Mülheim. Die Deutsche Bahn bereitet in Mülheim nach dem schweren Lkw-Brand auf der A 40 den Bau von zwei Behelfsbrücken vor. Pfingsten geht’s weiter.

„Guck‘ mal Papa, wie das staubt.“ Der achtjährige Paul hat seinen Fahrradhelm noch auf, als er auf der Plattform oberhalb der Alstadener Straße die riesige Baustelle auf der A 40 beobachtet. Das Schauspiel ist bei Weitem nicht nur für Kinder faszinierend.

Unten auf der Fahrbahn steht einer der beiden 750 Tonnen schweren Autokräne, der schwerstes Gerät auf den Bahndamm hebt. Oben bringen mehrere Arbeiter die Teile in Stellung, während einer von ihnen Anweisungen an den Kranführer funkt. „Noch ein bisschen weiter rum“, „jetzt komm‘ mal noch ein bisschen vor“. Millimeterarbeit mit tonnenschwerem Material.

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Zwei weitere Behelfsbrücken über die A 40 werden entstehen

Nach dem schweren Lkw-Brand im vergangenen September bereitet die Deutsche Bahn über Christi Himmelfahrt den Bau von zwei weiteren Hilfsbrücken für den Güterverkehr (eingleisig) und die S-Bahn (zweigleisig) vor. Die 26 Meter langen Behelfsbrücken sollen künftig von vier Widerlagern getragen werden.

Die Zahl 26 taucht noch ein zweites Mal auf. So tief treibt die DB insgesamt 46 Bohrpfähle von einem Meter Durchmesser in die Styrumer Erde.

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Von Kristina Mader und Frank-Rainer Hesselmann

Lkw warteten schon vor der Sperrung auf den Startschuss

Dazu wurde die A 40 bereits am Mittwochabend um 20 Uhr vollgesperrt. „Wer vorher dort vorbeigefahren ist, wird schon 30 bis 50 Lkw dort stehen gesehen haben“, sagt Ali Shahnazian, einer der vier Bauleiter. Als die Sperrung vollzogen war, konnten die Arbeiter loslegen.

Noch am Mittwochabend begann die Aufstellung der riesigen Kräne, die am Ende weit über die Dächer von Styrum hinausragten und schon von Weitem zu sehen waren. Sie kamen nicht an einem Stück, sondern auf mehrere Lkw-Ladungen aufgeteilt nach Mülheim. Die komplette Aufstellung dauert sechs Stunden. „In der Dämmerung haben wir die ersten Bohrgeräte hochgezogen“, erläutert Shahnazian.

Autobahn soll am Freitagabend bereits wieder freigegeben werden

Millimeterarbeit mit tonnenschwerem Material: Bauarbeiter bei der Arbeit für neue Behelfsbrücken über der A 40 in Mülheim-Styrum.
Millimeterarbeit mit tonnenschwerem Material: Bauarbeiter bei der Arbeit für neue Behelfsbrücken über der A 40 in Mülheim-Styrum. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Zeit haben die Arbeiter nicht zu verlieren, denn schon am Freitag um 22 Uhr soll die Autobahn wieder freigegeben werden. „Das ist eine schwierige logistische Arbeit mit hoher Sicherheit“, so der Bauleiter. Fast 50 Männer und Frauen sind gleichzeitig an mehreren Teilbaustellen beschäftigt.

Neben der Arbeitssicherheit müssen die Verantwortlichen freilich auch das Thema Corona fest im Blick haben. „Alle Arbeiter sind vorher getestet worden“, betont Shahnazian.

Schaulustige beobachten die Bauarbeiten in Mülheim-Styrum

Weitere Sperrungen an Pfingsten

Für die Bohrarbeiten werden zehn Tage veranschlagt. Daher muss die Autobahn über Pfingsten ein weiteres Mal gesperrt werden. Und zwar im Zeitraum von Freitag, 21. Mai, um 20 Uhr bis Dienstag, 25. Mai, um 5 Uhr morgens.

In dieser Phase werden die Bohrgeräte vom Bahndamm heruntergenommen und durch jeweils 65 Tonnen schwere Rammgeräte ersetzt. Parallel wird auch die Bahnstrecke zwischen Essen und Duisburg in beide Richtungen gesperrt, da gleichzeitig das neue Stellwerk in Duisburg in Betrieb genommen wird.

Oben auf der Plattform auf der stillgelegten Trasse der Zechenbahn sehen sich immer wieder Schaulustige das Geschehen auf der Großbaustelle an. Einige Radfahrer nehmen extra einen Umweg und legen einen kurzen Zwischenstopp ein. „Gestört werden die Arbeiten dadurch zum Glück nicht“, beruhigt der Bauleiter.

Jürgen Meyering sieht fast eine Stunde lang zu. In der Stahlindustrie war er als junger Mann selbst bei ähnlichen Projekten involviert. „Ich finde solche Baustellen immer noch faszinierend, wie eins ins andere greift, obwohl so viele verschiedene Firmen beteiligt sind“, staunt der 72-Jährige.

Ähnliche Arbeiten rund um die A 40 wie im Oktober 2020

„Die Planungen wurden dreimal geprüft, sonst würden wir ja so eine Maßnahme auch nicht durchführen“, betont Bauleiter Shahnazian. „Außerdem haben wir ja im letzten Jahr schon bewiesen, dass es funktioniert.“ Im Oktober hatten ähnliche Arbeiten stattgefunden, in deren Folge die erste Behelfsbrücke für den Fern- und S-Bahn-Verkehr gebaut werden konnte. Nun sind die Brücken zwei und drei an der Reihe. Nur eine Brücke konnte nach dem verheerenden Brand überhaupt stehen bleiben.

[+++ Hier sehen Sie eine Bildergalerie zu den Arbeiten an der A 40. +++]