Mülheim. Die Aktion „Kunst raus“ in Mülheim-Saarn findet ausnahmsweise im Advent statt. Ein Rundgang durch die Outdoor-Ausstellung ist spannend.
Künstler und Kirche kooperieren in Saarn jetzt auf spannende Weise. Auf Initiative der Greens GmbH haben sie eine „Kunst raus“-Ausstellung speziell für die Advents- und Weihnachtszeit konzipiert und auch schon aufgebaut – unter freiem Himmel. An zehn Stationen kann man Kunstwerke entdecken, die dasselbe Thema haben. Sie erzählen ein Stück aus der Weihnachtsgeschichte.
Zehn Stellwände in Mülheim-Saarn verteilt
„Wir konnten in unserer Galerie in diesem Pandemie-Jahr keine Ausstellungen veranstalten. Irgendwann kam uns die Idee, die Kunst raus auf die Straße zu holen – so, wie es sonst immer im Sommer in Saarn passiert“, erläutert Andreas Schmelzer von Greens . Als Partner für das Projekt konnte man die evangelische Kirchengemeinde Saarn und die Künstlergruppe AnDer gewinnen. Der Plan: Weil die Weihnachtsgeschichte diesmal in Kirchen und Gemeinden vermutlich nicht so gut vermittelt werden kann, sollen Interessierte sie bei einem Rundgang durchs Dorf lesen und erleben können. Zehn Stellwände sind dort verteilt.
Auch interessant
Und so wurde die Idee umgesetzt: Pfarrer Christoph Pfeifer wählte zehn kurze Textabschnitte aus der Weihnachtsgeschichte von Lukas beziehungsweise Matthäus aus und legte sie den acht Künstlern vor. Jede/r konnte sich seine Lieblingsstelle aussuchen und passend zum Text ein Bild anfertigen. „Das musste relativ schnell gehen, erste Überlegungen zum Projekt gab es im September, Anfang November sollte alles fertig sein“, berichtet Andreas Schmelzer.
Bilder beziehen sich auf Bibelstellen
Die entstandenen Kunstwerke wurden fotografiert, vergrößert, gedruckt und dann auf die Stellwände aufgezogen – die jeweiligen Textvorgaben dazugestellt. Dank zahlreicher Spenden konnten die Künstler ein Honorar erhalten. Die künstlerische Ausgestaltung lag ganz in ihren Händen. „Während der Arbeit an den Bildern haben wir uns bewusst nicht ausgetauscht, so ist es auch für uns eine Überraschung, was dabei herausgekommen ist“, sagt Künstler Uwe Dieter Bleil. Festgestellt hat er: „Erstaunlicherweise haben viele Werke einen Bezug zur Gegenwart.“
Schon die Arbeit an der Station 1 vor dem Gemeindehaus an der Holunderstraße, wo der Rundgang startet, verlegt eine biblische Szene in die aktuelle Zeit. Das Bild von Natalija Usakova beschäftigt sich mit der „Ankündigung der Geburt“. Der Engel Gabriel verkündet Maria, dass sie den Sohn Gottes gebären werde. Die Künstlerin hat das in einer modernen Straßenszene festgehalten, in der zwei junge Leute sich anlächeln und sich die Hand geben. „Ich wollte es modern machen, für junge Leute. Zwischen dem Engel und dem Mädchen sollte keine Distanz sein – so wie es auf älteren künstlerischen Darstellungen häufig zu sehen ist“, sagt Natalija Usakova.
Viele Arbeiten haben Bezug zur Gegenwart
Originale und Mappe
Die Original-Bilder zur „Kunst raus“-Adventsaktion sollen in der Greens-Galerie im Anschluss noch ausgestellt werden – sobald wieder Besucher kommen dürfen.
Die AnDer-Künstler stellen noch eine eigene kleine Kunstmappe zu der Aktion zusammen, die käuflich erworben werden kann.
Vielseitig ist die Kunst-Tour. Helmut Koch rückt die Mauern rund um Bethlehem kritisch ins Bild, Uwe-Dieter Bleil bringt Humor ins Spiel. Sein Bild zeigt das Jesuskind im Stall „als normalen Menschen mit normalen Bedürfnissen“. Er hat es süffisant „Josef, hol die Windel!“ getauft. Vanessa Hötger-Nogala widmet sich zwei Bibelstellen. Bei „Hirten und Herden“ stellt sie ein Schaf in den Mittelpunkt, ihr zweites Bild (am Ende des Rundganges) zeigt die drei Könige auf dem Nachhauseweg. „Sie sind ausgelassen. Übermütig schlagen sie Herodes ein Schnippchen, Jesus ist vorerst gerettet“, kommentiert sie.
Auch Ursula Vehar hat zwei Arbeiten beigesteuert: Eine zeigt eine moderne Flüchtlingsfamilie, die ihren Stall verlässt und sich auf eine lange Reise macht, die andere einen jungen Flüchtling (Hirten) vor dem Aufbruch. „Das Licht am Himmel, ist für ihn die Verheißung auf ein besseres Leben“, erklärt sie. Jochen Leyendecker hat die Figur der Maria interpretiert.
Heiner Schmitz schreibt die Geschichte der drei Heiligen Könige um auf die moderne Finanzwelt. Sie beten das Dollarzeichen an, über allem stehen die Aktienkurse an der Wallstreet. „Der finanzielle Status ist in vielen Köpfen nach vorne gerückt, andere wichtige Werte gehen verloren“, findet er. Joachim Poths schließlich hat eine Plastik geschaffen, die den König Herodes sowohl in der Rolle des Bösen als auch des Guten zeigt.
Führungen wegen Pandemie nicht möglich
Wegen der Pandemie können keine Führungen durch die Ausstellung stattfinden. Es gibt aber einen Katalog (fünf Euro, für die Künstler), den man bei Greens (Düsseldorfer Straße 14) kaufen kann. Er bildet alle Kunstwerke samt Texten ab. Mit ihm kann man auf eigene Faust den interessanten Kunst-Spaziergang durchs Dorf starten.