Mülheim. 28 Singschüler haben aus dem Klassiker „Hänsel und Gretel“ eine neue Kinderoper entwickelt, die nun in der Mülheimer Petrikirche aufgeführt wird.
Nach einem Jahr Coronapause kann Petri-Kantor Gijs Burger endlich wieder an die Tradition der Kinderoper anknüpfen: Am 6., 7. und 8. November führt er mit 28 Singschulkindern zwischen 10 bis 13 Jahren Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ als Kinderoper in neuem Gewand auf. Dazu hat der Kreismusikdirektor aus der großen Hänsel und Gretel-Opernpartitur eine Bearbeitung geschaffen, die von Kinderchören und sieben Solisten gesungen werden kann, begleitet von einem Kammerensemble ausgesuchter Musiker.
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Hochmotiviert bereiten sich die singenden und spielenden Akteure verstärkt seit den Herbstferien unter seiner Leitung auf den musikalischen Teil der Kinderoper vor. Die zwei Künstlerinnen Lidy Mouw und Rona Nekes setzen das Werk szenisch um. Anders als bisher, wird es bei dieser Kinderoper nicht die gewohnte Bühne und den Zuschauerraum geben, sondern der gesamte Kirchenraum wird selbst zur Bühne – ohne Bänke ist er die Spiel-, Sing- und Bewegungsfläche für die Akteure, aber gleichzeitig auch Ort, in dem die Zuschauer verteilt auf Stühlen Platz nehmen und sich mitten im Geschehen befinden.
Schattenfiguren agieren hinter weißen Tüchern
Ein Konzept, das sich das erfahrene Regieteam aus der Choreographin und Tänzerin Lidy Mouw sowie der Mülheimer Künstlerin Rona Nekes ausgedacht hat. Nekes fragt zurecht: „Wann können Kinder den ganzen großen und leeren Kirchenraum mal so spielerisch erleben? Wann darf man darin sogar Pizza essen?“ Ein besonderer Reiz!
Die freie Fläche des Innenraums ist von weißen Leinwänden umgeben, die gleichzeitig das häuslich-heimelige Umfeld von Hänsel und Gretel darstellen, aber durch geschickte Beleuchtung mit Strahlern und mit Hilfe von Overhead-Projektoren gleichzeitig auch zur Projektionsfläche werden für weitere Schauplätze wie Wald oder Hexenhaus und vor allem für die Schattenfiguren, die im Lichtschein hinter den weißen Tüchern agieren, das Gefühlsleben ausdrücken oder die Solistenfiguren verstärkend verkörpern.
Angst-Effekte werden mithilfe von Licht und Leinwänden erzeugt
Gerade hier setzt einer der Schwerpunkte der gemeinsamen Regieidee an, den Lidy Mouw beschreibt: „ANGST spielt in der Oper eine große Rolle. Wenn man Angst hat, wird alles überdimensional groß und schwarz/weiß“ - eben dieser Effekt wird mithilfe von Licht und Leinwänden erzeugt und durch die Schattenfiguren eindrucksvoll gespiegelt. „Ein zweiter wichtiger Aspekt in der Oper ist der HUNGER“, so Lidy Mouw. „Mit dem Hunger kommt der Schwindel, man schwankt, es dreht sich um einen herum“.
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Sicht- und spürbar wird das durch drehbare Tischplatten, auf denen die Akteure spiralenförmige Motive auf große Pappkreise malen und symbolisch auf den Boden legen, oder auf denen Papierbäume aufgesteckt sind, die sich angestrahlt drehend in eine Waldszene verwandeln. Auch, dass der Zuschauer in der Mitte sitzend sich drehen soll, um einen 360°-Eindruck beim Spielgeschehen zu haben, trägt zum beweglichen Konzept bei.
Die Kinder haben geprobt, Texte gelernt und Requisiten gebastelt
Zeiten und Preise
Vorstellungen der Kinderoper sind am Samstag, 6. November um 17 Uhr und um 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 7. November, 17 Uhr, Montag, 8. November, 17 Uhr, in der Petrikirche zu sehen.
Die Vorstellung am Sonntag ist bereits ausverkauft – für alle weiteren Aufführungen sind noch Karten zu haben. Der Vorverkauf findet am Freitag, 5. November, von 16 bis 18 Uhr im Petrikirchenhaus statt.
Eine anstrengende Probenphase liegt hinter den Kindern, die ihnen und allen Beteiligten viel (zeitliches) Engagement abverlangte: Proben, Requisiten basteln, lernen. „Zuhause hab ich jeden Tag zehn Zeilen Text gelernt“, erzählt Konstantin Schardt (Hänsel), und „dass es viel ist, macht nichts - es macht riesigen Spaß zusammen Musik zu machen und wir alle finden es toll, dabei zu sein“, sagt Tabea Nierhaus, die die Gretel spielt.
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Der große Aufwand an musikalischer und szenischer Arbeit, Organisation, Probeeinsatz – alles tritt hinter eine riesige Spielfreude und Begeisterung für die „gemeinsame Sache“, die bei Kindern und Leitern zu spüren ist. „Wer bei der nächsten Kinderoper mitwirken möchte?“ – darauf erschallen 28 freudige „ICH“s. Mehr Bestätigung für Gijs Burger und sein Team kann es kaum geben.