolge.