Mülheim. . Zehn Monate nach dem Brand eines Tanklasters auf der A40 bei Mülheim ist der Lkw-Fahrer weiter flüchtig. Die Autobahn wird bald wieder gesperrt.
Die A40 bei Mülheim im Herbst des vergangenen Jahres: Der Fahrer eines Tanklasters einer Essener Spedition verliert die Kontrolle über sein Fahrzeug, prallt gegen die Leitplanken, der Lkw gerät in Brand. Tausende Liter Kraftstoff explodieren. Eine gigantische Rauchwolke zieht kilometerweit durch die Luft. Es ist fast ein kleines Wunder, dass es nur zwei Verletzte gibt. Seit dem Unfall ermitteln auch Polizei und Staatsanwaltschaft. Strafrechtliche Folgen hat der Vorfall allerdings bis heute nicht gehabt.
Der Lkw-Fahrer, ein damals 41-jähriger Deutscher, der nach dem Unfall mit schweren Verletzungen in einem Krankenhaus behandelt worden war, ist danach offenbar untergetaucht und weiter flüchtig. "Sein Aufenthaltsort ist unbekannt", sagt eine Sprecherin der zuständigen Duisburger Staatsanwaltschaft. Es liefen Fahndungsmaßnahmen. Details dazu verrät sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Auch zur Frage, ob gegen den Mann ein Haftbefehl vorliegt, macht die Sprecherin keine Angaben.
Promillegehalt im Bereich der absoluten Fahruntüchtigkeit
Der Mann war zum Unfallzeitpunkt, am 17. September 2020, mittags gegen 13.30 Uhr, betrunken. „Der Promillegehalt lag im Bereich der absoluten Fahruntüchtigkeit, somit über 1,1 Promille“, so hatte es die Staatsanwaltschaft Duisburg angegeben. Diese „erhebliche Alkoholisierung des Beschuldigten zur Tatzeit“ gilt demnach auch als Unfallursache. Dem Mann werden Gefährdung des Straßenverkehrs, fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Brandstiftung vorgeworfen. Auch ein weiterer Autofahrer war bei bei einer Kollision des havarierten Lasters unmittelbar vor dem Brand schwer verletzt worden.
Durch das verheerende Feuer wurden nicht nur die Fahrbahn, sondern vor allem die Brücken auf der Bahnstrecke, die Oberhausen und Duisburg mit Mülheim verbinden, schwer in Mitleidenschaft gezogen. Seitdem arbeitet die Deutsche Bahn daran, die Schäden zu beheben und die alte Infrastruktur wiederherzustellen. Anfang August steht das von dem Unternehmen im Frühjahr angekündigte "große Finale" an. Für die fünfte Bauphase am Unfallort wird auch die A40 von Freitag, 13. August, 20 Uhr, bis Montag, 23. August, 5 Uhr, wieder voll gesperrt werden. Auf der Bahnstrecke verkehren zwischen Sonntag, 15. August, 6 Uhr, bis Freitag, 20. August, 6 Uhr, in beiden Richtungen keine Züge.
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Behelfsbrücken sollen im September in Betrieb gehen
Dann werden mit zwei nebeneinander auf engstem Raum arbeitenden 750-Tonnen-Kränen zwei weitere Behelfsbrücken für die bei dem Brand zerstörten früheren Bauwerke eingebaut. Im Anschluss werden noch die Gleise verlegt. Über sie sollen künftig Güterzüge und die S-Bahn von und nach Oberhausen rollen. In Betrieb genommen werden sollen die Hilfsbrücken ab Anfang September. Erst knapp ein Jahr nach dem Brand also wäre der Schienenersatzverkehr zwischen Mülheim und Oberhausen endgültig Geschichte. Wenn die Behelfsbrücken stehen, ist erstmal Ruhe. Aber es ist ein Provisorium. Nach deren Fertigstellung will die Bahn mit den Planungen für komplett neue Brücken beginnen.
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Erst gegen Ende 2020 konnten überhaupt wieder Züge in beiden Richtungen zwischen Essen und Duisburg an der Unfallstelle vorbeifahren. Seit Ostern erneuert die Bahn die Brückenbauwerke. Nicht nur nach dem Brand, auch für die Baumaßnahmen mussten Bahnstrecke und A40 immer wieder für teils längere Zeiträume gesperrt werden. Die durch den Brand entstandenen Schäden hatte die Bahn schon im Frühjahr 2021 im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich angesiedelt. Es ist wahrscheinlich, dass auf den Lkw-Fahrer neben den strafrechtlichen Konsequenzen auch Regress-Forderungen zukommen. Vorausgesetzt, er taucht jemals wieder auf.
Auswirkungen auf den Straßen- und den Eisenbahnverkehr
- Gesperrt wird die A40 in beiden Richtungen. In Fahrtrichtung Essen ab Kreuz Kaiserberg. Die Ausfahrt Mülheim an der Ruhr (15) kann aus Richtung Duisburg nicht erreicht werden. Ebenfalls gesperrt wird die Ausfahrt Kaiserberg: Auch hier ist eine Abfahrt nicht möglich.
- Die Züge des Fernverkehrs werden zwischen Dortmund bzw. Gelsenkirchen und Duisburg bzw. Köln umgeleitet. In Bochum, Essen und Mülheim entfallen alle ICE-/IC-Halte. Einzelne Züge entfallen abschnittsweise. Es kommt zu veränderten Ankunfts- und Abfahrtszeiten sowie Fahrzeitverlängerungen von bis zu 20 Minuten. Ab Bochum bzw. Essen bestehen Umsteigeverbindungen zu den Fernverkehrsbahnhöfen Dortmund und Gelsenkirchen mit den Zügen des Nahverkehrs.