Mülheim. Die erste Konferenz des Mülheimer Verschönerungsklubs nahm die Innenstadt ins Visier: Wie der Rathausmarkt das neue Entrée der Stadt werden soll.

Auf dem noch trostlosen Rathausmarkt könnten bald schon Marktstände stehen und Musiker spielen, Mülheimer in Rudeln singen, in der stark versiegelten Innenstadt grüne Flächen und Fassaden erblühen und bunte Deko das Wallviertel schmücken. Wird Mülheim also „die schnuckelige Stadt an der Ruhr“? Die erste Mini-Konferenz des Mülheimer Verschönerungsklubs am Dienstagabend stieß mit ihren Ideen auf eine derart bereitwillige Verwaltung, dass mancher sich fragte: „Wieso gibt es das dann nicht schon längst?“

Ein Antwort könnte lauten: Weil „Wollen“ und „Machen“ in Mülheim bislang zwei Paar Schuhe waren. Ein Beispiel benannte Verkehrsplaner Roland Jansen in der Konferenz selbst. Die Leineweberstraße hatte nach Entwurf der Verwaltung deutlich weniger Autoparkplätze bekommen sollen, doch Händler protestierten und die Politik entschied anders.

Verschönerungskonferenz hatte bewusst die Mülheimer Verwaltung mit an Bord

Auch interessant

Jansen hätte genauso anschaulich den Rathausmarkt selbst nehmen können, an dem seit Jahren der Wirrwarr politischer Entscheidungen erkennbar ist. Der Stillstand soll aber ein absehbares Ende finden, das bekräftigten die meisten Teilnehmer der Verschönerungs-Konferenz in der Vier.Zentrale – auch die Mitarbeiter im Rathaus, die zu einem guten Drittel in der etwa 20-köpfigen Versammlung deutlich präsent war.

Der Rathausmarkt und die Bahnbögen im Hintergrund könnten zukünftig die attraktive Pforte zur Innenstadt werden – und etwa Radfahrer vom RS1 herunterlocken.
Der Rathausmarkt und die Bahnbögen im Hintergrund könnten zukünftig die attraktive Pforte zur Innenstadt werden – und etwa Radfahrer vom RS1 herunterlocken. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Aus Platzgründen kamen deshalb andere Mitglieder nicht hinein; gut 60 Leute hatten sich angemeldet. Initiator und Chef-Verschönerer Andreas Preker-Frank (Die Partei) entschied sich aber bewusst dafür, schon jetzt die Verwaltung in die Diskussion zu holen.

Das hatte zumindest den Vorteil, manche Ideen direkt auf Machbarkeit prüfen zu können und vorneweg eben den Rathausmarkt, der - nach Wunsch der Klub-Mitglieder – „das neue Entrée der Innenstadt werden soll“, fasste Preker-Frank zusammen. „Rund eine Million Leute fahren über den RS1 durch unsere Stadt – die müssen wir runter in die Innenstadt holen“, forderte er.

Kernforderung: Mülheimer Rathausmarkt soll „Entrée“ der Innenstadt werden

So geht es weiter

Für den kommenden Sommer plant der Verschönerungsklub eine große Konferenz, die die ganze Stadt in Augenschein nehmen und deutlich mehr Mülheimerinnen und Mülheimer einbeziehen will. Sie soll kurz vor den Sommerferien voraussichtlich im Ringlokschuppen stattfinden.

Ob es bis dahin noch weitere Mini-Konferenzen geben wird, lässt Initiator Andreas Preker-Frank offen. Mitmachen und mitdiskutieren kann man aber auf Facebook, wo auch ein Mitschnitt der Mini-Konferenz zu sehen ist: www.facebook.com/groups/mvklub

Händler will der Klub dafür auf den Rathausmarkt zurückholen, auch die Bahnbögen sollen Teil der Marktverschönerung werden, nach Möglichkeit sei dafür die Bahnstraße für den Autoverkehr zu sperren. Für die Bögen gab es Rückenwind aus der Werbegemeinschaft Innenstadt, aber auch Bedenken: Man solle das Auto nicht aussperren.

In Rüttenscheid gebe es zur Belebung der Geschäftsmeile regelmäßig ein „Rudelsingen“, brachte Gordon Strahl (Die Partei) ins Spiel. Solche Aktionen seien schon jetzt möglich, sagte der Leiter des Stadtplanungsamtes, Felix Blasch. Dafür stehe auch ein Bürgermitwirkungsbudget von 150.000 Euro bereit. Blasch wies ebenso darauf hin, dass er vom Oberbürgermeister unlängst mit einem neuen Konzept für den Platz beauftragt sei. Darin könnte sogar ein Spielplatz geplant werden, denn Blasch hat dort etliche spielende Kinder erlebt. Einen (ersten) Entwurf soll es bis Februar 2022 geben.

Händler und Geschäfte der Schloßstraße wehren sich gegen einen Umzug

In der Frage der Händlerschaft jedoch machte Stadtmanagerin Gesa Deliah wenig Hoffnung: Die Marktleute auf der Schloßstraße wollten nicht zum Rathausmarkt umziehen – und auch die festen Geschäfte dort wehrten sich dagegen, denn die Stände sorgten für Laufkundschaft.

Bürger diskutierten vor allem, wie der Rathausmarkt wiederbelebt werden kann, etwa durch Kultur und einen hochwertigen Markt.
Bürger diskutierten vor allem, wie der Rathausmarkt wiederbelebt werden kann, etwa durch Kultur und einen hochwertigen Markt. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

So wird man absehbar einen Markt am Rathaus auf völlig neue Füße stellen und mit anderen Händlern aufbauen müssen, das machten Preker-Frank und andere Bürger deutlich, die in den wenigen Ständen auf der Schloßstraße keinen „Markt“ sehen – „er reizt nicht zum Verweilen“. Mülheim solle „schnuckelig“ werden, so Preker-Frank.

Mehr Grün, weniger Hitze in der City: Stadt plant ein Konzept zu Entsiegelung

Apropos: Ideen für mehr „Schnuckeligkeit“ brachte der Verschönerungsklub ebenso ins Spiel. Zentral dafür sei eine Entsiegelung der Innenstadt und mehr Begrünung. Planer Blasch stellte das in Aussicht. Die Stadt bemühe sich just um Fördermittel zur Erstellung eines Entsiegelungskonzepts, denn „einfach“ sei die Aufgabe dank Restriktionen durch Tiefgaragen und Leitungsgräben nicht. Mehr Verschönerungen durch bunte Banner und Blumenkübel nahm der Stadtplanungsamtsleiter ebenfalls mit auf.

Ob und wie es am Ende umgesetzt wird? Andreas Preker-Frank ist optimistisch: „Der Abend hat gezeigt, dass eine Einrichtung wie der Verschönerungsklub fehlt.“ Verschönerungen gehören nicht zu den Kernaufgaben der Verwaltung, glaubt Preker-Frank, „sie braucht Impulse aus der Bürgerschaft“.