Mülheim. Mülheim kann mit einem Inzidenzwert von null glänzen, die frühere Freiheit scheint greifbar nah. Was der Leiter des Krisenstabs dazu sagt.

Inzidenzen weit jenseits der 200, Ausgangsverbote am Abend – das war Mülheim im tristen April. Am Morgen des 7. Juli wird erstmals ein Inzidenzwert von null gemeldet (landesweit liegt er bei 5,77). Das bedeutet: In den vergangenen sieben Tagen hat sich kein einziger Mensch in Mülheim neu infiziert, jedenfalls wurde kein Fall gemeldet. Nur zwei Coronafälle bestehen noch am Mittwoch, neun Personen müssen in Quarantäne bleiben.

Mülheimer Krisenstabsleiter: „Immer noch können Menschen in größerer Zahl erkranken“

War’s das mit der Corona-Krise in Mülheim? Ist die Pandemie endgültig überstanden? Vermutlich nicht. „Wir sehen das als Zwischensituation“, sagt vorsichtig der Leiter des städtischen Krisenstabs, Stadtdirektor Frank Steinfort. „Erinnern Sie sich an den letzten Sommer?“ Damals waren die Inzidenzen niedrig, die Leute an der Luft. Inzwischen sind viel mehr Menschen geimpft, räumt Steinfort ein, „aber immer noch können Menschen in größerer Zahl erkranken“.

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Am Mittwoch und Donnerstag gilt noch die bisherige Kategorisierung: Ob die Inzidenz bei null, fünf oder 34 liegt, Mülheim gehört zur Inzidenzstufe 1, die NRW-weit das Leben in Städten und Kreisen mit einem Inzidenzwert unter 35 regelt. Doch die Coronaschutzverordnung des Landes war bis zum 8. Juli befristet.

Am Mittwochnachmittag hat NRW-Gesundheitsminister Laumann spektakuläre Lockerungen verkündet. Ab Freitag wird eine neue Inzidenzstufe 0 eingeführt, für Kommunen mit einstelligen Inzidenzwerten, zu denen Mülheim momentan mit Sicherheit gehört. Dann entfallen die Kontaktbeschränkungen, Musikfestivals, Messen und Märkte dürfen wieder stattfinden. Auch Clubs und Discos können wieder öffnen - eigentlich hätte es erst Ende August so weit sein sollen.

Maskenpflicht mit Symbolwirkung

Die Maskenpflicht bleibt in der Inzidenzstufe 0 nur noch im ÖPNV und im Einzelhandel bestehen. Überall sonst wird Mund-Nasenschutz lediglich empfohlen. Der Mülheimer Krisenstabsleiter Frank Steinfort hält die Maskenpflicht etwa in öffentlichen Gebäuden weiterhin für sinnvoll: „Es ist auch ein Symbol, damit alle daran denken: Die Sache ist noch nicht vorbei.“

Nur noch zwei Infizierte in der Stadt

Nur noch zwei aktuelle Coronafälle waren am Mittwoch in Mülheim gemeldet: ein junger Mensch unter 20 und eine Person aus der Altersgruppe zwischen 40 und 60 Jahren.

In allen Stadtteilen liegt der Inzidenzwert am 7. Juli einheitlich bei null.

In den Mülheimer Kitas, die längst noch nicht alle Sommerpause machen, gilt derzeit keine einzige Quarantäneanordnung.

Auch der städtische Krisenstab kommt nach jetzigem Stand weiterhin zusammen - im Zwei-Wochen-Takt, abwechselnd virtuell und persönlich im großen Ratssaal. Ein zentrales Thema am vergangenen Montag seien mögliche Lockerungen für den Kundenverkehr der Stadtverwaltung gewesen, berichtet Steinfort. So erwäge man, eine Art Außenstelle des Ausländeramtes in der Wandelhalle des Rathauses einzurichten, um mehr persönliche Termine anbieten zu können.

Ärgerlich: Rund 20 Prozent der Termine im Bürgeramt verfallen

Großes Ärgernis im Bürgeramt sei, dass viele Termine nicht wahrgenommen werden. „Rund 20 Prozent der Menschen kommen einfach nicht“, so der Stadtdirektor. „Wir überlegen jetzt, ob wir entsprechend überbuchen sollen.“

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Mit Blick auf den Herbst sieht der Krisenstabsleiter die Gefahr, dass der Impfschutz vor allem bei älteren Menschen schon wieder nachlassen könnte, die Infektionszahlen erneut steigen. Auch auf mögliche Nachimpfungsaktionen müsse die Stadt Mülheim sich vorbereiten. „Wir müssen weiterhin aufpassen.“