Mülheim. Ärmel hochgekrempelt und Spritze in den Arm – so liefen die ersten Impfungen an Mülheimer Schulen. Was Schüler, Lehrer und der Impfarzt berichten.

An den weiterführenden Schulen ist die Impfaktion angelaufen, nachdem vergangene Woche bereits 167 junge Mülheimer an den Berufskollegs geimpft worden sind. In dieser Woche sollen stadtweit insgesamt 650 Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren die Erstimpfung in den Schulgebäuden bekommen.

Corona-Immunisierung statt Chemie, Impfen statt Theateraufführung in der Aula: Die Impfkampagne ist am Montagmorgen an der Realschule Broich und dem benachbarten Gymnasium gestartet – im Laufe der Woche folgen alle Gymnasien, Gesamtschulen, Realschulen und die Hauptschule am Hexbachtal.

Schüler aus drei Schulen kommen in die Aula der Realschule Stadtmitte

Am Dienstagmorgen hat das mobile Impfteam die Aula der Realschule Stadtmitte in Beschlag genommen – vor der Tür reihen sich Schülerinnen und Schüler auf, die nötigen Unterlagen in der Hand und die Maske im Gesicht. Nicht nur die heimischen Realschüler stehen an, sondern auch die Gymnasiasten von nebenan, Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren, die die Otto-Pankok-Schule besuchen. Rund 40 werden es sein, gibt Schulleiter Jens Schuhknecht an. „Und später kommt noch die Luiseschule“, ergänzt Sabine Dilbat, Leiterin der Realschule Stadtmitte.

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Elias ist einer von denen, die die Spritze schon hinter sich haben. „Es hat kurz gepikst, aber das war’s dann auch schon“, beschreibt der Zwölfjährige. Ein bisschen aufgeregt, das war er schon, gibt der Realschüler zu. Ein Mädchen aus seiner Klasse habe sogar richtig Angst vor der Spritze gehabt, erzählt Elias, sagt dann aber erleichtert: „Ihr geht es jetzt wieder gut.“ Also: Alles halb so schlimm – und zurück in den Unterricht.

Bürokratie bei der Anmeldung ist für manche Eltern nach Aussage der Schulleiterin eine Herausforderung

Dass der Tag, an dem die Aula zum Impfzentrum wird, ein besonderer ist, registriert auch Schulleiterin Sabine Dilbat. Noch mehr Gewusel auf den Fluren, bei manchem Unsicherheit oder noch Beratungsbedarf. „Die Anmeldung war im Vorfeld recht bürokratisch und eine echte Herausforderung für manche Eltern“, sagt die Schulleiterin, die überzeugt ist: „Wenn wir mehr Vorlauf gehabt hätten, hätten wir auch mehr Resonanz auf das Impfangebot bekommen.“

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So stehen am Dienstagvormittag zunächst nur 34 Impfwillige auf der Liste der Realschule, die insgesamt rund 700 Schülerinnen und Schüler besuchen. Mit einer Handvoll Nachrückern werden es schließlich gut 40 Geimpfte.

Papiere fürs Impfen sind teils nicht vollständig

Was die Zahl beeinflusse, sagt Dilbat, sei die Tatsache, dass der zehnte Jahrgang komplett nicht da ist, sondern gerade auf Klassenfahrt. Die Zehntklässler wären genau in der Altersgruppe gewesen, die sich – teils auch schon ohne die schriftliche Einwilligung eines Erziehungsberechtigten, die Unter-16-Jährige noch vorweisen müssen – impfen lassen können.

An den Papieren und deren Vollständigkeit hat es indes in den ersten beiden Tagen der Schul-Impfaktion mitunter gehapert – ganz gleich in welcher Altersgruppe und an welcher Schule. Mal fehlte ein Formular, mal die Unterschrift. Die Folge: keine Spritze für das betreffende Kind. „Auch am Montag an den ersten Schulen ist das bereits vorgekommen“, berichtet Dr. Stephan von Lackum, der leitende Impfarzt. Plan B für den betreffenden Schüler oder die betreffende Schülerin: Auf zum Impfzentrum und dort impfen lassen. „Das haben am Nachmittag auch direkt einige gemacht“, sagt von Lackum.

Schülerinnen kennen Diskussion übers Impfen aus dem Freundeskreis

Bei Lea und Lilith ist Plan B nicht nötig – sie hatten alles dabei und gehören jetzt zu den Geimpften. Die beiden 15-jährigen Mädchen sind zusammen zum Impftermin gekommen und sitzen jetzt nebeneinander die Wartezeit ab. Wächst mit der steigenden Zahl der Geimpften auf dem Schulhof nicht der Druck auf diejenigen, die sich gegen eine Impfung entschieden haben? „Das Impfen ist auf jeden Fall ein Thema im Freundeskreis“, erzählt Lilith, die die zehnte Klasse am OP besucht.

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Ihr Beweggrund, sich impfen zu lassen, ist indes ein anderer als Druck von außen: „Man sieht so viel, was wegen Corona passiert. Außerdem bin ich das Testen leid und möchte endlich wieder normalen Alltag.“ Die Diskussion über das Für und Wider des Impfens kennt auch Maja aus ihrem Umfeld. „Eine Freundin will sich nicht impfen lassen, die wird schon öfter danach gefragt“, erzählt die 16-Jährige. Mittlerweile aber, sagt die OP-Schülerin, habe der Großteil ihrer Freunde den Piks, über den alle reden, bekommen.

Gruppendynamik bewegt manchen dazu, sich impfen zu lassen

Mancher spricht gar von Gruppenzwang auf dem Schulhof. Dr. Stephan von Lackum, der leitende Impfarzt, dreht’s ins Positive und nennt es eine Gruppendynamik. „Wir erreichen hier genau das Klientel, das wir erreichen wollen“, sagt der Mediziner, als er seinen Blick durch die Aula schweifen lässt. Und noch eine gute Nachricht hat er im Gepäck: Wenn in drei Wochen für die jetzt Geimpften die Zweitimpfungen anstehen, wird das mobile Impfteam noch einmal Erstimpfungen verteilen.