Mülheim. Im feucht-warmen Sommer haben Zecken Hochkonjunktur. Ein Kinderarzt und eine Tierärztin geben Tipps zum Schutz vor den Blutsaugern.
Sie lauern im Freien und lassen sich abstreifen, sobald ihnen ein potenzielles Opfer nah genug kommt – Zecken haben gerade Hochkonjunktur. Das feucht-warme Wetter der vergangenen Wochen scheint die Ausbreitung der kleinen Blutsauger noch befördert zu haben. Was ein Kinderarzt und eine Tierärztin raten, um Mensch und Tier vor Zecken zu schützen.
„Es scheinen schon mehr Zecken unterwegs zu sein“, hat Dr. Olaf Kaiser, Kinderarzt in der Praxis Kids 4.0 und Obmann im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, beobachtet. Dem Menschen gefährlich werden kann vor allem die Hirnhautentzündung Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
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Mülheim gilt zwar nicht als endemisches Gebiet der FSME. Das liegt laut Robert-Koch-Institut (RKI) vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen sowie Sachsen und in Teilen Thüringens – und damit in manchem Urlaubsgebiet. Wer in ein Risikogebiet reist, sollte über eine Impfung nachdenken – für seine Kinder und für sich selbst, rät der Kinderarzt. Denn Olaf Kaiser gibt zu Bedenken: „FSME-Folgen sind nicht gut zu behandeln.“ Langzeitfolgen seien nicht auszuschließen.
Sich vor Zecken schützen – mit langer Kleidung und Sprays
Sich also gar nicht erst eine Zecke einzufangen, müsse das Ziel sein. Lange Kleidung und etwa auch Spray für die Haut, das Zecken abschreckt, seien ein guter Schutz. „Zudem sollte man die Kinder nach jedem Aufenthalt in der Natur nach Zecken absuchen – auch in den Körperfalten, wo es warm und dunkel ist“, sagt Kaiser. Wichtig sei, die kleinen Blutsauger möglichst rasch zu entfernen.
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„Je länger die Zecke am Körper sitzt, desto größer ist die Chance, dass sie Krankheitserreger überträgt“, sagt auch Tierärztin Dr. Martina Merkt. Ideal sei, die Zecke innerhalb der ersten 24 Stunden zu entfernen, nachdem sie sich festgebissen hat. „Die Stelle, an der die Zecke gesessen hat, bloß nicht vor dem Herausziehen desinfizieren, sondern erst, wenn die Zecke raus ist“, betont Kinderarzt Kaiser. Diese Tipps gelten sowohl für Mensch als auch für Tier.
Ein weiteres Problem aus Sicht des Kinderarztes: Nicht jeder Zeckenbiss wird bemerkt – damit könnten später auftretende, unspezifische Symptome eher schwer zugeordnet werden. Bei der Borreliose, die auch in unseren Breiten vorkommt, seien etwa Wanderröte, Kopfschmerzen und der Ausfall von Gesichtsnerven Hinweise, die Eltern alarmieren sollten. Die Borreliose könne aber in der Regel gut mit Antibiotika behandelt werden, sagt der Mediziner.
Bei Haustieren prophylaktisch Zeckenschutzmittel verwenden
„Mittlerweile stecken auch andere Erreger in Zecken, die Tiere aus dem Ausland mitbringen“, so Tierärztin Dr. Martina Merkt. Bereits seit drei Jahren beobachtet sie, dass es deutlich mehr der kleinen Blutsauger gibt. Mindestens zwei neue Zeckenarten träten mittlerweile auch bei uns auf, die aus anderen Ländern eingewandert – oder vielmehr eingeschleppt – worden sind, erklärt die Veterinärmedizinerin und sagt: „Die sterben im Winter nicht ab.“ Deshalb empfiehlt sie ihren Kunden, bei den Haustieren auch in den kälteren Monaten prophylaktisch Zeckenschutzmittel zu verwenden.
Das A und O, um eine Infektion zu vermeiden, sei neben dem schnellen Auffinden das richtige Entfernen der Zecke, betont die Tierärztin. Um die lästigen kleinen Spinnentierchen sicher zu entfernen, rät die Tierärztin, die Zecke mit einer guten Zeckenzange oder Pinzette möglichst weit unten an der Eintrittsstelle zu fassen und mit stetigem Zug herauszubefördern. „Man darf die Zecke dabei nicht drehen“, mahnt die Expertin. Für Tier und Mensch gilt: Einstichstelle beobachten und bei Auffälligkeiten zum Arzt.