Mülheim. Die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises in Mülheim hat Einsparungen beschlossen. Zum Umgang mit sexuellem Missbrauch gibt es neue Regeln.

Auch wenn Superintendent Gerald Hillebrand bei der jüngsten Online-Synode betonte, „dass wir uns über die groben Linien unserer Finanzplanung erst bei der kommenden Herbstsynode im November verständigen werden“, standen auch jetzt schon Beschlüsse auf der Tagesordnung der 57 Abgeordneten, die der demografischen Entwicklung und den daraus resultierenden finanziellen Konsequenzen geschuldet sind.

So wurde die Gemeinde des Selbecker Theodor-Fliedner-Dorfes aufgelöst und durch eine beim Kirchenkreis angesiedelte und von der Fliedner-Stiftung finanzierte 75-Prozent-Pfarrstelle ersetzt. Die evangelischen Bewohnerinnen und Bewohner des Fliedner-Dorfes werden Mitglieder der evangelischen Ortsgemeinde. Das ist in diesem Falle die evangelische Kirchengemeinde Broich-Saarn.

Mehr Ehrenamtliche kommen in Mülheims Seelsorge zum Einsatz

Pfarrer Gerald Hillebrand, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises An der Ruhr in Mülheim.
Pfarrer Gerald Hillebrand, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises An der Ruhr in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch im Bereich der Seelsorge sollen mehr ehrenamtlich qualifizierte Mitarbeiter zum Einsatz kommen. Das gilt sowohl für die Krankenhaus- als auch für die Notfallseelsorge und die Seniorenseelsorge in Pflegeheim. Krankenhaus-Seelsorgerin Klaudia Schmalenbach machte deutlich, „dass die Seelsorge in Corona-Zeiten sehr herausfordernd und erfüllend ist“ und insofern auch nicht ohne hauptamtliche Pfarrer auskomme. So sollen die 1,5 Pfarrstellen in der Krankenhausseelsorge und die halbe Stelle in der Notfallseelsorge erhalten bleiben.

Neben der Qualifizierung ehrenamtlicher Mitarbeiter soll auch eine stärkere übergemeindliche Vernetzung im Bereich der Kirchenmusik und der Jugendarbeit für Synergieeffekte sorgen. Gleichzeitig stimmten die Mitglieder der Kreissynode für die Einrichtung eines kirchenkreisübergreifenden Schulausschusses der Städte Mülheim, Essen und Oberhausen. Das 17-köpfige Gremium wird von der Mülheimer Religionslehrerin Judith Massenberg von der Realschule Stadtmitte geleitet.

Sexueller Missbrauch: Verpflichtung zu Konzepten zur Prävention

Sparmaßnahmen in der Ladenkirche

Der Sparkurs des Kirchenkreises, dem zurzeit 42.700 evangelische Christen angehören, schlägt sich auch in der 2004 an der Kaiserstraße 4 eröffneten Ladenkirche nieder.

Die 75-Prozent-Pfarrstelle im Team der Ladenkirche soll nicht wieder besetzt werden, sobald ihr jetziger Inhaber Pfarrer Görge Hasselhoff eine andere Pfarrstelle antreten kann. Dann wird lediglich die bereits vorhandene 25-Prozent-Stelle innerhalb des Ladenkirchen-Teams verbleiben.

Außerdem wird im Cafeteria-Betrieb der Ladenkirche eine Kooperation mit der Theodor-Fliedner-Stiftung angestrebt.

Gleichzeitig soll ein qualifizierter ehrenamtlicher Mitarbeiterstab für die Ladenkirche erhalten, gepflegt und neu aufgebaut werden.

Dem Schulausschuss gehören Pfarrer, Religionspädagogen, Presbyter und Schulverwaltungsbeamte an. Er soll die Kommunikation und den Informationsaustausch zwischen den Religionspädagogen intensivieren. Wie MEO-Schulreferent Pfarrer Alexander Maurer im Gespräch mit dieser Zeitung feststellt, „geht es für uns in einer sich demografisch wandelnden Gesellschaft darum, wie wir den Religionsunterricht organisieren können. Einerseits fühlen sich viele Christen heute unter Druck und tendieren dazu, sich ihrer eigenen Wurzeln zu vergewissern. Gleichzeitig haben wir es mit einem Traditionsabbruch zu tun und müssen uns überlegen, wie wir den christlichen Religionsunterricht in einer multikulturellen Gesellschaft offener und dialogorientierter gestalten können.“ Maurer plädiert für eine „stärkere Begegnung mit verwandten Fächern.

Mit Blick auf das Problem des sexuellen Missbrauchs beschloss die Kreissynode die umfassende Verpflichtung für alle Gemeinden und Einrichtungen des Kirchenkreises, ein vorbeugendes und zugleich im Notfall nachsorgendes Konzept zu entwickeln, das alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter für das Thema des sexuellen Missbrauchs sensibilisiert.

Vorlage von Führungszeugnissen wird für Haupt- und Ehrenamtliche Pflicht

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Demnach sollen sie alle alle fünf Jahre ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. In einem solchen erweiterten Führungszeugnis werden alle personenbezogenen Straftatbestände festgehalten. Allerdings verjähren diese Einträge, je nach Schwere der Straftat, nach drei, fünf oder zehn Jahren und werden dann wieder gelöscht. Weiter verpflichtet sich der Kirchenkreis, allen Verdachtsfällen von sexuellem Missbrauch konsequent nachzugehen und jeden Fall der rheinischen Landeskirche zu melden.

Die Kreissynode schaute auch über den lokalen Tellerrand hinaus, indem sie sich dafür aussprach, den Patentschutz für Corona-Impfstoff aufzuheben und den Aufbau von Impfstoff-Produktionskapazitäten in Entwicklungsländern zu unterstützen, um die Corona-Pandemie gerecht, effizient und weltweit zu überwinden.