Mülheim. Auftakt der Schulimpfungen in Mülheim am Berufskolleg Stadtmitte: Warum mancher Schüler seine Zweifel überwand und sich doch impfen ließ.

Seit Dienstag wird auch an Mülheimer Schulen gegen Corona geimpft. Der erste Stopp des mobilen Impfteams war das Berufskolleg Stadtmitte mit seinen Standorten an der Kluse und an der Von-Bock-Straße. Rund 100 junge Erwachsene haben das Angebot, den Piks mit der Immunisierung zu bekommen, angenommen. Warum manche Berufsschülerinnen und Berufsschüler ihre Zweifel überwunden haben und sich doch impfen ließen.

Sie habe lange gezweifelt, ob sie sich impfen lassen soll, erzählt Mathumitha. Zu neu sei der Impfstoff, sagt die 21-Jährige, die eine Ausbildung in der Kinderpflege macht und das Berufskolleg Stadtmitte an der Von-Bock-Straße besucht. „Man weiß einfach bislang wenig über den Impfstoff“, bringt die junge Frau ihre Bedenken zum Ausdruck.

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Bester Grund, sich impfen zu lassen: Bloß nicht mehr testen müssen

Jetzt aber hat sie den Piks schon hinter sich – „hat gar nicht wehgetan“ – und nun sieht sie auch die Vorteile: „In meiner Familie und bei meinen Freunden sind inzwischen fast alle geimpft.“ Nun also gehört auch Mathumitha zu den Geimpften. Genau wie ihre Schulkollegin Michelle. Die 20-Jährige steckt in der gleichen Ausbildung und sieht das Angebot von Impfterminen im Berufskolleg pragmatisch: „In der Schule bin ich ja eh, so habe ich mir den Weg zum Hausarzt gespart.“

Schulimpfungen

Das mobile Impfteam hat am Mittwoch seinen Einsatz am Berufskolleg Stadtmitte beendet. Es zieht am Donnerstag weiter und macht Station am Berufskolleg Lehnerstraße in Saarn.

In der kommenden Woche stehen dann die weiterführenden Schulen an. Fünf Tage sind ab Montag für Schulimpfungen angesetzt, drei Wochen später findet dort wie auch an den Berufskollegs die Zweitimpfung statt.

Das Mülheimer Impfangebot richtet sich an alle Schüler ab zwölf Jahren – gemäß Empfehlung der Stiko. Unter 16-Jährige benötigen allerdings die schriftliche Einwilligung der Erziehungsberechtigten.

Was die jungen Erwachsenen aber vor allem durch ihre Impfung los sein wollen: Das nervige Testen – ständig das Stäbchen in die Nase stecken, um auszuschließen, dass man das Virus mit sich trägt, sei es in der Schule oder wenn man etwas unternehmen will. „Damit bin ich jetzt fertig“, sagt Michelle entschlossen. „Ich hab keinen Bock mehr auf Schnelltests“, sagt auch Diyar. Der 19-Jährige besucht die zehnte Klasse des Berufskollegs und hat zum Impfen in der Aula direkt noch seinen Kumpel mitgebracht. „Zusammen geht das besser“, findet der junge Mann und klopft seinem Freund auf die Schulter. Diyar hatte bislang noch keine Gelegenheit gehabt, sich impfen zu lassen, erzählt er – Zweifel aber hatte er nie, betont der Berufsschüler: „Meine Schwestern hatten schon Corona und mein Vater ist vorerkrankt – da will ich vorsichtig sein.“

In der Aula des Standortes an der Von-Bock-Straße des Berufskollegs Stadtmitte wurden erstmals in Mülheim Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer mobilen Impfaktion gegen Corona geimpft.
In der Aula des Standortes an der Von-Bock-Straße des Berufskollegs Stadtmitte wurden erstmals in Mülheim Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer mobilen Impfaktion gegen Corona geimpft. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Insgesamt rund 100 Schülerinnen und Schüler am Berufskolleg Stadtmitte geimpft

Rund 100 Schülerinnen und Schüler sind an den zwei Tagen am Berufskolleg Stadtmitte geimpft worden, bilanziert der Leitende Impfarzt Dr. Stephan von Lackum. „Wir haben damit genau die Gruppe erreicht, die wir erreichen wollten: Junge Erwachsene aus allen Nationen, deren familiärerer Hintergrund teils eher skeptisch dem Impfen gegenüber ist“, sagt von Lackum.

An den beiden Standorten des Berufskollegs sei zuvor ordentlich die Werbetrommel gerührt worden, Lehrer verteilten die Anamnesebögen, gaben nach Möglichkeit Hilfestellung, berichtet Schulleiter Jörg Brodka. „Wir haben bei der Abfrage des Bedarfs erfahren, dass doch schon ein Großteil geimpft ist – etwa über die großen Betriebe, in denen unsere gewerblich-technischen Schüler ihre Ausbildung machen. Auch unsere Erzieherinnen und Erzieher sind quasi zu 100 Prozent geimpft.“

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Mancher an der Berufsschule hatte bereits die erste Impfung

Teils, ergänzt Stephan von Lackum, sei der Impfschutz mancher Schüler, die anderswo bereits die erste Spritze erhalten hatten, bei der Aktion in der Berufsschule komplettiert worden. Das bestätigt vor Ort die Impfärztin Dr. Patrizia Halfmann und fügt hinzu: „Die jungen Leute scheinen durch die Medien gut aufgeklärt zu sein, es gibt wenig Beratungsbedarf.“ Mit auf den Weg gibt die junge Ärztin aber jedem der frischen Impflinge, dass nach der Impfung tunlichst auf Sport verzichtet werden sollte – im Zweifel bis zu einer Woche, um die Gefahr von Nebenwirkungen wie Herzmuskelentzündung zu bannen.

Zunächst vorsichtig und etwas besorgt um ihre Gesundheit war mit Blick auf die Corona-Impfung auch Angelina. Nun aber hat die 17-Jährige sich durchgerungen und sich den Piks zwischen zwei Schulstunden verpassen lassen. „Jetzt habe ich es hinter mir“, sagt die Berufsschülerin erleichtert, räumt aber ein, dass sie „jeden versteht, der sich nicht impfen lässt – es ist die eigene Entscheidung“. Sie habe durchaus immer mehr Druck von außen empfunden, sich jetzt endlich immunisieren zu lassen, denn der Impfstatus werde an immer mehr Stellen abgefragt. Entscheidender noch sei aber für sie gewesen, sagt die 17-Jährige, dass sie so auch andere schütze. Angelina weiß, wovon sie spricht: „Meine Eltern haben schon Corona gehabt.“