Mülheim. Die Mülheimer Feuerwehr musste zu einem Großeinsatz im Rhein-Ruhr-Hafen raus. Bei einem Unternehmen, das Chemie produziert, drohte eine Explosion.
An der Timmerhellstraße im Mülheimer Hafen hatten sich auf dem Gelände der DHC Solvent Chemie GmbH Chemikalien entzündet. Die Mülheimer Feuerwehr sprach von einem Vollbrand. Zwischenzeitlich bestand Explosionsgefahr. Verletzt wurde niemand.
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Großräumig ist das Gelände der DHC Solvent Chemie GmbH an der Timmerhellstraße im Hafen am Dienstagmittag abgeriegelt, Polizeiwagen blockieren die Zufahrten, lassen niemanden mehr durch. Fußgänger, die am Rande der Sperrzone unterwegs sind, nehmen einen chemischen Geruch wahr, hören immer wieder die Sirenen von Feuerwehrautos. Ein gutes Stück entfernt steht ein Teil der DHC-Belegschaft auf dem Bürgersteig, die Augen auf das Betriebsgelände gerichtet, auf dem Feuerwehrleute darum kämpfen, dass es nicht zu einer Explosion kommt.
In einem Chemie-Betrieb im Mülheimer Hafen hat ein 15 mal 25 Meter großer Kessel gebrannt
In dem Chemie verarbeitenden Betrieb war aus einer Verteileranlage, die aus verschiedenen Tanks neun chemische Stoffe zusammenführt, eine brennbare Flüssigkeit ausgetreten, die Feuer gefangen hatte. Die Ursache ist bislang unklar. Als die Feuerwehr eintraf, stand ein 15 mal 25 Meter großer Kessel bereits in Vollbrand. Auch Substanzen, die sich in der Auffangwanne unterhalb der Anlage gesammelt hatten, brannten, so Feuerwehr-Sprecher Thorsten Drewes. Mit Messgeräten überwachten die Einsatzkräfte die Explosionsgefahr.
„Wir haben das Feuer und den Rauch vom Bürogebäude aus gesehen“, schildert eine Mitarbeiterin aus der Administration der DHC Solvent Chemie GmbH, die knapp 80 Mitarbeiter hat. Da sei allen klar gewesen: Das ist kein Probealarm. Trotzdem habe die Belegschaft ruhig und geordnet das Gelände verlassen. „Niemand hat Panik bekommen“, sagt die DHC-Mitarbeiterin und fügt hinzu: „Wir trainieren solche Fälle regelmäßig und wissen genau, was zu tun ist.“ Ein Mal im Jahr finde zudem eine Übung mit der Feuerwehr statt. Feuerwehr-Sprecher Thorsten Drewes bestätigt das: „Wir nutzen die Anlage für Trainings, daher kennen wir die Örtlichkeiten.“ Die Anlage sei bereits geräumt gewesen, als die Feuerwehr eintraf, so Drewes: „Der Alarmplan hat funktioniert, das Zusammenspiel mit den Verantwortlichen auf dem Gelände lief ausgesprochen gut.“
Warnapp meldet „Brandereignis ohne Gefahrstoffaustritt“
Zur Unterstützung hatte die Mülheimer Feuerwehr einen Fachberater der Werkfeuerwehr des BP-Werks in Gelsenkirchen hinzugerufen, der sich mit Stoffen, wie sie bei DHC Solvent verwendet werden, bestens auskenne, so Drewes. DHC Solvent ist ein europaweit bedeutsamer Produzent von Kohlenwasserstoff-Lösemitteln und anderen petrochemischen Erzeugnissen aus Mineralöl.
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Über die Warnapp NINA hatte die Mülheimer Feuerwehr die Bevölkerung um 13.04 Uhr dazu aufgerufen, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Lüftungen und Klimaanlagen sollten abgestellt werden. Das betroffene Gebiet sollten die Mülheimer zunächst meiden. „Die Stoffe, die ausgetreten sind, haben sich allerdings schnell verflüchtigt“, sagte Thorsten Drewes am Einsatzort.
Mülheims Hafengebiet weiträumig abgesperrt
Auf der Weseler Straße und auf der Timmerhellstraße stauten sich zwischenzeitlich zahlreiche Lkw, die ins Hafengebiet einfahren wollten. Mancher stand ungeduldig im Stau, stellte immer wieder die Scheibenwischer an, um zu sehen, ob es endlich wieder vorwärts geht. Die Belegschaft der DHC Solvent Chemie GmbH wurde in der Zwischenzeit, als ein starkes Gewitter übers Hafengebiet zog, von einer Nachbarfirma aufgenommen. „Wir durften uns in der Lagerhalle unterstellen“, erzählt die Mitarbeiterin, als sie später zurück ist in ihrem Büro. Die Aufräumarbeiten draußen an der Anlage gingen derweil weiter genauso wie die Schadenermittlung.
Brände im Mülheimer Chemiewerk auch schon 2012 und 2015
Vor sechs Jahren hatte es schon einmal im Betrieb der DHC Solvent gebrannt. Ende Mai 2015 hatte ein Kamin in dem Werk in Flammen gestanden, der Brand drohte auf weitere Betriebsgebäude überzugreifen. Die dunkle Rauchsäule des Brands war über der ganzen Stadt zu sehen. Seinerzeit war der Brand nach 45 Minuten unter Kontrolle gebracht.
2012 drohte bei einem Brand im Werk wie heute eine Explosion. Ein Kerosintank hatte Feuer gefangen. Die Flammen schlugen laut damaligen Augenzeugenberichten 20 bis 25 Meter in die Höhe.