Mülheim. Reumütig zeigte sich Umweltdezernent Peter Vermeulen im Mülheimer Rat und räumte Fehler bei der Beseitigung der Mountainbike-Strecke ein.
Es war vielleicht einer seiner schwersten Auftritte für den an Kritik gewöhnten Umweltdezernenten. Im Rat aber stellte sich Peter Vermeulen erneut den massiven Vorwürfen aus der Bürgerschaft und der Politik zum hoch umstrittenen Abriss der illegalen Mountainbike-Piste am großen Berg im Uhlenhorst. Und gestand am Donnerstagnachmittag durchaus reumütig Fehler ein.
Vermeulen: „Ich habe dem Vertrauen in Politik und Verwaltung Schaden zugefügt“
„Ich habe nicht unverzüglich die politischen Fraktionen, habe Sie alle hier nicht unmittelbar nach meiner Anordnung über mein Vorgehen noch am Freitag informiert“, bedauerte Vermeulen. Der Auftrag sei von ihm am Freitag nach einer persönlichen Visite erteilt worden. Daher hätte die Politik zur Biker-Demo am vergangenen Samstag eine Zusage eigentlich nicht machen können – wenn sie denn davon gewusst hätte, dass die Bagger längst bestellt waren.
„Ich habe Sie in die Irre geführt und dem Vertrauen in Politik und Verwaltung Schaden zugefügt. Das war falsch. Dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen“, sagte der Umweltdezernent. Auch an die Adresse der betroffenen Biker gerichtet, versicherte Vermeulen: „Mir geht es nicht darum, Mountainbikern ihren Sport zu verbieten. Mit dem Masterplan „Spielen und Bewegen“ habe ich bereits 2014 darauf hingewiesen, dass eine legale Mountainbike-Strecke in Mülheim wünschenswert wäre.“
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Warum der Mülheimer Umweltdezernent die sofortige Beseitigung anordnete
In der Sache allerdings blieb Vermeulen bei seiner Entscheidung: Den von Bikern selbst erbauten, illegalen Park habe er beseitigen müssen aufgrund von Bürgerbeschwerden gegen die Nutzung durch Mountainbiker, aufgrund der Schäden an Bäumen und Wurzeln. Aber ebenso aufgrund der „massiven Bodeneingriffe, deren Ränder bröckelig waren und Sturzquellen boten, hohe Aufbauten aus alten Baumstämmen, die teilweise morsch und brüchig waren, dass sie beim Befahren hätten einstürzen können“.
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Bereits eine Ortsbesichtigung der Forstverwaltung in der zweiten Maihälfte 2021 hätte diese Mängel festgestellt und den Rückbau der Piste empfohlen.
Vermeulen: Muss erst etwas passieren, bevor die öffentliche Hand handelt?
Vermeulen selbst will eine Familie mit kleinen Kindern beobachtet haben, die sich „der Gefahr durch plötzlich kreuzende Mountainbiker“ wegen der schlechten Einsehbarkeit nicht bewusst gewesen sei. „Ich erkannte auf Gefahr für Leib und Leben für die Mountainbiker selbst, aber auch unbeteiligte Dritte an vielen Stellen. Als Letztverantwortlicher für den Wald hätte ich mich bei fortgesetzter Duldung persönlich haftbar gemacht“, sagte der Umweltdezernent.
Warum er handelte, ohne dass dort jemals etwas passiert sei, antwortete er: „Ich frage Sie: Muss erst etwas passieren, bevor die öffentliche Hand handelt?“ Schwere Unglücke seien nicht mehr auszuschließen gewesen.
Hätten die Biker nicht selbst zurückbauen können?
Flatterband und Schilder hätten aus Sicht von Vermeulen die Nutzung der Aufbauten nicht verhindert. „So, wie es war, hätte es nicht bleiben dürften.“ Es habe für ihn deshalb keine andere Alternative gegeben, als die Strecke im wahrsten Sinne plattzumachen: „Bis dahin waren mir Streckenverantwortliche nicht bekannt. Die Strecke ist wild entstanden, über viele Jahre und mit ganz vielen Beteiligten, im Wesentlichen unorganisiert und auf Eigeninitiative.“
In Ermangelung eines Verantwortlichen habe er den Sprecher der Deutsche Initiative Mountainbike e.V. (DIMB IG Ruhrgebiet) angerufen. Dieser habe die Anordnung zwar bedauert, aber auch Problembewusstsein gezeigt. Der Sprecher soll sogar bestätigt haben, dass Vermeulen so handeln musste.
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Wie soll es nun für Mountainbiker in Mülheim weitergehen?
Ein „Trendsportkonzept“ ist bereits im Sportausschuss auf den Weg gebracht. Doch auf Anfrage der Redaktion muss auch Vermeulen einräumen, dass der Beginn eines Streckenbaus wenigstens ein Jahr dauern kann, zumal dies auch an eine politische Entscheidung zu knüpfen ist.
Inzwischen aber sind weitere – illegale – Parcours in der Stadt nicht sicher, die öffentlich über Google und Portale wie Komoot beworben werden: „Gefährliche Eingriffe in den Wald, Ein- und Aufbauten, werden aus haftungsrechtlichen Gründen immer beseitigt werden müssen, sowie die Forstverwaltung auf diese aufmerksam gemacht wird oder sie diese bemerken muss“, sagt Vermeulen. „Menschen, die bei solchen Eingriffen erwischt werden, müssen zudem mit erheblichen Strafen rechnen.“