Mülheim. Der peinliche Schandfleck am Rathausmarkt könnte bald schon ein Hingucker werden. Der Mülheimer Günther Stolz hatte eine wahre Erleuchtung.

Zehn Jahre hat die Politik am Rathausmarkt herumgedoktert: den Kiosk beschlossen, die Beschlüsse aufgehoben, dann wieder gefasst. In nicht mal zehn Tagen hingegen hat der Mülheimer Bürger Günther Stolz eine Idee entwickelt, wie der „Schandfleck“ kurzfristig und kostengünstig zum Hingucker verwandelt werden könnte: als Christo-eskes Kunstobjekt. Der Bürgerantrag ist gestellt.

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Mülheimer Bürger konnte „das ,Rumgeeiere’ nicht mehr ertragen“

„Eine unendliche Geschichte – ich konnte das ,Rumgeeiere’ nicht mehr ertragen“, stöhnt Stolz entnervt, der vor rund 22 Jahren die „Zinkhütte 49“, die Jugendschutzstelle an der Zinkhüttenstraße für junge Menschen zwischen zwölf und 18 Jahren gründete. Das Architekturstudium kam dem ehemaligen Geschäftsführer des „Gerhard-Ter­steegen-Instituts“ zu Passe, um die Kiosk-Ruine in etwas Ansehnliches für die Innenstadt zu verwandeln: „die SKKR oder auch StolzeKunstKioskRuine“, schlägt Stolz augenzwinkernd vor.

Statt also das morsche Ding teuer mit der Abrissbirne bekannt zu machen, wirft Stolz quasi ein Tuch drüber – ganz im Sinne der spektakulären ,Verpackungskünstler’ Christo und Jeanne-Claude. „Damit mal etwas Schönes passiert“, meint der Ruheständler. Denn „Christo verhüllt etwas damit die Fantasie beflügelt werden kann, das soll ein neuer Hingucker in der Mülheimer Innenstadt werden“. Ein Mülheimer Baumarkt sei sicherlich bereit als Sponsor aufzutreten, glaubt Stolz.

So stellt sich Günther Stolz die neue Kunst am Bau vor: eine Verhüllung a la Christo.
So stellt sich Günther Stolz die neue Kunst am Bau vor: eine Verhüllung a la Christo. © Günther Stolz

Tuch statt Abrissbirne: So wird aus dem Schandfleck ein Hingucker

Und so könnte die Ruine unkompliziert aufgehübscht werden: Der Kiosk wird eingepackt mit einer mehrschichtigen Mischung aus Maschen-, Kaninchenstall- und Fliegengitterdraht, verschnürt mit Stahlseilen und Gliederketten. Das wäre „insgesamt Vandalismus unanfällig“, schätzt der Mülheimer.

Eine preiswerte LED-Technik hinter den Drähten mit Bewegungsmeldern und mit unterschiedlichen Lichtzeiten verwandelt die verhüllte Butze vor allem abends in eine schillernde Skulptur. Und den Rathausplatz wieder zu einem interessanten Eingangstor zur Ruhrpromenade.

„Natürlich ist der Unterstellplatz mit E-Bikes Ladestationen ausgestattet. Ein Mülheimer Unternehmen hilft da bestimmt“, überlegt Stolz weiter. Das Dach soll dezent begrünt werden. Das käme vielleicht auch der hoch umstrittenen „Aussichtsplattform“ am RS1 zugute, die aktuell neben dem „Baum“ besonders abends ein schillerndes Kunstwerk zu bieten hätte.

Mülheimer Bürger bietet der Stadt kostenlos seine Beratung an

Stolz sieht kurzfristig Vorteile auch gegenüber einer eher mittel- bis langfristig umsetzbaren Pommesbude – und ob sich diese überhaupt lohne? „Es gibt am Ruhrufer schließlich genug Gastronomie“, glaubt der kreative Unruheständler. „Damit nun endlich mal etwas ins Laufen kommt“, böte der ehemalige Geschäftsführer seine Beratungs- und Planungskompetenz kostenfrei zu diesem Projekt an, um die Stadtverwaltung zu unterstützen „und mit Kreativität und Fantasie das stoische Blicken auf Zahlen ein wenig in den Hintergrund zu stellen“.

Wie lange soll das temporäre Kunstwerk stehen bleiben? „Mal sehen“, meint Stolz, schließlich halte nichts länger als ein Provisorium.