Mülheim. Der Bund hilft coronageplagten Schülern im großen Stil: Auch Mülheims Schulleiter sind aufgerufen, Ideen für individuelle Förderung zu entwickeln.
Nach den langen, einsamen Monaten im Corona-Lockdown sind die Rückstände mancher Kinder gewaltig: was Lerninhalte anbelangt, aber vielfach auch das Sozialverhalten. Damit Kinder und Jugendliche Versäumtes aufholen, Schule als Selbstverständlichkeit annehmen und sich im Kreis von Altersgenossen wieder wohl fühlen können, hat der Bund das mit zwei Milliarden Euro ausgestattete Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ ins Leben gerufen. Auf vielfältige Art und Weise können auch Mülheimer Schüler und Schülerinnen nun davon profitieren. Da es nicht einfach ist, die Fördergelder abzurufen, unterstützt das Bildungsbüro Schulen und Jugendhilfe-Träger beim Antragstellen.
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„Wir haben schon einige gute Ideen gesehen“, freut sich Brita Russack, Leiterin des Bildungsbüros. Erste Schulen hätten bereits Konzepte eingereicht – andere seien noch nicht aktiv geworden. Sollten sie aber bald, rät Russack. Denn: Ein nennenswerter Teil der insgesamt zweieinhalb Millionen Euro, die Mülheim theoretisch zur Verfügung stehen, muss noch 2021 ausgegeben werden. Andernfalls verfällt das Geld.
Die Lernferien waren ein erster Baustein der großangelegten Förderung
Die Lernferien, an denen im Sommer viele Mülheimer Schüler und Schülerinnen teilgenommen haben, waren ein erster Baustein der großangelegten Förderung. Und erfreulicherweise wurden sie aus noch einem anderen Topf finanziert. In den Herbstferien sollen sie fortgesetzt werden – eine Deckelung ist dabei nicht vorgesehen. Bewerben kann sich also jeder. Was sonst noch alles möglich sein könnte, berichtete Brita Russack jüngst im Bildungsausschuss. Der Bund habe die Verteilung der Gelder an Landesministerien und Stiftungen delegiert; in NRW sind das Schul- und das Familienministerium damit befasst.
„Die Lehrer und Lehrerinnen sind aufgefordert, zu überlegen, welcher Schüler konkret welcher Hilfe bedarf“, so Russack. Denkbar ist etwa die Anschaffung besonderer Bücher, die das Lesenlernen erleichtern, oder spezieller Materialien, die gemeinsames Lernen verbessern. Auch Lizenzen für digitale Förderprogramme sind möglich oder kleine Honorare für Schüler, die anderen Schülern Nachhilfe geben – und vieles andere mehr. Der Fantasie sind wenig Grenzen gesetzt, betont Russack. „Unterstützt werden können auch Ausflüge zu außerschulischen Lernorten wie dem Haus Ruhrnatur. Oder Aktionen zu kultureller Bildung wie die Zusammenarbeit mit einem Theaterpädagogen.“
Brüder-Grimm-Schule lädt alle Schüler zu einem Ankommenstag ein
Die Brüder-Grimm-Schule etwa lädt alle Schüler zu einem Ankommenstag mit großer Zirkusaktion ein. „Die Schule wird so zum positiven Erlebnisort, wo Kinder mit ihren Freunden eine gute Zeit verbringen können.“
Auch Bildungsgutscheine, mit denen Kinder zu professionellen Nachhilfeinstituten gehen können, sind in Planung. Das Prozedere sei aber leider noch nicht abschließend geklärt, so Russack. Sie hofft, dass das NRW-Schulministerium bald für Klarheit sorgt: „Bis Ende 2022 steht dafür knapp eine halbe Million Euro bereit. Wenn wir mit den Anträgen aber nicht bald loslegen können, wird es zu spät sein.“
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Brita Russack wirbt dafür, aktiv zu werden und das Geld auch wirklich abzurufen
Wer tolle Ideen hat, aber Hilfe braucht, um sich im „sehr komplexen“ Fördersystem zurechtzufinden, bekommt unter 0208 455-4780 Hilfe im Bildungsbüro der Stadt. Brita Russack und ihr Team werben derzeit bei allen Schulleitungen dafür, die Gelder abzurufen – auch, wenn das im Einzelfall mit Mehrarbeit verbunden ist. Für die Kinder lohne sich der Aufwand ganz gewiss.