Mülheim. Erst hätte ein Großbrand das geplante Hafencenter in Mülheim fast erledigt, dann hakte es beim Baumaterial. Ob der Herbst ein Happy-End bringt?

Das neue Hafencenter im früheren Real-Markt an der Weseler Straße, Anfang des Jahres frisch angekündigt, wurde im Februar durch den Großbrand auf dem Gelände akut gefährdet. Doch quasi noch neben den rauchenden Trümmern entschied der Investor: Das geplante Einkaufscenter mit Edeka Paschmann, Lidl und dm kommt trotzdem, es dauert nach dem Unglück nur länger.

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Mitte August, gut ein halbes Jahr nach dem Großbrand, präsentiert sich das Areal an der Weseler Straße immer noch als Großbaustelle, weiträumig umzäunt, aber gut einsehbar. Der Rohbau ist dicht umstellt von Containern, Baggern und diversen anderen Baumaschinen. Auf dem Flachdach stapelt sich Material.

Der von den Flammen völlig verkohlte, eingestürzte Gebäudeteil ist schon seit dem Frühjahr abgerissen. „Die Brandstelle ist komplett aufgeräumt, Stahlträger und Schutt wurden entsorgt“, berichtet der Eigentümer, ein Mülheimer Immobilienunternehmer.

Brand hat offenbar keine Schadstoffe hinterlassen

Glücklicherweise habe man nur harmlose Brandrückstände entsorgen müssen, keinerlei Schadstoffe. Eine Brandschutzmauer hat den Bereich des früheren Real-Marktes - das künftige Hafencenter - vor den Flammen zwar wirksam abgeschirmt, aber auch Schaden genommen. Damit sie wieder funktionstüchtig ist, musste die äußere Stahlkonstruktion erneuert werden, ebenso Teile des Mauerwerks.

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Rund um den Gebäudekomplex werden Parkplätze entstehen, die Bodenfläche ist bereits großflächig planiert. Doch man ahnt, dass noch viel Arbeit bevorsteht, dass aus der angekündigten Eröffnung in diesem Sommer nichts wird. „Wir werden erst im Herbst eröffnen“, sagt der Bauherr, „im Oktober oder November.“

Auch Edeka Paschmann rechnet mit Eröffnung im Herbst

Einen Termin im Herbst hält man auch in der Chefetage der Mülheimer Supermarktkette Edeka Paschmann für realistisch, die in das neue Hafencenter als Hauptmieter einziehen wird. Geschäftsführer Falk Paschmann deutet an, dass dem Eigentümer auch der Materialmangel im Baubereich zu schaffen macht, unter dem Projekte allerorten leiden.

Materialknappheit ein Grund für die Verzögerung

Der Investor bestätigt das, er sagt: „Materialknappheit merken wir deutlich. Sie ist tatsächlich ein Grund für die Verzögerungen.“ Vor allem Kunststoffelemente seien nicht lieferbar gewesen, beispielsweise Paletten für die Fassade. Da aber der Umbau des ehemaligen Real-Marktes schon lange vor dem Brand begonnen hatte, waren Maurer, Dachdecker, Stahlbauer bereits beauftragt, so dass hier keine langwierige Suche mehr vonnöten war.

Großbrand im frostigen Februar

Der Großbrand wütete in der Nacht vom 7. auf 8. Februar 2021 auf dem Gewerbegelände an der Weseler Straße.

Zerstört wurde der westliche Teil des Gebäudes, mit Läden wie KiK, Dogstyler, einem E-Scooter-Shop und einer Waschanlage.

Zeitweise waren rund 350 Einsatzkräfte vor Ort, auch Feuerwehrleute aus Nachbarstädten bekämpften die Flammen bei Frost und Eis.

Die Brandursache konnte wegen der massiven Zerstörung nicht mehr ermittelt werden.

Weiterhin bleibt es auch dabei, dass der abgebrannte und abgerissene Gebäudeteil wieder aufgebaut werden soll. Hierfür mag der Bauherr aber noch keine Prognose geben, er deutet an, dass er mit mindestens zwei, drei Jahren rechnet. Die Mietverträge mit den bisherigen Dienstleistern und Händlern seien noch nicht angetastet, über mögliche Verlängerungen noch nicht gesprochen worden.

Waschstraße weicht dem großen Konkurrenten Mr. Wash

Den Textildiscounter KiK würde er gerne zurückholen an den Standort, so der Mülheimer Investor. Die Waschstraße wird an der Weseler Straße allerdings nicht mehr eröffnen. Der Betreiber fürchtet wohl auch die drohende Konkurrenz durch die Essener Kette Mr Wash. Sie hat angekündigt, auf dem ehemaligen Jost-Areal im Hafengebiet groß einzusteigen, mit 50 bis 60 Mitarbeitern und einer Kapazität von rund 2000 Autowäschen pro Tag.