Mülheim. Die Aufführung des Elias-Oratoriums von Mendelssohn in der Mülheimer Petrikirche begeisterte die Zuhörer. Es gab stehende Ovationen.

„Durch und durch Prophet,...,stark, eifrig, aber wohl auch bös, zornig und finster“ - so charakterisiert Mendelssohn den Propheten Elias, der nach einem Gottesurteil hunderte Baalspriester töten lässt, am Ende aber vor der weltlichen Macht fliehen muss und in einem feurigen Wagen gen Himmel fährt.

Im Unterschied zu seinen Vorbildern Bach und Händel hat Mendelssohn in seinem Oratorium keinen Erzähler vorgesehen, durch den das Geschehen eher episch-distanziert betrachtet wird, die Dramatik entwickelt sich unmittelbar zwischen den Akteuren, wie in einer konzertanten Oper ist das Werk in Szenen gegliedert.

Eingängige Musiksprache mit expressiver Wucht

Seine Wirkung beruht zu einem Großteil auf der Verbindung von Mendelssohns eingängiger Musiksprache mit der expressiven Wucht und Eindringlichkeit, die der existenziellen Auseinandersetzung um das rechte Gottesbild innewohnt. Und diese Wucht, diese Spannung zwischen mörderischem Zorn und lebensmüder Resignation, wurde in der Petrikirche auf packende Weise realisiert.


Kantor Gijs Burger hatte die Kantorei, den Kammerchor, die Mädchen- und Jungenchöre zu einem „recht dicken, schweren und vollen Chor“ (Mendelssohn) zusammengefasst. Der erfüllte seine für das Werk zentrale Aufgabe mit strahlendem Klang und rhythmischer Präzision so hinreißend, dass sich oft der bekannte „Gänsehauteffekt“ einstellte.

„Gänsehauteffekt“ stellte sich häufig ein

Als Solisten in verschiedenen Rollen überzeugten mit großen Stimmen die Sopranistin Sonja Schwechten, die Altistin Nicole Pieper und der Tenor Youn-Seong Shim. Eine besonders diffizile Aufgabe hatte der Bassist Thomas Laske in der Titelrolle. Wie er hier prophetischen Zorn, aber auch liebevolle Zuwendung, Demut und Resignation zum Ausdruck brachte, das machte aus einem religiösen Archetypus einen lebendigen Charakter.

Der orchestrale Part lag in den professionellen Händen von Duisburger und Wuppertaler Orchestermitgliedern. Die atemlose Spannung entludt sich zum Schluss in Jubel und stehenden Ovationen.