Mülheim. Groß war die Wut über den Abriss eines illegalen Rad-Parcours im Uhlenhorster Wald. Während die Stadt etwas Neues prüft, regt sich Widerstand.
Welche Zukunft hat der Mountainbike-Sport in der Ruhrstadt? Als Umweltdezernent Peter Vermeulen vor einigen Monaten eine über Jahrzehnte geduldete Piste im Landschaftsschutzgebiet über Nacht beseitigen ließ, gingen MTB-Fahrer auf die Straße und vors Rathaus. Ein Verein wurde gegründet, Gespräche mit der Stadt über eine Legalisierung von bestehenden Strecken – oder den Bau neuer Strecken – sollten gesucht werden. Was aber hat sich getan?
Mülheimer MTB-Verein „Trailriders Ruhr“ setzen sich seit Juli für legale Mountainbike-Strecken ein
Kurze Antwort: Es gab bisher nur wenige Schritte. Die lange: Vereine sollen, wie in anderen Städten schon üblich, die Pflege eines Parcours übernehmen. Der Verein „Trailriders Ruhr“ gründete sich im Juli und hat sich der Stadt als Ansprechpartner vorgestellt. Seitdem allerdings ist es still um die „Reiter“ geworden: Die Facebook-Seite bietet keine Infos zum Sachstand, Anfragen der Redaktion bleiben unbeantwortet.
Dem Vernehmen nach hat die Stadt aber über das Umweltamt über das Umweltamt und den Sportservice Kontakt zu dem Verein und bespricht mögliche Strecken. Die Trailriders wollen sich für ihren Sport und ein sportgerechtes Gelände einsetzen, und bieten im Gegenzug an, als Wächter im Wald nach illegalem Müll und auch illegal angelegten Strecken zu sehen – und diese dem Forstamt zu melden.
FDP beantragt Herausnahme der „Sieben-Hügel-Bahn“ aus dem Landschaftsschutz
Denn illegale Biker-Strecken gibt es nicht nur weiterhin gut verborgen in den Waldgebieten der Ruhrstadt. Das wilde Strampeln sorgt vielmehr seit Jahren in Landschaftsschutzgebieten für zerstörte Waldböden und Natur und kann das Waldtierleben massiv beeinträchtigen.
Ruhrgebietsstädte wie Essen, Oberhausen, Bottrop oder auch Krefeld bauen daher seit geraumer Zeit Flächen in der Natur oder in eigens hergestellten Parks für den Sport aus, um Konflikte zwischen Naturliebhabern, Wanderern, Reitfreunden und Mountainbikern zu vermeiden.
Die FDP hatte aus diesem Grund im Planungsausschuss beantragt, die durch Bagger platt gemachte „Sieben-Hügel-Bahn“ aus dem Landschaftsschutz herauszunehmen, damit die Trailriders den Parcours dann legal wieder aufbauen können. Zum Ausgleich solle der Landschaftsschutz anderswo erweitert werden.
Doch schon Ende Juni hatte der Sportausschuss die Verwaltung beauftragt, ein „Perspektivkonzept Trendsport“ zu erstellen. MTB-Strecken haben darin bereits Vorrang eingeräumt bekommen. Der Antrag wurde einstimmig beschlossen. Der Amtsleiter der Stadtplanung, Felix Blasch, gab an, dass bereits Gespräche mit Akteuren laufen.
Nabu und BUND kritisieren MTB-Pläne der Stadt: Sie nehme massive Verwüstungen im Wald in Kauf
Doch die Suche nach dem richtigen Standort kann noch lange dauern. Denn die Bemühungen der Stadt für den MTB-Freizeitsport stoßen nicht nur auf Gegenliebe. BUND und NABU kritisieren das Vorgehen: „Wer beim Klimaschutz ernst genommen werden will, kann nicht verstehen, welche Überlegungen derzeit einige Mülheimer Politiker und auch die Verwaltung anstellen“, heißt es in einer Stellungnahme gegen die Legalisierung eines Parcours im Uhlenhorster Wald.
Offensichtlich mangele es den Akteuren an fundamentalen Erkenntnissen über das stabile Ökosystem aus Pflanzen, Moosen, Flechten, Insekten, Käfern und Vögeln, in das man nun eingreifen wolle.
Besonders verheerend seien „Bodenverdichtungen aller Art – besonders durch Bagger, Holzvollernter (Harvester) und auch Mountainbikes“, argumentiert der Mülheimer Nabu und BUND und verweist auf die gesetzlich hohen Hürden, bei der die „Oberste Forstbehörde“ in Düsseldorf einzubeziehen sei.
Appell der Naturschützer: Der Erhalt von Wald dürfe nicht gegen Sportstätten ausgespielt werden
Warum die Mülheimer Verwaltung jahrelang „das gesetzwidrige Treiben einiger weniger“ im Uhlenhorst toleriert und die massiven Verwüstungen im Wald billigend in Kauf genommen habe – so Nabu und BUND weiter, bedürfe einer besonderen Untersuchung.
Der Erhalt von Wald dürfe jedoch nicht gegen den berechtigten Wunsch ausgespielt werden, Sportstätten für Jugendliche und Erwachsene bereitzustellen, appellieren sie an die Verwaltung: „Eine Sportstätte hat im Wald oder zulasten des Waldes nichts zu suchen.“