Mülheim. Ehrenamtliche begleiten in Mülheim Sterbende in der letzten Lebensphase. Das Ambulante Hospiz betrat bei der Gründung vor 25 Jahren Neuland.
Runde Geburtstage und Jubiläen konnten in der Pandemie nicht gewürdigt werden, so ging es auch dem Ambulanten Hospiz Mülheim: Seit 25 Jahren begleiten die Ehrenamtlichen Schwerstkranke und Sterbende in der letzten Lebensphase, entlasten Angehörige. Auch und gerade während der Corona-Pandemie, wenn auch zu erschwerten Bedingungen. Was heute selbstverständlich scheint, war noch Neuland im Januar 1996, als die Hospizbewegung auch in Mülheim in den Kinderschuhen steckte.
Ursula König, die Leiterin des Ambulanten Hospizes, erinnert sich noch daran, dass ein wichtiges Ziel des Vereins, mit Sterben und Tod offener umzugehen und sie als selbstverständlichen Teil des Lebens anzusehen, anfangs auch in Mülheim mit viel Skepsis betrachtet wurde. Es lag ja ein Tabu auf dem Ende des Lebens, gern wurde das Thema verdrängt.
Heute gibt es ein Netzwerk in Mülheim zur Begleitung von Schwerstkranken
Kaum vorstellbar ist das 25 Jahre später, wo es in Mülheim nicht nur längst auch ein stationäres Hospiz gibt, sondern auch eine Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV), bei der medizinische Teams Schwerstkranke und Sterbende zu Hause betreuen. Es gibt ein Netzwerk, in dem die Vorreiter in Mülheim, das Ambulante Hospiz mit seinen Ehrenamtlern, heute als Kooperationspartner eine wichtige Rolle spielen, gemeinsam mit den Krankenhäusern, Seniorenheimen, Pflegediensten. 106 Ehrenamtliche wurden in den vergangenen 25 Jahren für das Ambulante Hospiz ausgebildet, 1250 Begleitungen von Schwerstkranken und Sterbenden wurden seither geleistet. „Ohne das Ehrenamt“, ist Ursula König überzeugt, „hätte es keine Hospizbewegung gegeben.“
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250 Mitglieder tragen den Verein Ambulantes Hospiz, 40 aktive Ehrenamtliche gibt es derzeit. Ursula König und Koordinatorin Andrea Guntermann sind froh, dass der Kurs für die neuen Ehrenamtlichen im Frühjahr 2020, kurz vor dem langen Lockdown, noch erfolgreich beendet werden konnte. Elf Menschen wurden 2020 noch für das anspruchsvolle Ehrenamt ausgebildet. Sie begleiten Sterbende zu Hause oder im Seniorenheim, aber gehen in den letzten Tagen auch mit ins Krankenhaus oder ins Stationäre Hospiz. Das, bedauert Ursula König, war zu Coronazeiten leider nicht möglich. „Das war schlimm. Wir konnten ja nicht mehr in die Seniorenheime kommen.“ Dort, wo die ehrenamtliche Begleitung oft erst beim letzten Atemzug des Kranken endete.
Während des Lockdowns ließ sich die Hospizarbeit kaum leisten
Hospizarbeit lässt sich telefonisch kaum leisten, sie lebt ja von der persönlichen Begegnung, der Berührung. Und vielen Schwerstkranken fällt das Sprechen auch schon schwer. Soweit es ging, wurden Hilfesuchende telefonisch oder auch „am Gartenzaun“ kontaktiert. Denn auch im privaten Bereich galten die strengen Hygieneregeln. „Es war schwierig“, sagt Andrea Guntermann. „Nur die eine oder andere Begleitung konnte fortgesetzt werden, weil man sich ja schon kannte.“ Nach dem ersten Lockdown erklärten sich 22 der Ehrenamtlichen dazu bereit, auch mit Mundschutz und Abstand zum Hausbesuch zu gehen. Erst ein Jahr später gab es die ersten Schutzimpfungen.
Gewachsenes Netzwerk
Wer die Hilfe des Ambulanten Hospizes benötigt, kann sich von montags bis freitags (außer mittwochs) von 9 bis 12 Uhr unter 0208-30448680 melden.
Die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) vermittelt häufig Angehörige an das Ambulante Hospiz. Auch Pflegekräfte, etwa in Seniorenheimen, wissen, wer gern eine Begleitung hätte.
In den vergangenen 25 Jahren ist ein Netzwerk in Mülheim gewachsen, das Schwerkranke, Sterbende und ihre Familien in den schweren Tagen unterstützen möchte.
Auch den Ehrenamtlichen fiel es im Lockdown schwer, auf den Besuch bei den Kranken verzichten zu müssen. „Auch das musste aufgefangen werden“, berichtet Ursula König. Die Ehrenamtlichen treffen sich normalerweise monatlich zur Supervision, auch das fand im vergangenen Jahr als Videokonferenz statt. Die Ehrenamtlichen, meist in reiferem Alter, können sich regelmäßig austauschen und weiterbilden. „Die Leute kommen nach einem gelebten Leben“, so Ursula König, „sie sind zumeist zwischen Mitte 50 bis Anfang 70.“ Eine junge Frau von Mitte 20 ist aber auch dabei. „Das ist selten“, sagt Andrea Guntermann.
Das Ambulante Hospiz war von Anfang an für alle Menschen da
Erst vor zwei Jahren ist das Ambulante Hospiz Mülheim in eigene Räume am Kohlenkamp 7 gezogen. Zu Beginn war das Büro im Katholischen Krankenhaus, was aber keine konfessionelle Ausrichtung bedeutet hat. „Wir waren von Anfang an für alle Menschen da“, betont Ursula König. Und nach 25 Jahren möchte sie sich nicht nur bei den Ehrenamtlichen und allen anderen Unterstützern bedanken. „Mein Dank gilt auch denen, die das Vertrauen zu uns haben und uns in ihre Familien holen.“