Mülheim. Bei einem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten gehört ein 14-jähriger Mülheimer zu den Landessiegern. Sein Thema: WM-Held Helmut Rahn.

„Schäfer nach innen geflankt, Kopfball, abgewehrt! Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt…“ Nicht nur bei eingefleischten Fußballfans läuft sofort dieser Film vom entscheidenden Tor im WM-Finale 1954 ab, wenn der Name Helmut Rahn fällt. Dass hinter dem Leben des ehemaligen Fußballers aber noch mehr steckt, hat nun auch der Mülheimer Achtklässler Lasse Nierhoff herausgefunden.

Wie viele andere Menschen suchte auch der 14-Jährige schlichtweg nach neuen Beschäftigungen während der Corona-Pandemie. „Wir hatten oft einfach wenig zu tun“, sagt der Schüler des Otto-Pankok-Gymnasiums, der mit seinem Bruder schon oft an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen hat.

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Mülheimer ist einer von insgesamt 245 Landessiegern

Diesmal stieß er auf einen Geschichtswettbewerb, der von der Körber-Stiftung ausgerichtet wird und unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht. Unter insgesamt 1349 Beiträgen gehört die Arbeit des Mülheimers nun zu den 245 Landessiegern, die immerhin mit 500 Euro belohnt werden.

„Erst habe ich überlegt, etwas über den 1. BV Mülheim zu machen“, erzählt Lasse, dessen Bruder Fiete Badminton spielt. Doch am Ende beschäftigte sich der Achtklässler mit einem echten Fußballhelden.

Wie hat das Tor von Rahn Deutschland verändert?

Ehrung im Bonner Haus der Geschichte

Am 30. August werden die Landessieger von Nordrhein-Westfalen im Bonner Haus der Geschichte ausgezeichnet.

Die Besten von ihnen haben zudem die Chance, auch einen von 50 Bundespreisen zu erringen.

Am 16. November wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die fünf Erstpreisträgerinnen und Erstpreisträger im Schloß Bellevue in Berlin ehren.

„Ich bin sehr fußballinteressiert und war einfach neugierig, noch etwas Neues herauszufinden“, sagt Lasse, der selbst beim TuS Union 09 gekickt hat. Schließlich steckte in Helmut Rahn noch deutlich mehr als dieses eine Tor.

„Ich war vor allem daran interessiert, wie sein Erfolg Deutschland verändert hat“, berichtet er. Denn für viele gehört die WM 1954 zu den wichtigsten Momenten der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. „Es führte zu einer Aufwertung des Fußballsports und alle Kinder wollten beim Spielen entweder Fritz Walter oder Helmut Rahn sein“, erinnert sich Günter Preuß.

Ehemaliger Mannschaftskollege meldet sich zurück

Der heute 85-Jährige war Mannschaftskamerad von Rahn beim MSV Duisburg, als dieser 1963 vom SC Enschede in die neu gegründete Bundesliga kam. Preuß meldete sich auf die Anfrage von Lasse Nierhoff zurück, um ein paar Worte über den „Boss“ zu sagen. „Trotz seiner Erfolge war Helmut für uns ein Kumpel.“ Zudem beschreibt er Rahn als „echten Spaßvogel“.

Im Rahmen seiner Präsentation befragte der Achtklässler insgesamt 24 Personen im Alter von bis zu 80 Jahren zu Helmut Rahn. Die meisten davon bejahten die Aussage, dass das Wunder von Bern Deutschland selbst, aber auch dessen Ansehen in der Welt positiv beeinflusst habe. Einige der Befragten bringen den früheren Fußballer aber auch mit Alkohol-Eskapaden in Verbindung.

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Was bleibt? Niemanden auf eine Tat reduzieren!

Was bleibt bei Lasse Nierhoff nach dieser Recherche hängen? „Dass ich Menschen in Zukunft nicht nur auf eine Tat oder Aussage reduziere.“ Wie im Falle Rahns das entscheidende 3:2 im Finale von Bern. „Ich werde künftig genau hinschauen, ehe ich urteile“, sagt der junge Mülheimer, der – ausgerechnet – am Tag des deutschen EM-Spiels gegen Ungarn, 14 Jahre alt geworden ist.

„Helmut Rahn war mit seinem Talent zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, findet Lasse. Er sagt außerdem: „Auch wir sollten zur richtigen Zeit am richtigen Ort unsere Talente einsetzen. Das ist in dieser Corona-Zeit genauso wichtig wie in der Nachkriegszeit.“