Mülheim. Der gebürtige Mülheimer Autor Rolf Kiesendahl nimmt die Leser mit auf einen Streifzug durchs Ruhrgebiet. Welche Mülheimer Anekdoten vorkommen.
Sie präsentieren in ihrem Buch das Ruhrgebiet für Kenner und sind doch selbst Experten des Reviers: Die beide Autoren Sylvia Lukassen und Rolf Kiesendahl haben während ihrer Journalisten-Karriere in verschiedenen Lokalredaktionen dieser Zeitung gearbeitet. Ein Teil ihres Wissens findet sich nun in ihrem neuen Band in kompakten Streifzügen quer durch den Pott wieder, unterteilt in die Kategorien „Wahres, Rares, Erstaunliches“. Auch Mülheimer Anekdoten kommen vor.
Rolf Kiesendahl, 1952 in Mülheim geboren und in Heißen aufgewachsen, nimmt die Leser gemeinsam mit der gebürtigen Gelsenkirchenerin Sylvia Lukassen in dem neuen Buch mit auf einen bunten Streifzug durch das Ruhrgebiet. Die beiden Autoren haben die Fundstücke aus dem großen Schatz an Ruhrgebiets-Geschichte(n) zusammengetragen.
Auch interessant
Wie die mutige Mülheimerin Clärenore Stinnes in den 20er-Jahren um die Welt fuhr
Die Pole Position der Mülheimer Anekdoten besetzt die Industriellentochter Clärenore Stinnes. Mit der Geschichte über ihre abenteuerliche Reise um die Welt, die 1927 startete, nimmt das Buch Fahrt auf und eröffnet die Kategorie „Wahres“. Die Autoren nehmen den Leser mit auf die waghalsige Tour der mutigen Mülheimerin, die Ende der 1920er-Jahre als erste Frau in einem Serienauto um die Welt fuhr und dabei haarsträubende Abenteuer überstand. Letztlich erlebte Clärenore Stinnes auf der Fahrt ihr persönliches Happy End.
Damit auch die Lektüre des Buches ein Happy End erfährt, steuern die beiden Autoren mancher Geschichte einen Ausflugs- oder Gastrotipp bei. Bei der Clärenore-Stinnes-Anekdote empfehlen Kiesendahl und Lukassen, den Altstadt-Friedhof zu besuchen, auf dem auch Familienmitglieder von Stinnes und Thyssen begraben liegen. Also Gastro-Tipp servieren die Journalisten die „Mausefalle“ am Fuße der Altstadt.
Auch interessant
Nicht fehlen darf unter den Mülheimer Anekdoten die Geschichte vom Blimp
Im gleichen Kapitel begegnet der Leserin und dem Leser der Mülheimer Luftschiff-Pionier Theo Wüllenkemper, der den Himmel als unendliche Werbefläche entdeckte. Kaum einer im Ruhrgebiet kennt sie wohl nicht, die fliegende Zigarre, den Blimp, der heute Theo heißt. Wer aber noch mal nachlesen möchte, wie es dazu kam, dass das Luftschiff heute regelmäßig – sofern Wetter und Personalstärke stabil sind – über unseren Köpfen schwebt, der ist bei „Ruhrgebiet für Kenner“ richtig und erfährt zugleich etwas über die Dimensionen des Blimp.
Unter der Überschrift „Erstaunliches“ präsentieren Kiesendahl und Lukassen die größte Aldi-Süd-Filiale der Welt. Für die meisten Mülheimer dürfte es keine Überraschung sein, dass der Discounter sein Mega-Ladenlokal vor etwa einem Jahr am Rande des Dümptener Heifeskamp im Schatten der konzerneigenen Kaffee-Rösterei eröffnet hat. Wer trotzdem reinliest in die Episode, erfährt, wie vor über hundert Jahren die Erfolgsgeschichte der beiden Aldi-Brüder begann und wie sich der Wandel vollzog vom absoluten Billigheimer zum Discounter mit Ambiente.
In der Kategorie „Rares“ geht Mülheim übrigens leer aus – macht aber nichts, denn nicht nur dabei lohnt sich ein Blick über die Stadtgrenzen.
„Ruhrgebiet für Kenner – Wahres, Rares, Erstaunliches“ von Rolf Kiesendahl und Sylvia Lukassen ist im Ellert & Richter-Verlag erschienen und umfasst 192 Seiten. Preis: 12 Euro.