Mülheim. Ein Leben zwischen Bonbons und Online-Dozenten: Eine Mülheimerin kombiniert Kiosk und Studium. Wie sie Beides mit 21 Jahren schafft.
Innerhalb von 72 Stunden musste Thuchana Ganeshamoorthy sich für oder gegen den „Kiosk am Springweg“ entscheiden. Sie war nicht die einzige, die Potenzial innerhalb der vier Wände an der Mühlenstraße sah. Vor fünf Monaten blickte die 21-Jährige dann das erste Mal als Kiosk-Inhaberin zwischen Bonbons und Leckereien durch die Verkaufsscheibe – trotz gleichzeitigem Studium.
Ganeshamoorthy führt ein Doppelleben: Ihr Alltag ist eine Kombination aus gemischten Tüten und selbst eingeteilten Online-Vorlesungen. An der Hochschule Ruhr West geht die Studentin ihrem Management-Traum nach und taucht in „Internationale Wirtschaft“ ein. Über den Zwiespalt zwischen Kiosk und Studium gesteht sie selbst: „Ich weiß, dass ich mich nach dem Studium entscheiden muss. Ich bin selber gespannt, wie ich mich entscheiden werde.“
Mutter kündigte Job, um Mülheimerin zu unterstützen
Der „Kiosk am Springweg“ dreht in der Familie seine Runden. Ganeshamoorthys Familie stehe hinter ihr, und das nicht nur finanziell. Mutter Uthayasanthy Ganeshamoorthy hat aus eigenen Stücken ihren ursprünglichen Job gekündigt, um mit ihrer Tochter das „Projekt Bude“ anzugehen. Ein paar Stunden Aushilfe ermöglichen der Studentin das Büffeln im angrenzenden Büro.
Die Entscheidung für einen eigenen Kiosk sei genauso spontan gewesen, wie die Inhaberin selbst. Mutter Ganeshamoorthy habe den Hinweis über die leerstehende Bude beim Shoppen aufgeschnappt und gleich ihrer Tochter vorgeschlagen, mal nachzuhaken. Als 21-Jährige Studentin war der Gedanke, alleine den Kiosk an der Ecke zu führen, beängstigend, so Ganeshamoorthy. Sie wagte den Sprung ins kalte Wasser: „Ich wollte schon immer in die Selbstständigkeit gehen“.
Mülheimer Kiosk-Inhaberin hat alles, was das Kinderherz begehrt
Die Wohnsiedlung an der Mühlenstraße war bei der Eröffnung wortwörtlich aus dem Häuschen. Nachdem die Bude zwei bis drei Monate immer mal wieder dicht war, sei die Freude über ein neues Gesicht hinter der Verkaufstheke groß gewesen. Kunden lobten gleich die neuen Öffnungszeiten in den Morgenstunden: Schulkinder schauen zahlreich vor und nach ihrem Tagesprogramm vorbei.
2022: Dritter Tag der Trinkhallen
Am 6. August 2022 feiert das Ruhrgebiet sein neues Kulturerbe: Buden, Kiosks und Trinkhallen sind eingeladen, am Tag der Trinkhallen teilzunehmen.
Nach 2016 und 2018 betont die Ruhr Tourismus GmbH damit im nächsten Jahr wieder die Bedeutung der „Bude um die Ecke“ und die harte Arbeit der Betreibenden.
Bei den zwei letzten Festen wurden die traditionellen Trinkhallen mit Kulturprogramm ausgeschmückt, Besucher konnten Bude zu Bude abklappern.
Informationen zur Anmeldung für den Tag der Trinkhallen finden Interessierte Anfang nächsten Jahres auf ruhr-tourismus.de.
„Den ganzen Kiosk – Nein, Spaß!“, scherzt ein kleiner Kunde, als Ganeshamoorthy nach seinen Wünschen fragt. Bunte Spielzeuge verraten sofort, dass die Kinder hier auf ihre Kosten kommen sollen. Die gegenüberliegende Kita und die Schulen in der Nähe bilden die begehrte Zielgruppe der Inhaberin. Ganz in ihrem Sinne erzählt sie: „Die Kinder haben hier Spaß, sie kaufen täglich ein“.
Ganeshamoorthy: Mülheimer Bude als individuellen Weg zur Selbstständigkeit
Die Inspiration für Ganeshamoorthys Verkaufsschlager kommen vor allem aus sozialen Netzwerken. So will sie für ihr junges Publikum anbieten, was Kinderaugen strahlen lässt. Ihr Bruder und eine Freundin sind für sie online unterwegs, damit die neusten Beliebtheiten im Kiosk-Fenster landen können.
Die junge Studentin glaube an die Zukunft der Trinkhallen. „Wichtig war für mich die Individualität“, begründet sie die Wahl einer eigenen Bude. Ganeshamoorthy bleibt zuversichtlich hinsichtlich der Wichtigkeit des nahegelegenen Kiosks. Schließlich erlebt sie täglich die persönlichere Beziehung zu ihren Kunden in der Mühlenstraße.